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Fahrbericht: Subaru XV - Alles, aber nicht Mainstream

  • In AUTO
  • 12. Dezember 2017, 10:38 Uhr
  • Patrick Broich/SP-X

Der neue Subaru XV steckt voller Markengene: Mit Allrad-Antrieb und Boxermotor ist er wie gemacht für Technik-Individualisten. Kecke Farben lassen die Kompaktklasse im Offroad-Kleid stylisch wirken.

Einen Subaru kauft man in der Regel nicht mal eben zufällig - denn die Marke steht für ganz bestimmte Werte. Als da wären die Rallye-Vergangenheit, die mechanisch laufruhigen Boxermotoren und nicht zuletzt der legendäre Vierrad-Antrieb. Das mit der Rallye-Geschichte wird einen XV-Interessenten vielleicht nicht unbedingt interessieren, aber Vierrad-Antrieb und Boxermotoren könnten bei der höhergelegten Kompaktklasse entscheidend sein - sie zählen hier übrigens zu den Pflichtübungen. Die Triebwerke mit wahlweise 84 kW/114 PS (1,6-Liter ab 22.980 Euro) respektive 115 kW/156 PS (2,0-Liter-Direkteinspritzer ab 27.980 Euro) sind beschaulich, aber für Saugbenziner in Verbindung mit der stufenlosen Automatik mit 6,4 beziehungsweise 6,9 Litern/100 km keineswegs über Gebühr durstig gemittelt, wenn man bedenkt, dass es sich um Autos mit permanentem 4x4 handelt.

Allrad ist das Stichwort - der XV schwankt irgendwo zwischen erweitertem Nutzwert-Fahrzeug und Lifestyle-Mobil. Zusammen mit der erhöhten Bodenfreiheit kann er durchaus in Gefilde vordringen, in denen eine konventionelle Kompaktklasse hoffnungslos steckenbliebe. Mit einem verbesserten elektronischen Allrad-Management, das auf den Namen ,,X-Mode" hört, soll es einfacher gelingen, schwergängige Passagen zu bezwingen. Aktiviert man diesen Modus, schleicht der Kraxler behutsam und gleichmäßig über Stock und Stein, steuert die Kraftverteilung und die Sperrwirkung so, dass immer maximale Traktion gewährleistet wird. Dabei muss man das Gaspedal zunächst betätigen und den XV auf ein Tempo beschleunigen, das auch dann noch gehalten wird, wenn man das Pedal loslässt. Auch bei Nutzung dieser Art ,,Geländetempomat" ist der Fahrer gefordert, auf größere Hindernisse selbst zu achten. Doch so richtig zu Hause fühlt sich der XV dann doch eher auf dem Asphalt, wenngleich er im Geröll nicht aufgeschmissen ist.

Endlich auf festem Boden angekommen, zeigt der XV sein Gleiter-Gesicht, federt Bodenwellen geschmeidig weg und offenbart in schnell gefahrenen Kurven seine grundsätzlich weiche Einstellung. Das kann man aber getrost relativieren, denn für eine untere Mittelklasse in dieser Leistungsliga fährt der XV behände genug durch die Kurve, wenn die Entschlossenheit des Fahrers vorhanden ist. Und zwar so performant, dass die ansonsten bequemen Stühle ruhig noch ein Quäntchen Seitenhalt vertragen könnten.

Antriebseitig offeriert Subaru derzeit ausschließlich zwei Benziner. Während der 1,6-Liter unter der Last höherer Anforderungen rasch angestrengt wirkt, agiert der Zweiliter, der beileibe auch keine Sportskanone ist, anderthalb Nummern kräftiger. Der schiebt bei beherztem Druck auf das rechte Pedal nämlich beflissen an. Kann man mal kurz machen, aber auf Dauer bringt der weich laufende Boxer jenseits der 3.000 Touren keine wahre Freude, dazu ist er nicht sportlich genug.

Freude bereitet der Subaru XV jedoch auf viele Arten - zum Beispiel mit der je nach Ausführung belederten Armaturentafel. Der Japaner wirkt generell grundsolide und funktional, obwohl der Hersteller auf durchaus praktische Trends verzichtet. Es kann aber auch ganz erfrischend sein, auf analoge Instrumente zu blicken, die tatsächlich noch über mechanische Zeiger verfügen statt ausufernder Virtualität ausgeliefert zu sein.. Einen großen Touchscreen in der Mittelkonsole gibt es dann aber doch und darüber hinaus ein zweites TFT-Display mit hoher Auflösung darüber. Hier werden so altmodische Dinge wie die Öltemperatur ausgegeben oder im Gelände nützliche Infos wie Lenkwinkel und die Neigung des Fahrzeugs. Auf der Assistenten-Seite stehen Features wie die autonome Notbremsung, Querverkehr-Warner, aktiver Spurhalteassistent oder Tempomat mit adaptiver Steuerung. Natürlich verfügt der Subaru XV auch über Systeme wie Apple CarPlay oder Android Auto, und er fährt auf Wunsch mit LED-Scheinwerfern vor. Zum richtigen Hingucker wird er entweder in den neuen Farbtönen ,,Cool Gray Khaki" oder ,,Sunshine Orange" und natürlich, wenn er an den dieser Tage auf schneeglatten Straßen gestrandeten Autos gelassen vorbeizieht. Den Subaru XV bekommt man schließlich nicht ohne Vierrad-Antrieb. Es ist ja ein Subaru.

Subaru XV - Technische Daten:
Kompaktklasse mit erhöhter Bodenfreiheit, Länge: 4,47 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,67 Meter, Kofferraumvolumen: 385 bis 835 Liter.?
1,6i: 1,6-Liter Boxer-Vierzylinder-Otto-Saugmotor, Automatik (stufenlos), 84 kW/114 PS, maximales Drehmoment: 150 Nm bei 3.600 U/min, 0-100 km/h: 13,9 s, Vmax: 175 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,4 Liter, CO2-Ausstoß: 145 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Preis: ab 22.980 Euro
2,0i: 2,0-Liter Boxer-Vierzylinder-Otto-Saugmotor, Automatik (stufenlos), 115 kW/156 PS, maximales Drehmoment: 196 Nm bei 4.000 U/min, 0-100 km/h: 10,4 s, Vmax: 194 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,9 Liter, CO2-Ausstoß: 155 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Preis: ab 27.980 Euro
Subaru XV - Kurzcharakteristik:
Warum: weil er stylisch, funktional und solide ist
Warum nicht: Weil es weder Diesel noch manuelle Getriebe gibt
Was sonst: strenggenommen nur Infiniti QX30, aber als Alternativen kommen auch Honda CR-V, Mitsubishi Eclipse Cross oder Nissan Qashqai in Frage
Wann: sofort

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