Neuheit

Markenausblick: VW SUV - Die Offensive ist nicht zu Ende

  • In AUTO
  • 21. Februar 2018, 15:11 Uhr
  • Michael Specht/SP-X

Tiguan, T-Roc, Touareg, T-Cross. Wer denkt, damit endet das SUV-Programm von Volkswagen, hat die Rechnung ohne China und die USA gemacht. Bis 2020 werden die Wolfsburger global ein gutes Dutzend SUVs auf der Straße haben.

Lange hat man Volkswagen vorgeworfen, Trends hinterher zu fahren und nicht genügend Mut an den Tag zu legen, wenn es gilt, neue Segmente zu gründen oder sich diese schnell genug zu sichern. Das war beim Kompaktvan Touran ebenso der Fall wie beim SUV Tiguan. Trotzdem wurden diese Modelle vom Start weg Bestseller in ihren Klassen. Beim jüngst eingeführten Crossover T-Roc (Golf-Basis) dürfte es eine ähnliche Entwicklung nehmen. Und auch beim nochmals kleineren T-Cross (Polo-Plattform), der Ende des Jahres auf den Markt kommt, muss man nicht in die Glaskugel schauen, um zu erkennen, dass dieses Modell kein Ladenhüter bleiben wird.
 
VWs SUV-Offensive ist in vollem Gange, sowohl in Europa als auch im Rest der Welt. ,,Mit den SUVs verdienen wir das Geld, das wir für die Wende hin zur Elektromobilität brauchen", sagte Markenvorstand Herbert Diess kürzlich der FAZ. Bis 2020 wird VW global ein gutes Dutzend SUVs auf der Straße haben. Darunter sind Modelle, die speziell für Amerika und China, dem größten Einzelmarkt der Wolfsburger, angeboten und auch dort gebaut werden. Dazu zählt in den USA ein fünfsitziges Derivat des Atlas, das oberhalb des Tiguan angesiedelt ist. Der US-Tiguan entspricht in der Größe unserem Tiguan Allspace. Der Fünfsitzer-Atlas, er basiert auf der Plattform MQBB, soll helfen, VW als Marke sichtbarer auf der Straße erscheinen zu lassen, zumal die neue Generation des Touareg dort nicht mehr angeboten wird. Grund: Die US-Kunden honorieren bei einer Marke wie Volkswagen keine Premium-Qualität. Für sie zählen schlicht Größe, Funktionalität und ein günstiger Preis. Letzteren kann der Touareg nicht bieten. Der Atlas startet bei nur 30.500 Dollar. Ein Schnäppchen im Vergleich zum Touareg.
 
Diskutiert wird in Herndon/Viginia, dem Sitz von Volkswagen of America, zudem ein Modell unterhalb des US-Tiguan. Eine gute Hilfestellung für den Entschluss dürften die jüngsten Neuzulassungszahlen sein: Von den jährlich in Nordamerika verkauften 17 Millionen Pkws gehörten voriges Jahr 2,7 Millionen ins kompakte SUV-Segment.
 
Nach ähnlichem Muster strickt VW das SUV-Portfolio in China. Hier fährt das Schwestermodell des Atlas, der Teramont, bereits gute Verkaufszahlen ein, soll aber ebenfalls eine fünfsitzige Schwester-Version erhalten. Darüberhinaus plant man, noch zwei weitere auf China zugeschnittene SUVs anzubieten. Sie sind ebenso im Kompaktsegment positioniert, da hier, getrieben auch durch viele chinesische Marken, das größte Wachstum zu verzeichnen ist. Zu den beiden lokal produzierten Modellen gesellen sich noch der T-Roc, der T-Cross und das Tiguan Coupé. Letzteres entsteht im Joint Venture mit SAIC in Shanghai, den T-Roc baut VW mit FAW in Changchun im Norden des Landes und der T-Cross rollt in beiden Fertigungsstätten vom Band. ,,Wir werden in China in jedem Segment mit mindestens einem SUV oder Crossover vertreten sein", so ein Sprecher des Konzerns.
 
Gelobtes Reich der Mitte. In Peking wird VW im April die dritte Generation des Touareg vorstellen, einmal mehr ein Zeichen dafür, wie wichtig dieser Markt ist. Der Touareg leitet sich technisch vom Audi Q7, Porsche Cayenne, Bentley Bentayga und Lamborghini Urus ab. Sie alle basieren auf der MLB-Evo-Architektur. Damit soll der Touareg bis zu 200 Kilogramm an Gewicht einsparen.
 
Noch in diesen Sommer startet die Händlereinführung. Volkswagen positioniert den um wenige Zentimeter gewachsenen Touareg klar als Flaggschiff der Marke. Entsprechend ambitioniert geht man auf technischer Seite vor. Als erster VW fährt der Touareg mit gelenkter Hinterachse und Nachtsichtgerät (Night Vision). Das Cockpit zeigt die modernste Ausprägung auf dem Gebiet der TFT-Displays und der Sprachsteuerung. Zum Marktstart schlagen unter der Haube zunächst Sechszylinder als Diesel und als Benziner. Später folgen erstmals Zweiliter-Vierzylinder mit 48-Volt-Generator-Unterstützung. Auch eine Plug-in-Hybrid-Variante ist in Vorbereitung.
 
Bevor es 2020 mit dem I.D Crozz, dem ersten SUV aus den komplett elektrischen Baureihen losgeht, könnte Volkswagen noch besagtes Coupé des Tiguan nach Europa schicken. Eine Entscheidung hierzu steht aber noch aus. Vom Design her soll es sich nicht um einen Tiguan mit Schrägheck, sondern um ein stilistisch eigenständiges Auto handeln. Gleichzeitig wäre es das erste VW-Modell in Europa mit dem Siegel ,,Made in China".
 
 

STARTSEITE