Autofahrer

Gefährliche Mogelpackung: Sommerreifen im Winter

Für Autofahrer ist die Winterzeit auch Leidenszeit. Das geht früh morgens mit dem Eiskratzen los, für alle, die keine Garage haben. Aber die Gefahren lauern im Verkehrsalltag: Die Straßen sind rutschig und mitunter spiegelglatt. Ohne Winterreifen wird da jede Fahrt zu einem Glücksspiel.


Die Kinder bauen begeistert einen Schneemann und die Skifahrer genießen die erste Abfahrt durch tiefen Pulverschnee. Doch nicht alle freuen sich über die weiße Pracht. Für Autofahrer ist die Winterzeit auch Leidenszeit. Das geht früh morgens mit dem Eiskratzen los, für alle, die keine Garage haben. Aber die Gefahren lauern im Verkehrsalltag: Die Straßen sind rutschig und mitunter spiegelglatt. Ohne Winterreifen wird da jede Fahrt zu einem Glücksspiel.

Experten raten seit jeher, Winter-Gummis im Herbst aufzuziehen, wenn die Temperaturen langsam in den Keller gehen. Bis zum nächsten Frühjahr sind diese Pneus die wohl beste Versicherung für jeden Autofahrer, dass es nicht zu lebensgefährlichen Rutschpartien kommt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand, auch wenn sich das noch nicht überall herumgesprochen hat.

Ein Winterreifen hat gegenüber einem Sommerreifen eine weichere Laufflächenmischung. Diese bleibt auch bei kalten Temperaturen stets elastisch und gewährleistet dadurch die nötige Haftung, selbst auf verschneiten Straßen. Warum ist das eigentlich so? Ganz einfach: "Die feinen Lamellen vergrößern die Oberfläche des Reifens und sorgen so dafür, dass sich der Reifen, falls erforderlich, im Schnee verzahnt", sagt dazu Dipl.-Ing Torsten Ideker, Entwicklungsingenieur bei Reifenhersteller Hankook im mid-Interview.

Doch es gibt die schier Unbelehrbaren, die sich auf Sommerreifen bis in den nächsten Frühling retten wollen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich Sommer- und Winterreifen nur durch ihr unterschiedliches Profil-Design, so der Hankook-Fachmann. Während Winterreifen viele kleine Lamellen und insgesamt ein etwas tieferes Profil (als Neureifen zwischen acht bis zehn Millimeter) aufweisen, sind Sommerreifen nicht mit den feinen Lamellen ausgestattet, und die Profiltiefe ist durchschnittlich geringer - etwa sieben bis acht Millimeter bei einem Neureifen.

Bei beiden Reifenarten dienen die Längs- und Querrillen im Profil dazu, Wasser effizient zu verdrängen und so sicheres Autofahren auch bei nasser Fahrbahn zu gewährleisten. Die Unterschiede in der Zusammensetzung der Laufflächenmischung sind mit bloßem Auge überhaupt nicht zu erkennen. Warum also erst auf Winterreifen wechseln, mag sich so mancher Autofahrer denken. Das ist allerdings ein Trugschluss, sagt Hankook-Experte Torsten Ideker und erklärt auch gleich warum: "Bei sinkenden Temperaturen verhärtet sich die Laufflächenmischung eines Sommerreifens zunehmend, sodass selbst ohne Glatteis oder Schnee auf dem Straßenbelag nicht mehr die nötige Haftung gegeben ist - die Gummimischung büßt ihre Flexibilität ein und verschleißt auch schneller."

Das wiederum könnte Autofahrer im Umkehrschluss dazu verleiten, Winterreifen auch im Sommer zu nutzen. Das entpuppt sich aber ebenfalls schnell als gefährliche Mogelpackung. Denn die weiche Gummimischung wird bei steigenden Temperaturen noch weicher. Bei Hitze kann es dazu kommen, dass sich die Oberfläche stärker abnutzt. Die Folge: Der Bremsweg wird deutlich länger, und die Laufleistung des Reifens leidet auch hier. Auch die Haftung auf der Straßenoberfläche ist so nicht mehr optimal und stellt in Kurven oder bei höheren Geschwindigkeiten ein unnötiges Risiko für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer dar. Gleichzeitig ist der Rollwiderstand eines Winterreifens im Sommer sehr viel schlechter, wodurch sich der reifenseitige Spritverbrauch signifikant erhöht."

Die Spezialisten von Hankook geben Autofahrern einen Ratschlag mit auf den Weg: "So wie wir auf Schuhen unterwegs sind, die zu den Temperaturen und den Witterungsbedingungen passen, sollten wir auch beim Auto rechtzeitig auf die entsprechende Bereifung wechseln. Das ist nicht nur sicherer, sondern macht auch ökonomisch und ökologisch deutlich mehr Sinn."

Ralf Loweg / mid

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