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Sonst noch was? - Zwischen Visionen und Sternen

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  • 26. November 2017, 13:00 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Wir freuen uns am Fortschritt, der uns via App ins Haus oder ins Auto kommt und wundern uns einmal mehr, über ein Unternehmen aus Kalifornien und vor allem über seine Fans.

Journalisten, auch welche, die über Autos berichten, sollten eigentlich eben genau das tun. Berichten. Dazu mit ihrer Expertise einordnen, bewerten und bestenfalls noch komplizierte Technik für Normalleser verständlich machen. So gesehen freuen wir uns immer, wenn mehr über Autos berichtet wird. Letztens wurden wir gleich mehrfach Zeuge, wie es sogar eine banale Automeldung in die stündlichen Radionachrichten gleich mehrerer öffentlich-rechtlicher Sender schaffte. Das ist selten. In dem Fall ging es um den angekündigten Lastwagen von Tesla, der, so machte uns der Nachrichtensprecher deutlich, ja schon 2019 für eine Revolution im Transportwesen sorgen würde. Wir waren beeindruckt. Davon, dass eine Lastwagenproduktmeldung es in die Nachrichten geschafft hatte und natürlich von der Leistung der Kalifornier, die als Beifang noch einen Sportwagen präsentierten, auf das Porsche und Ferrari sich verschämt trollen könnten.
Die amerikanischen Kollegen von Bloomberg haben ebenfalls über den neuen Tesla-Truck nebst Supersportler berichtet. Hier war der Tenor allerdings ein ganz anderer. Man stellte fest, dass die Ankündigungen nicht alle mit den aktuellen Gesetzen der Physik kompatibel wären und begründete das auch recht detailreich. Unter anderem würden die für die Laster versprochenen Megacharger die zehnfache Leistung der jetzigen schnellsten Ladestationen des Unternehmens haben müssen - und die sind schon schnell. Auch ökonomisch gab es Zweifel. Die versprochene Kosteneffizienz gegenüber Dieseltrucks hat Elon Musk beispielsweise damit begründet, dass er den Strom für 7 Cent je Kilowatt abgeben könne. Bloomberg hat ausgerechnet, dass Tesla dazu jedes Kilowatt mit rund 40 Cent subventionieren müsste. Von der Bereitstellung des Strom in dieser Menge noch ganz abgesehen.
Immerhin mehren sich die Stimmen, die bemerken, das Musk immer dann mit neuen Versprechen an die Öffentlichkeit geht, wenn es im Unternehmen klemmt und er neues Geld braucht. Das ficht die Tesla-Jünger allerdings kaum an. Der deutsche Tech-Blog ,,Business Insider" beispielsweise bejubelt nachgerade, dass ein Modell X schon nach 175.000 Kilometern auf der Straße in Sachen CO2-Ausstoß mit einem herkömmlichen Kleinwagen gleichzieht - also nach 12 - 15 Jahren. Dabei wäre allerdings noch zu beweisen, dass die Autos überhaupt so lange halten, die elektrischen.
Wobei wir, das sei an dieser Stelle noch einmal betont, gar nichts gegen das Fahren mit Strom haben. Aber die seelig-sprechende Berichterstattung in Sachen Stromer in einem großen Teil der Medien nervt uns schon.
Wir freuen uns dann doch lieber an den kleinen Dingen des Autoalltags. Und hier gibt es jede Menge Fortschritt zu berichten. Mercedes beispielsweise spart viel Papier, weil Bedienungsanleitungen nicht mehr gedruckt, dafür auf Wunsch aber vom Auto vorgelesen werden. Die App ,,Ask Mercedes" hilft jedenfalls, all die neue Technik im Auto besser zu verstehen. Man muss nur mit der Kamera des Smartphones auf das fragliche Objekt zielen und den Sprachassistenten aktiviert haben, schon wird einem geholfen.
VW hat auch so eine App. Mit der kann man sogar schon gucken, wo das Auto ist, wenn es noch gar nicht fertig ist. Genau genommen sieht man den Produktionsfortschritt am Band. Eine Rückmeldung an die dort beschäftigten Mitarbeiter vom zukünftigen Besitzer ist allerdings nicht vorgesehen. Das könnte auch zu Komplikationen führen, wenn Kunde, Mitarbeiter und Produktionsroboter sich über die Zusammenstellung des Fahrzeugs austauschen.
Mit derlei profanem Kram mochte man sich bei Toyota nicht abgeben, als es galt, den 20. Geburtstag des Hybridmodells Prius zu feiern. Das Geburtstagsgeschenk, das sich die Japaner selbst machten, könnte auch von Elon Musk sein. Den Prius gibt es jetzt als Sternbild. Insgesamt 100 Sterne hat Toyota mit Hilfe von Astrophysikern nach aktuellen und ehemaligen Toyota-Modellen benannt und im richtigen Blickwinkel besehen, kann man an den Sternen die Silhouette eines Prius erkennen. Hübsche Idee. Wäre sie wirklich von Musk, gäbe es dazu auch schon einen Reise- und Besiedlungsplan für das neue Sternbild. Sonst noch was? Nächste Woche wieder. 

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