Motorrad

Test: Klapp-E-Roller Stigo - Helmfrei und Spaß dabei

  • In MOTORRAD
  • 10. Januar 2018, 08:39 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X

Stigo heißt ein neuer Mini-Scooter mit E-Antrieb, der vor allem Pendler begeistern soll. Er hat eine Straßenzulassung, ist klappbar und kann zudem ohne Helm gefahren werden.

Pedelecs, E-Scooter und Klappräder erfreuen sich als Mobilitätsalternative für Pendler zunehmender Beliebtheit. Gleich mehrere Vorteile dieser Zweiradkategorien vereint der Stigo in sich. Der Roller fährt rein elektrisch bis zu 20 km/h schnell, ist klapp- und damit leicht verstaubar und darf zudem - übrigens ohne Helm - legal im öffentlichen Straßenverkehr bewegt werden.

Bereits das per Kurier zugeschickte Paket mit dem Stigo macht klar: Dieses Mobil ist kompakt. Ein einfacher Mechanismus erlaubt nämlich ein Zusammenklappen auf ein 120 x 50 x 45 Zentimeter großes Format. Entsprechend gut passt der Roller auch in einen Abstell- oder Kofferraum. Wer mit dem zusammengeklappten Stigo unterwegs ist, kann den Lenker als Handgriff nutzen, an dem sich das gefaltete Paket dank kleiner Zusatzrollen wie einen Trolley ziehen lässt. Zugegeben: Die meisten Rollkoffer sind handlicher und leichter, doch beim Weg vom Bahnhofseingang bis zu den Gleisen muss man sich nicht allzu sehr abmühen. Zudem ist die kostenlose Mitnahme in Zügen oder S-Bahnen erlaubt.

Hier liegt eine wichtige Stärke des Stigo, denn nach der Bahnfahrt lassen sich mit ihm die letzten Kilometer bis zum endgültigen Ziel schnell und ohne Anstrengung bewältigen. Zwei Handgriffe und wenigen Sekunden reichen, um den Scooter zu entfalten. Danach muss man noch kurz den Startknopf drücken und zur Freischaltung des Systems einen kleinen Signalgeber, ein sogenanntes NFC-Tag, an das fortan schick illuminierte Cockpit halten, um losfahren zu können. Ist der kleine Signalgeber mal nicht zur Hand, lässt sich auch per Smartphone-App entsperren.

Anders als Pedelecs hat der Stigo keine Pedale, sondern Fußrasten. Zum Beschleunigen muss man wie bei einer Mofa rechts am Lenker einen Gasgriff drehen. Man braucht dennoch keine einschlägige Erfahrung mit motorisierten Zweirädern, um sich schnell zurechtfinden. Der Stigo fährt sich einfach, allerdings nicht sonderlich antrittsstark. Auf ebener Fläche, immer auch abhängig vom Gewicht des Fahrers, kommt man dennoch angemessen flott auf die 20 km/h. Manchmal zeigt der Digitaltacho auch 21 oder 22 km/h an. Bergauf sackt die Geschwindigkeit hingegen gerne mal auf einstelliges Niveau ab. Drehmomentwunder darf man von dem in der Hinterradnabe integrierten 200-Watt-Motörchen nicht erwarten.

Auf glatter Fahrbahn kann der handliche und nur 14 Kilogramm wiegende Stigo dennoch durchaus Laune machen. Erfreulich flink lässt er sich um enge Ecken scheuchen, allerdings kann bei starker Schräglage der Seitenständer auch mal aufsetzen. Ist der Untergrund holperig, kommt jedoch viel Unruhe ins Fahrwerk. Aufgrund der kleinen, luftgefüllten Räder reagiert die Lenkung auf Unebenheiten besonders nervös. Dank der Abwesenheit von Federelementen braucht der Fahrer zudem Nehmerqualitäten. Der Sitz aus Hartplastik mildert ebenfalls keine Schläge ab. Obwohl ungepolstert, sitzt man auf diesem Sattel ansonsten recht kommod. Apropos sitzen: Als Erwachsener macht man auf dem kleinen Roller keine sonderlich gute Figur. Vielleicht blicken deshalb Passanten dem Stigo gerne hinterher. Einige schauen skeptisch, vielen andere reagieren auf das knuddelige E-Mofa aber auch erfreut.

Für längere Fahrten ist der Stigo übrigens nicht empfehlenswert. Mit dem in drei Stunden aufgeladenen 5.800-mAh-Akku soll man laut Hersteller maximal 20 Kilometer weit kommen, praktisch sind 15 Kilometer drin. Ausreizen will man das Reichweitenpotenzial nicht, denn nach wenigen Kilometern verlässt dem Stigo-Piloten schlicht die Lust. Auf längeren Touren empfindet man das bewegungslose Verharren bei maximal 20 km/h, untermalt von einem etwas nervigen Motorsurren, ermüdend. Für einen Berufspendler, der zum Beispiel täglich eine etwa 10 Kilometer lange Strecke abspulen muss, ist ein Fahrrad oder Pedelec die eindeutig bessere Wahl. Wirklich sinnvoll ist der Stigo nur auf kurzen Wegen, etwa bis zum nächsten Bäcker oder zur Haltestelle. Statt hier wertvolle Minuten für den Fußweg zu vergeuden, kann der Stigo diese Wegzeiten drastisch verkürzen.

Ein besonderer Vorteil des Stigo bei spontanen Kurztrips: Er darf ohne Helm gefahren werden. Die Pflicht zum Tragen eines Kopfschutzes besteht in Deutschland erst für Fahrzeuge, die schneller als 20 km/h unterwegs sind. Entsprechend leichter ist das Gepäck für den multimodal Reisenden. Was man auf den kurzen Fahrten allerdings immer mitführen sollte, sind ein Versicherungsnachweis, EU-Konformitätserklärung und Führerschein beziehungsweise Mofa-Prüfbescheinigung. In jüngster Zeit tummeln sich zunehmend mehr elektrisch angetriebene Mini-Fahrzeuge auf deutschen Straßen, die eigentlich nur auf privatem Gelände bewegt werden dürfen. Auf diese illegalen Zwergstromer reagieren einige Polizisten mittlerweile sensibel. Auch beim eigentlich legalen jedoch unbekannten Stigo wird deshalb gerne nachgeschaut, ob dieser überhaupt verkehrszulässig ist. Wer bei entsprechender Kontrolle alle Unterlagen vorweisen kann, ist im Vorteil.

Um die EU-Typenzulassung zu erhalten, muss der Stigo auch eine entsprechende Sicherheitsausstattung vorweisen. Dazu gehören kräftig zupackende Bremsen, eine lichtstarke LED-Beleuchtung samt Bremslicht, ein Rückspiegel sowie eine überraschend laute Hupe. Angesichts dieser Details und der damit einhergehenden Straßenzulassung scheint der Preis von rund 1.500 Euro durchaus angemessen, zumal der Stigo neben einer durchdachten Klapplösung auch noch eine gute Verarbeitung bietet. Es gibt zwar einige wenige straßenzugelassene E-Scooter für weniger Geld, die zumeist aber bei der Qualität noch viel Luft nach oben haben. Der Stigo bewegt sich zumindest in dieser Hinsicht auf einem bereits erfreulich hohen Niveau.

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