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Sonst noch was? - Ziemlich hochfliegende Ablenkung

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  • 11. Februar 2018, 12:14 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

PR ist, das hören wir heute immer wieder, gekonntes Geschichten-Erzählen. Manchmal wird mit den Geschichten ein Produkt beworben, manchmal von Problemen abgelenkt, manchmal beides.

Die Grundlagen der Physik lernt man am bestens spielerisch und experimentell. Das nutzte schon Herr Newton, der sich bekanntlich von fallenden Äpfeln inspirieren ließ. Die Erkenntnis, dass Autos umso weiter rollen, je fester man sie anschubst, offenbart sich schon Zweijährigen mit ihren Matchboxautos. Als Hot-Wheels können die sogar Loopings fahren und fliegen.
Was Männer von Jungs unterscheidet, ist bekanntlich die Größe der Spielsachen. Am Prinzip des Autospielens und Schubsens muss sich indes nicht viel ändern. Elon Musk jedenfalls hat das Wissen um die Kraft des richtigen Anstoßes jetzt genutzt, um die Reichweite eines seiner E-Autos ins quasi Unendliche zu steigern. Wenn man zum Anschubsen eine Rakete nutzt, fährt, respektive fliegt auch ein Tesla-Roadster viel weiter, als es seine Batterie erlaubt. Der Dummy am Steuer des Roadsters darf jetzt jedenfalls ziemlich ewig als Major Tom durchs Weltall düsen, falls er nicht bei Treffen mit anderem Weltallschrott oder einem Asteroiden seinem eigentlichen Beruf als Crash-Experte nachgehen kann.
Ob die Aktion, mit einer Transportrakete einen Roadster in All zu schießen, mehr ist als ein Weltraumschrott erzeugender PR-Gag, darf bezweifelt werden. Besonders nachhaltig ist es jedenfalls nicht, wenn man dafür eine irrsinnige Menge Treibstoff verfeuern muss und die Rakete dann anschließend, wider Erwarten, doch nicht landen kann und stattdessen mit 500 km/h im Meer aufschlägt. Aber es war gewiss ein Zufall, dass der Raketenstart just in der Woche erfolgte, als Tesla seinen Aktionären abermals einen respektablen Millionenverlust erklären musste. Die nahmen es mit heiterer Gelassenheit. Der Aktienkurs stieg leicht, weil ja vielleicht dann doch bald genügend Exemplare des Model 3 produziert werden können. Und wenn nicht, findet sich sicher noch eine Rakete.
Nicht ganz so teuer wie der Start von SpaceX nebst Tesla, aber dennoch ebenfalls beachtlich, ist die PR-Aktion der Juice Technology AG aus der Schweiz. Die ,,Herstellerin von Ladestationen für E-Fahrzeuge", so die Pressemeldung, ,,hat für einen begeisterten E-Auto-Fahrer aus dem mittleren Osten eine Sonderversion ihrer mobilen Ladestation Juice Booster 2 gefertigt". Soweit so gut. Der unter Strom stehende Scheich orderte demnach den Saft-Verstärker mit einem Gehäuse aus purem Gold und zahlte dafür 499.000 Dollar. Eine halbe Million wollte er nämlich nicht ausgeben. Der neue Besitzer mag es glänzend und findet, das Gehäuse werde in der Sonne weniger heiß. Wir empfehlen bei zu viel Hitze Schatten und kühle Getränke und unbedingt auf eine Kopfbedeckung zu achten. So einen Sonnenstich hat man doch schneller als einem lieb ist.
 
Gerne auch, wenn man in heißen Regionen zu lange im Stau steht. Diesbezüglich sei angemerkt, dass Los Angeles die Stauhauptstadt der Welt ist. 102 durchschnittliche jährliche Staustunden pro Pendler in der Stadt der Engel sind ziemlich genau doppelt so viel wie die Pendler in Deutschland im Mittel aushalten müssen. Hitze an sich hat mit Staus natürlich nichts zu tun. Auf Platz zwei der Weltstauhitparade liegt nämlich Moskau, wo man zwar mitunter auch hitzig reagiert, aber klimatisch eher unterkühlt lebt. Major Tom in seinem Roadster ficht das alles nicht an. Er düst ganz gelassen durch unendliche Weiten und muss sich um die Niederungen der Welt nicht mehr kümmern. Wir schätzen, es gibt in Berlin und in Würselen gerade Menschen, die darauf ein bisschen neidig sind. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.
 

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