Campingbus. Einsteiger

CMT 2018: Drei Einsteiger-Mobile für Camper in spe

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  • 15. Januar 2018, 08:58 Uhr
  • Michael Kirchberger/ampnet

Weniger als 40 000 Euro für ein neues Reisemobil? Da ist bisweilen Kompromissbereitschaft erforderlich. Aber viele der Einsteigermodelle bieten den unschätzbaren Vorteil der nahezu uneingeschränkten Alltagstauglichkeit. Auf der ersten Campingmesse des Jahres, der CMT in Stuttgart (-21.1.2018), sind viele der preisgünstigen Rolling Homes zu sehen. Drei der smarten Mobile haben wir genauer angesehen und nicht nur probegesessen, sondern auch einmal das Bett ausprobiert.

Alle drei Kandidaten gehören zur immer beliebter werdenden Klasse der ausgebauten Kastenwagen. Gut ein Drittel machen sie am gesamten Reisemobilmarkt in Deutschland aus, der in den vergangenen zwölf Monaten mit mehr als 40 000 Neuzulassungen eine neue Rekordmarke erreicht hat. Der Pössl Campster nutzt den noch frischen Citroen Space Tourer als Basis, der Zooom Stadtindianer (heißt wirklich so) den Nissan NV200 und der Caddy Beach von Volkswagen Nutzfahrzeuge als Eigengewächs der Hannoveraner natürlich den VW Caddy.

Pössl verlangt wenigstens 37 990 Euro für das Minimobil, Zooom ruft 42 200 Euro für die City-Rothaut auf, die dann aber mit Navigation, starkem Motor und dem höchsten, Tekna genanntem Komfort Niveau von Nissan ausgestattet ist. Der Hersteller hält jedoch eine Abpreisliste bereit, wer auf den großen Luxus verzichtet, bekommt den Stadtindianer schon für knapp 39 000 Euro. Noch günstiger wird der Freizeitspaß beim VW Caddy Beach. Den gibt es mit Campingausstattung schon für weniger als 23 000 Euro, was den Spielraum nach oben erweitert. Als Maxi-Version mit längerem Radstand und mehr Platz, dem Allradantrieb 4Motion und einem kräftigen 122-PS-Diesel zeigt der Konfigurator letztlich etwa 33 000 Euro an.

Pössl und Zooom bieten die ausgeprägtesten Reisemobilgefühle. Beide haben ein Hubdach, was für Stehhöhe im Innenraum sorgt und zumindest beim Campster neben den zwei Schlafplätzen im Parterre ein weiteres Doppelbett an Bord bringt. Der Küchenblock umfasst bei beiden Spüle, Kocher und Stauschränke, im 4,95 Meter langen Campster lässt er sich mit etwas Mühe komplett ausbauen und durch die 33:66 geteilte mittlere Sitzreihe des Space Tourer ersetzen. Alleine ist das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, zu zweit hält sich die Mühe im Rahmen. Beim nur 4,4 Meter langen Stadtindianer ist die Variabilität weniger ausgeprägt, geschlafen wird ausschließlich auf den komfortablen Matratzen im Hubdach. Dafür finden sich viele clevere Ideen, wie etwa das Plätzchen für das Porta-Potti , das herausnehmbare Küchenmodul, das - auf dem innen wie außen nutzbaren Esstisch gestellt - kochen unter freiem Himmel erlaubt. Die Betten im Hochparterre sind auch für Camper mit Gardemaß geeignet, außerdem lässt sich die heckseitige Zeltbahn des Hubdachs aufrollen, und es schläft sich dann fast wie Open Air.

Beim Caddy Beach beschränkt sich die Freizeittauglichkeit auf ein klappbares Bett im Kofferraum, bei der Maxiversion bleibt ein willkommener Zusatzraum zwischen Liegefläche und Heckklappe. An den Seitenwänden sind maßgeschneiderte Stofftaschen eingeknüpft, die sich einfach herausnehmen und zu Hause beladen lassen. Stehhöhe gibt es nur im Heckzelt, das aufzubauen zumindest einem Debütanten schwer fällt.

So ist der VW mehr Wochenenddomizil als Urlaubsgefährt, legt aber die besten Manieren beim Fahrverhalten an den Tag. Wie sein größerer Bruder, der T6 California, markiert er die Spitzenposition der Klasse, wenn es um Fahrsicherheit und am Ende sogar Fahrspaß geht. Zwar bekommen auch der Nissan und der Citroen ein Reihe von Assistenzsystemen mit auf ihren Weg, bei der Konnektivität und Straßenlage hat der Caddy Beach die Nase jedoch weit vorn. Tauglich für Tiefgaragen sind alle drei Kandidaten dank ihrer Höhe von weniger als zwei Metern, eine heimische Norm-Garage mit Schwenktor kann in den meisten aller Fälle jedoch nur der VW unbeschadet nutzen. Bei dem steht auch in Sachen Verarbeitung und Funktionalität alles zum Besten. Die gewohnte Qualität der Niedersachsen ist bis zur verstecktesten Schraube zu erkennen. Auf Rang zwei in dieser Disziplin landet das Zooom-Mobil. Auch hier ist die Liebe zum Detail zu entdecken, schließlich arbeitet die kleine Manufaktur in Merching bei Augsburg nach Auftrag und produziert mit einer kleinen Mannschaft eine überschaubare Zahl von Reisemobilen in Handarbeit. Bei Pössl bemerkt der Betrachter an manchen Ecken und Kanten den Kostendruck, unter dem der Campster gefertigt wird.

Zu viel darf der kostenbewusste Reisemobil-Einsteiger von keinem der drei Probanten erwarten. Keiner von ihnen kann mit dem Komfort ihrer größeren Brüder oder gar eines teil- oder vollintegrierten Mobils mithalten. Schlechtes Wetter ist ihr natürlicher Feind und der Aufenthalt an Bord bei längeren Regenphasen eine Herausforderung.

VW bietet eine Mobilitätslösung mit Übernachtungsoption für zwei, die sich für den Besuch bei Freunden oder ein verlängertes Wochenende empfiehlt, mangels sanitärer Einrichtung wohl eher auf dem Campingplatz als in freier Wildbahn. Zooom versucht den Kompromiss und kann den Stadtindianer durchaus auch für Urlaubsfahrten empfehlen, ohne dass die Alltagstauglichkeit auf der Strecke bleibt. Bei Pössl steht die Variabilität im Vordergrund. Schließlich kann nur der Campster mit bis zu vier Schlafplätzen und sieben gurtgesicherten Passagiersitzen aufwarten.

Alle drei Mobile geben nicht nur als Zweitwagen eine gute Figur ab. Denn ihre Länge von maximal 4,95 Metern erlaubt ihnen das entspannte Aufsuchen der Parkplätze von Einkaufszentren und Tiefgaragen, und auch beim Besuch im Möbelhaus können sie mit überdurchschnittlich großem Ladevolumen manche Transportaufgabe bewältigen. (ampnet/mk)

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