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Fahrbericht: Range Rover Evoque SD4 - Für ein paar PS mehr

  • In AUTO
  • 7. Dezember 2017, 09:25 Uhr
  • Peter Maahn/SP-X

Land Rover schmückt seine erfolgreichste Baureihe mit neuen starken Triebwerken. Zum Modelljahr 2018 ist der Range Rover Evoque nun auch mit dem 177 kW/240 PS starken Doppelturbo-Diesel zu haben.

Von wegen Dieselkrise. Neun von zehn Käufern des erfolgreichen Range Rover Evoque machen um die Benzinzapfsäulen einen großen Bogen. Und wie zum Trotz setzt die Mutterfirma Land Rover ihrem meistverkauften Modell noch das Sahnehäubchen auf. Einen Diesel mit zwei Turboladern, der 177 kW/240 PS an alle vier Räder schickt. Das sind gleich 45 kW/60 PS mehr als beim bislang stärksten Selbstzünder. Allerdings bitten die Briten dafür recht heftig zu Kasse. Der SD4 kostet mindestens 51.800 Euro.

Der Evoque - eine Erfolgsgeschichte, obwohl er mit 4,37 Metern Länge etwa die Maße eines Seat Ateca hat und etwa von einem VW Tiguan um mehr als zehn Zentimeter überragt wird. Wobei der Engländer preislich natürlich in einer anderen Liga spielt als die ,,Massenware" aus dem VW-Konzern. Der Evoque traf 2011 den Nerv zahlungskräftiger Fans eines kompakten Premium-SUV, der optisch deutlich sportlicher daherkam als die damaligen meist kastenförmigen Mixturen aus Kombi und Geländewagen. Was vor allem an der deutlich nach hinten abfallenden Dachlinie liegt, die wie eine in den Nacken geschobene Schirmmütze anmutet. Mittlerweise wird die Linienführung der Lifestyle-Ikone allerorten nachgeahmt. Der Evoque bleibt aber unbestritten das Original. Vor allem, weil er abseits fester Straßen selbst da noch weiterkommt, wo andere die weiße Fahne schwenken müssen.

Zum neuen Modelljahr nahmen sich die Techniker den Motorraum vor, entdeckten wohl ein Leistungsdefizit beim bislang potentesten Diesel-Evoque (132 kW/180 PS) und suchten im Motorenregal mit der Aufschrift ,,Ingenium" nach Abhilfe. So nennen Jaguar und die Schwester Land Rover ihre selbstentwickelte Motorenfamilie, deren gemeinsames Merkmal stets ein Hubraum von zwei Litern verteilt auf vier Zylinder ist. Für verschiedene Leistungsstufen sorgen dann Feinarbeit, die Elektronik, der Einsatz verschiedener Turbolader oder die Frage, ob die Pferde mit Diesel oder Benzin gefüttert werden. Alle Herzen sind eng verwandt, schlagen aber nicht unbedingt auch im selben Takt. Das kennen wir von Volvo, wo ein ähnliches Konzept verfolgt wird.

Die PS-Detektive wurden fündig und pflanzten dem Evoque einen Ingenium-Ableger ein, der inzwischen in allen Jaguars (außer dem Sportwagen F-Type) und allen Land-Rover-Modellen (mit Ausnahme des klassischen Range Rover) Dienst tun. Keine Sorge, die 60 PS mehr verändern die so geschätzte Charakteristik des Kompakt-SUV nicht, machen aus ihm keinen Rambo. Im Zusammenspiel mit der serienmäßigen Neungang-Automatik sorgt die Durchzugskraft von glatten 500 Newtonmetern aber für ein bislang in einem Evoque nicht gekanntes Gefühl an gelassener Überlegenheit. Beim Touristik-Gleiten auf kurvigen Landstraßen im Taunus sucht sich der von ZF gebaute Getriebeautomat möglichst schnell einen passenden Gang, der Gehör und Tankrechnung schont. Im Schnitt sind acht Liter auf 100 Kilometer durchaus erreichbar. SCR, die derzeit wirksamste Technik zur Stickoxid-Vermeidung ist an Bord.

Doch der Evoque kann auch anders, wenn es zum Beispiel ums Überholen eines Lkw auf der Landstraße geht. Ein Dreh am Schalter zwischen den Sitzen auf ,,S" und die Automatik reizt die Gänge höher aus. Dann spurter, wenn´s denn sein muss, der SD4 in knapp über sieben Sekunden auf Tempo 100. Durchaus sportliche Werte, auch wenn sich der Vierzylinder nicht wirklich danach anhört. Denn auf künstlich erzeugten Radau wird beim Evoque im Gegensatz zu manch anderen Modellen aus dem gleichen Stall zum Glück verzichtet.

Durch die Herztransplantation hat sich der übrige Body des Evoque nicht verändert. Ein aufgeräumter Innenraum, zwei große Rundinstrumente als Info-Zentrale und ein breiter, aber flacher Monitor für Navi und mehr. Die Ernüchterung stellt sich nach dem Studium der Preisliste ein. Sie beginnt für diesen Evoque bei fast 52.000 Euro. Die Ausstattung ist ordentlich, bietet aber teilweise nur Bescheidenes: Beispiel ist das simple Halogen-Licht. Fast alles, was im Freundeskreis das eigene Renommee steigern könnte, kostet Aufpreis. Kein Problem, den Evoque so auszustaffieren, dass die 60.000-Euro-Grenze deutlich überschritten wird.

Die Fans nehmen es beim Kauf offensichtlich gern in Kauf, dass ihr kleines Designstück ein teurer Spaß wird. Und halten ihrem Evoque ebenso die Treue wie dem Dieselmotor. Auf der Insel jenseits des Ärmelkanals gehen die Uhren halt ein bisschen anders.

Range Rover Evoque SE - Technische Daten:
Fünftüriges SUV mit fünf Sitzen, Länge: 4,37 Meter, Breite: 1,96 Meter (mit Außenspiegeln): 2,09 Meter, Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,66 m, Kofferraumvolumen: 420 - 1.445 Liter
2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit Doppelturbo,177 kW/240 PS, maximales Drehmoment: 500 Nm bei 1.500 U/min, Neungang-Automatik, permanenter Allradantrieb, Vmax: 217 km/h, 0-100 km/h: 7,3 s, Verbrauch: 5,8 l/100 km, CO2-Ausstoß: 153 g/km, Euro 6, Effizienzklasse B
Preis: ab 51.800 Euro

Kurzcharakteristik:
Warum: weil man sich für den Evoque schon immer 60 PS mehr gewünscht hat
Warum nicht: weil man 60 PS mehr im Evoque nicht wirklich braucht
Was sonst: ein anderes Mittelklasse-SUV, vorzugsweise Premium aus Süddeutschland

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