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New Mobility: Daten helfen arbeiten - Kollege Computer

  • In AUTO
  • 14. Februar 2018, 16:13 Uhr
  • Peter Maahn/SP-X

Der Volkswagen-Konzern betreibt in München ein Labor, in dem rund 50 Spezialisten für alle Marken Computer-Programme entwickeln und die Datenflut beherrschbar machen sollen. Im Blickpunkt steht dabei die ,,künstliche Intelligenz'.

Wer Autos bauen und verkaufen will braucht viele wertvolle Rohstoffe. Natürlich Stahl, Aluminium, aber auch Lithium oder Kobalt für die Batterien von E-Autos. Aber es gibt auch ein Material, das die Konzerne millionenfach im eigenen Haus produzieren. ,,Daten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts", sagte Kanzlerin Angela Merkel schon vor zwei Jahren und rief die Unternehmen dazu auf, die ,,digitalen Technologien" zu modernisieren. Eine Botschaft, die zum Beispiel bei Volkswagen längst angekommen ist.

Ein Bürobau an der Münchner Ungererstraße, weder pompös noch schlicht, einfach zweckmäßig. In die frühere MAN-Zentrale ist vor vier Jahren eine neu gegründete Abteilung des VW-Konzerns eingezogen. Sie nennt sich ,,DataLab", also ,,Daten Labor", und soll neue Wege finden, mit den riesigen Datenmengen umzugehen, die beim größten Autobauer der Welt anfallen und oft ungenutzt in riesigen elektronischen Speichern ihr Dasein fristen. DataLab-Chefin Barbara Sichler vergleicht ihren Job mit einer Schatzsuche: ,,Wenn VW wüsste, was VW alles weiß", sagt sie und will zusammen mit dem derzeit 50köpfigen Team neue Ideen entwickeln, die vorhandenen Daten künftig besser zu nutzen. ,,Dazu müssen wir erst einmal wissen, wo im Unternehmen überall Daten zu finden sind". Sie sollen dann in Programme einfließen, die dem Unternehmen Geld sparen, die Mitarbeiter unterstützen und schnellere Reaktion auf Veränderungen des Marktes ermöglichen.

Martin Hofmann ist Chef der ,,Information Technologie" (IT) im VW-Konzern und sieht die Arbeit der jungen Münchner Truppe mit großem Wohlwollen. ,,Obwohl sich die meisten Projekte noch in der Erprobung befinden, spielt das DataLab heute schon ein Vielfaches seiner Kosten ein", sagt er und spricht von einem bereits entdeckten Einsparpotenzial von rund 300 Millionen Euro". Wobei der gesamte Bereich des künftigen autonomen Fahrens gar nicht eingerechnet ist.

Das Zauberwort heißt ,,künstliche Intelligenz", also selbstlernende Maschinen, die sich von selbst ständig weiterentwickeln, weil sie mit riesigen Datenmengen besser umgehen können als der Mensch. Das geht es um Mathematik, Algorithmen oder Wahrscheinlichkeitsrechnungen. ,,Den Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz sind kaum Grenzen gesetzt", erklärt Hofmann und vergleicht die künftigen Techniken mit dem Einsatz von Robotern am Fließband, die in der Fabrik den Menschen von schwerer körperlicher Arbeit weitgehend befreit haben. Jetzt stehen die Büroangestellten im Fokus, deren Schreibtischarbeit zwar keine Muskelkraft erfordert, aber höchste Konzentration, aufwendiges Durchforsten von Dokumenten oder Tabellen in stundenlanger Bildschirmtätigkeit.

Martin Hofmann nennt ein Beispiel aus der Praxis. Will ein Mitarbeiter etwa Preise für ein bestimmtes Ersatzteil in einem bestimmten Land festlegen, muss er sich durch Excel-Tabellen wühlen, das örtliche Preisniveau kennen, die Konkurrenz abschätzen und auch die eigenen Herstell- und Vertriebskosten im Blick haben. Er muss auch ständig von Hand die Tabellen aktualisieren. ,,Bei einer halben Million verschiedener Teile ein fast unlösbare Aufgabe", sagt Hofmann.

Was beim Menschen Stunden dauern kann, erledigt Kollege Computer dank seiner ,,künstlichen Intelligenz" in kurzer Zeit. Er durchforstet blitzschnell alle verfügbaren Daten aus dem betreffenden Land und berechnet dabei auch die Wahrscheinlichkeit eines Verkaufserfolgs. Ist das Ersatzteil dann auf dem Markt, kann die Maschine auch beobachten, ob der festgelegte Preis beim Kunden Gefallen findet, zu hoch oder vielleicht auch zu niedrig ist. IT-Chef Hofmann betont, dass es nicht darum geht, den Menschen zu ersetzen, sondern ihn von langwieriger Arbeit zu verschonen. ,,Die letzte Entscheidung muss aber immer der Mensch haben".

Die Münchner Daten-Profis kümmern sich so um all das, was nicht unmittelbar mit dem Produkt Auto und seiner Entwicklung zusammenhängt, wirken im Unternehmen also eher nach innen als in die Welt des Kunden hinein, der einen VW, Audi oder MAN kauft. Dazu bedient sich das Team, das aus 15 Nationen stammt, auch der Hilfe von kleinen, innovativen Unternehmen aus der Startup-Szene, die sich eben jener künstlichen Intelligenz verschrieben haben. Wobei die Suche nach solchen Partnern nicht leicht ist. DataLab-Chefin Barbara Sichler: ,,Bei unserer letzten Ausschreibung haben sich 100 Startups beworben, nur fünf durften dann für drei Monate bei uns arbeiten".

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