Tradition: 50 Jahre Audi 100 (C1)

Tradition: 50 Jahre Audi 100 (C1) - Hinter dem Vorhang

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  • 13. Februar 2018, 14:33 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Mit dem Audi 100 fuhr die Marke mit den Ringen erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auf Augenhöhe mit Mercedes. Und das, obwohl die Mittelklasse-Limousine eigentlich im Geheimen entstand.

Der erste Audi 100 (C1) brach durch Frontantrieb mit festgefügten technischen Konventionen, setzte sich über Konzernregeln hinweg und ging auf die Barrikaden gegen das automobile Establishment in der oberen Mittelklasse. Zuerst als klassisches zwei- und viertüriges Stufenheck und 1969 auch als extravagantes Fastback-Coupé. Es war eine Zeit gesellschaftlichen Ungehorsams für eine bessere Welt, in die sich der im Geheimen, gegen ein Verbot von Volkswagen-Konzernchef Heinrich Nordhoff und hinter einem Vorhang entwickelte Audi 100 gut fügte. Die Medien feierten die dank neuartigen Leichtbaus überraschend schnellen Vierzylinder-Typen mit Seriensiegen in Vergleichstests und als smarte Alternative zu Strich-Acht-Mercedes und BMW 2000.

Die Audi-Händler waren begeistert, gab die Ingolstädter Komfortklasse der Marke nicht nur eine Zukunft, sie verdrängte auch endgültig alle Erinnerungen an die bis vor kurzem gebauten und zuletzt ungeliebten Zweitakttypen. Wie gut dem neuen Vierzylinder dies gelang, demonstrierten die Zulassungszahlen, denn dort hob der in drei Leistungsstufen verfügbare Typ 100 raketengleich ab.

Dass NSU Ro 80 und Audi 100 nach der Audi-NSU-Fusion im Jahr 1969 vom selben Fließband fahren sollten und konzerninterne Konkurrenten wurden, ahnte anfangs jedoch niemand. Mit 8,9 Litern lag der Normverbrauch des besonders beliebten 74 kW/100 PS starken Audi 100 LS um bis zu 25 Prozent unter den Werten von Mercedes 200, Ford 20 M oder Opel Commodore. Und der 1971 nachgelegte Toptyp Audi 100 GL trieb mit 82 kW/112 PS und aggressiven Doppelscheinwerfern sogar 3,0-Liter-Granada und Mercedes 250 vor sich her. Der sehr hohe Ölverbrauch des Mitteldruck-Vierzylinders störte die Audi-Fahrer übrigens nicht, wichtiger war ihnen die Langlebigkeit des Aggregats.

Sogar im prestigereichen Coupésegment griff der Audi 100 an. Während alle Cabriolet-Konzepte nur schöne Studien blieben, ging das auf der Frankfurter IAA 1969 enthüllte Audi 100 Coupé S in Serie. Bis 1976 konnte der 185 km/h schnelle Audi mehr als 30.000 Käufer gewinnen - trotz stolzer Preise, die bis zu 50 Prozent über dem Stufenheck lagen. Letztlich war es jedoch mit großem Abstand die klassische Limousine, die den Audi in acht Jahren auf 827.000 Einheiten brachte. Die unvergängliche Eleganz des ersten Audi 100 zeigte sich ausgerechnet auf dem sonst so schnelllebigen nordamerikanischen Markt. Dort blieb der vielleicht wichtigste Ingolstädter aller Zeiten bis 1977 im Angebot.

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