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Sonst noch was? - Insellösung

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  • 22. Oktober 2017, 09:53 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Eigentlich boomt ja der weltweite Autoabsatz und mit ihm natürlich auch die Produktion. In Einzelfällen kann es aktuell aber trotzdem zu krisenhaften Situationen kommen.

Autos kann man theoretisch überall bauen. Man braucht ein Minimum an Fläche, dazu Energie, Rohstoffe und nicht zuletzt Mitarbeiter. Man braucht natürlich auch einen Markt, um die produzierten Fahrzeuge abzusetzen. Was die GM-Tochter Holden angeht, dürfte es an nichts davon mangeln. Trotzdem schließt General Motors nun das letzte Werk und damit zugleich die letzte Autofabrik überhaupt in Australien. Damit ist Down Under neben der Antarktis der einzige Kontinent ohne Autowerk.
Holden-Modelle sollen nun aus anderen Ländern nach Australien kommen. Denn der Absatzmarkt bleibt ja bestehen. Nun gibt es immer wieder Phasen, in denen es zu viele Autofabriken auf der Welt gibt, oder man feststellt, dass ein Werk im falschen Land steht. Derlei kommt bei den politischen und wirtschaftlichen Wirrungen unserer Tage häufiger vor und gibt sich auch oft wieder. Aber so einen ganzen Kontinent aufgeben, rein fabrikationstechnisch gesehen, das ist schon bitter. Zumal man in Australien zwar ziemlich weit weg ist, zumindest von uns in Europa aus gesehen, aber doch recht nah am asiatischen Raum, der vor allem im chinesischen Teil automäßig noch immer Boomgebiet ist. Aber bei GM wird man schon wissen, was man tut, jedenfalls hoffen wir das mal. Ganz sicher sind wir uns nicht.
Der Australier an sich, wenn er weder Eingeborener noch Känguru ist, stammt ja ursprünglich vom Engländer ab, sandten die Vorfahren der Queen doch Mitbürger, die es mit der Einhaltung der Gesetze nicht so genau nahmen, im 18. und 19.Jahrhundert gerne ans andere Ende der Welt. Derlei würde man heute natürlich nicht mehr tun. Stattdessen hat man es bekanntlich in Great Britain vorgezogen, im europäischen Zuwanderer und seiner Wirtschaft potentielle Gefahren zu sehen und deshalb die EU zu verlassen. Ob nun deshalb die ehemalige GM-Tochter Vauxhall gerade angefangen hat Mitarbeiter zu entlassen oder die neuen französischen Eigner schon mal testen wollten, was denn so in Sachen alles Sanierung geht, wissen wir natürlich nicht. Es scheint aber gerade schwierig zu sein mit der Autoproduktion sowohl in relativ kleinen Inselstaaten als auch auf ganzen Kontinenten.
Kalifornien dagegen ist eigentlich das gelobte Land. Hightech wohin man blickt und mittendrin mit Tesla das vielleicht zukunftsträchtigste Autounternehmen der Welt. Doch auch hier wurden jüngst just so viele Mitarbeiter entlassen wie bei Vauxhall in Merry Old England. Mangelhafte Zielerfüllung, so hört man, wirft Elon Musk den geschassten Führungskräften vor. Dass die Ziele, was die Modell-3-Produktion angeht, so krachend verfehlt wurden, könnte aber auch an der unrealistischen Zielvorgabe liegen. In dem Fall dürfte es nun noch schwieriger werden, die Produktion geschmeidig auf Vordermann zu bringen. Wir könnten uns vorstellen, dass man sich als mittlere Führungskraft in Zukunft zweimal überlegt, ob man zu einem Unternehmen wechselt, dass vor allem aus Börsenphantasien besteht und diese gerne durch (allzu) große Ziele vorantreibt. Auf die Dauer ist es irgendwie schon langweilig, wenn auf aktuelle Probleme immer mit neuen Zukunftsszenarien reagiert wird, um vom realen Produktionsunvermögen abzulenken. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.
 

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