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Zehn Highlights und Trends der IAA - Was man sehen muss und woran man nicht vorbeikommt

  • In AUTO
  • 13. September 2017, 15:45 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Die Traumautos von Mercedes sollte man auf der IAA auf jeden Fall besuchen. Und auch ein paar andere Highlights gehören auf den Routenplan für die Messe.

Knapp 230 Weltpremieren, 64 Europapremieren und fast 40 Fahrzeugstudien - wer die komplette IAA sehen will, muss gut zu Fuß sein. Wir haben gesammelt, was wichtig ist, was auffällt und was man nicht verpassen sollte.
 
Die Chinesen: Den Sprung nach Europa haben schon viele chinesische Hersteller versucht - bislang aber immer die Distanz unterschätzt. Die drei Kandidaten, die auf der IAA nun zum großen Schritt ansetzen, zielen aber womöglich besser als ihre Vorgänger. Borgward etwa will schon im kommenden Jahr hierzulande starten. Dabei verzichtet die Foton-Tochter mit dem traditionsreichen deutschen Namen auf ein teures Händlernetz und bietet seine Fahrzeuge stattdessen über den Leasing- und Mietwagenspezialisten Sixt an. Noch nicht ganz so konkret sind die Pläne der Great-Wall-Edelmarke Wey und von Konkurrent Chery. Sieht man sich die ausgestellten Fahrzeuge an, treffen sie aber wohl stärker den europäischen Geschmack und Qualitätsstandard als ihre Vorgänger.
 
Mercedes-Traumwagen: Autos wie den Mercedes-AMG Project One sieht man selbst auf Messen nur alle paar Jahre. Auf der Straße wird der fast drei Millionen Euro teure und auf 275 Exemplare limitierte Über-Bolide mit seinen 1.000 PS aus einem Formel-1-Antriebsstrang wohl noch seltener zu sehen sein. Ob der Extremsportler mit seiner zerklüfteten Karosserie und der Haifischflosse aus Carbon im eigentlichen Sinne schön ist, darüber lässt sich jedoch streiten. Keine Diskussionen dürfte es bei dem in der gleichen Halle gezeigten Maybach 6 Cabrio geben: Der ewig lange Luxusliner im leichten Retro-Stil zählt sicher zu den schönsten Konzeptfahrzeugen aller Zeiten. Muss man gesehen haben.
 
Die neue Bescheidenheit: Die PS-Branche hat in Deutschland zurzeit nicht das beste Image. Ein bisschen architektonische Demut kann also nicht schaden, mag sich der ein oder andere Hersteller da gesagt haben. Allen voran Audi. Haben die Ingolstädter in den vergangenen IAA-Ausgaben noch den zentralen Platz des Außengeländes mit gigantischen Pop-up-Hallen dominiert, ordnet sich die Marke nun bescheiden in der VW-Halle ein - zwischen Seat und Skoda statt direkt gegenüber von Hauptkonkurrent Mercedes. Und auch der Stand der Konzernmutter VW wirkt weniger gigantomanisch als in den Vorjahren.
 
Honda EV Concept: Beim Thema E-Auto-Design fällt vielen Herstellern offenbar nur eine Art von Aero-Futurismus ein - ,,fugenlos, windschlüpfig und futuristisch" scheint die leicht phantasielose Vorgabe aus den meisten Vorstandsetagen zu lauten. Wie man ein originelles und trotzdem gefälliges E-Mobil bauen kann, zeigt Honda mit dem EV Concept. Ob die für 2019 angekündigte Serienversion ähnlich niedlich aussieht, bleibt zwar abzuwarten. Aber die Grundlinie ist durchaus erfolgversprechend, denn sie erinnert stark an den VW Golf I. Und der war ja bekanntlich der Startschuss für eine beispiellose Erfolgsgeschichte.
 
Virtuelle Welten: Wer immer schon mal eine Virtual-Reality-Brille tragen wollte, sollte die IAA nicht verpassen. Denn an gefühlt fast jedem zweiten Stand lässt sich mittels des vor die Augen geschnallten Stereobildschirms in digitale Welten abtauchen. Bei Jaguar geht es sogar so weit, dass man auf die physische Anwesenheit der Elektroauto-Studie I-Pace verzichtet und Interessenten das SUV komplett durch die virtuelle Brille sehen lässt. Wenn das so weitergeht, kann man sich die Reise nach Frankfurt mittelfristig vielleicht ganz sparen und stattdessen ins Internet abtauchen.
 
Trendmodell Mini-SUV: Mehr als zwei Drittel aller IAA-Premieren sind SUV. Bei einem Gutteil davon handelt es sich um kleine Modelle wie den VW T-Roc, den Kia Stonic oder den Citroen C3 Aircross. Die Konzepte ähneln sich: Buntes bis freches Design, kompakte Abmessungen und gerne Frontantrieb. Wer die Unterschiede herausschälen will, um eine eventuelle Kaufentscheidung zu treffen, kann das nirgends mit geringerem Lauf-Aufwand tun als in Frankfurt.
 
Autonomes Fahren: Wer nicht gern Auto fährt, besucht wahrscheinlich nicht unbedingt eine Auto-Messe. In diesem Jahr könnte sich der Kauf eines Tickets aber trotzdem lohnen, denn mit dem Audi A8 stellt sich das weltweit bislang wohl fortschrittlichste Roboter-Serienauto der Öffentlichkeit vor. Dass die Oberklasselimousine in vielen Fahrsituationen ganz ohne menschliche Hilfe auskommt, ist allerdings nicht zu sehen. Wer einen Blick also in die weitere Zukunft werfen will, kann dies beispielsweise bei Smart tun, wo die Studie eines futuristischen Stadtmobils bereits ganz auf Lenkrad und Pedalerie verzichtet.
 
Zulieferer: Den Besuch der Zulieferer-Stände konnte man sich als normaler Autofahrer auf vielen Messen bislang sparen. Abstrakter Grauguss, Bremsscheiben und Kabelbäume zählen einfach nicht zu den Publikumsmagneten. Die Unternehmen waren sich dessen nur zu sehr bewusst und bauten sich häufig unzugänglich wirkende Burgen am Rand der Messehallen, in die fast nur Fachbesucher Zutritt erbaten. Das ändert sich, wie vor allem der offene und freundliche Auftritt des Zulieferers ThyssenKrupp zeigt - mit Bistrostand, Sitzgelegenheiten und luftigem Ambiente. Die neue Offenheit der Branche ist kein Zufall, ändert sich mit der Elektrifizierung doch das klassische Geschäftsfeld der Unternehmen - weg vom reinen Teile-Produzenten zum Lieferanten ganzer Fahrzeugsysteme inklusive Elektromotor und Mechanik-Komponenten. Weil man das Portfolio am besten in Form von ganzen Konzeptautos zeigt, gibt es auf den Ständen für das Publikum endlich auch etwas Interessantes zu sehen.
 
Tesla: Der große Abwesende der IAA. Die Kalifornier haben mit dem Model 3 zwar in den Augen vieler Beobachter das wichtigste Auto des Jahres im Programm, den Auftritt in Frankfurt sparen sie sich aber. Trotzdem spürt man den Geist des E-Auto-Pioniers in fast jeder Halle. Am stärksten in Halle 11, wo BMW die Studie I-Vision präsentiert, deren Serienversion ab 2020 zum Tesla-Jäger werden soll. Auch die anderen deutschen Premiumhersteller haben längst zum Halali auf die Premium-Stromer aus dem Silicon Valley geblasen. Wie groß die Strahlkraft der erfolgreichen Amerikaner ist, zeigt sich aber auch am Stand der chinesischen Marke Wey, die für ihre Elektro-SUV-Studie XEV sogar die Flügeltüren des Tesla Model X kopiert haben.
 
Renaults Autohaus: Normalerweise feiern auf der IAA Autos und vielleicht noch deren Teile Premiere. Bei Renault hingegen gibt nun ein Wohnhaus sein Debüt. Die großflächig verglaste Immobilie ist mehr als ein schicker Parkplatz für die Elektroauto-Studie Symbioz, sondern soll ein Modell für die Zukunft von Wohnen und Autobesitz sein. Der Pkw als Verlängerung des Wohnzimmers quasi. Wie für die Fahrzeugstudie ist für das Haus laut Designchef Laurens van den Acker sogar eine Serienproduktion denkbar. Bei Renault gäbe es dann Immobilien und Mobilien aus einer Hand.
 

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