New Mobility

Mit dem Kia Soul EV bei der i-Mobility Rallye 2018 - Schwäbische Stromer-Schau

  • In NEW MOBILITY
  • 13. April 2018, 10:41 Uhr
  • Michael Gebhardt/SP-X

40 Stromer, Wasserstoffautos und Hybride haben sich bei der i-Mobility Rallye in Stuttgart ein Stelldichein gegeben - vom spektakulären Kyburz eRod bis zum unscheinbaren Kia Soul EV.

Es ist ein Bild, dass man in Deutschland nur selten sieht: 40 Elektro-Autos tummeln sich vor dem Haupteingang der Stuttgarter Messe, lassen sich von der morgendlichen Frühlingssonne den Tau von den Scheiben trocknen und zapfen noch schnell ein paar Stromlinge aus den bereitgestellten Steckdosen. Klingt nach einer Zukunftsvision, ist aber schon Realität - wenn auch noch nicht alltäglich. Schließlich hat sich die Stromerparade nicht zufällig zusammengefunden, sondern um gemeinsam bei der i-Mobility-Rallye der Lust am lautlosen Fahren zu frönen.

Das Teilnehmerfeld war bunt zusammengestellt: Unter die reinen Batteriestromer haben sich auch ein paar Fahrzeuge mit Range-Extender, wie der BMW i8 oder der windschlüpfige VW XL1, Wasserstoff-Brennstoffzellen-Stromer wie der bald erhältliche Hyundai Nexo oder der Toyota Mirai, und Plug-in-Hybride vom Schlage eines Kia Optima Sportwagon PHEV oder Porsche Panamera 4 E-Hybrid gemischt, die immerhin über eine mehr oder weniger große Reserve an Strom verfügen. Und es haben sich ein paar Sonderlinge ins Schwabenland verirrt, die man in freier Wildbahn nur selten antrifft: Hier ein Opel Ampera-E, den aktuell nur wenige Händler überhaupt im Angebot haben, dort das Tesla Model X, das schon allein wegen seiner schieren Ausmaße immer noch wie ein Raumschiff auf der Straße wirkt, und dazwischen ein Citroën E-Mehari - das als Elektroauto wiedergeborene Kult-Cabrio aus den 70er Jahren, das nicht zuletzt mit seiner knallroten Lackierung die Blicke auf sich zog. Ähnlich viel Aufmerksamkeit haben der gleichermaßen schöne wie erfolglose Fisker Karma, der noch vor Tesla den Luxus-Stromer-Markt erobern wollte, oder der von seinem Fahrerteam in Eigenregie aufgebaute Spielzeug-Roadster Kyburz eRod aus der Schweiz auf sich gezogen - aber ganz sicher aber nicht der mausgraue Kia Soul EV, mit dem wir uns auf die rund 130 Kilometer lange Strecke gemacht haben.

Allerdings: So unauffällig der Soul EV auch sein mag, so praktisch und ausgereift ist der koranische Kastenwagen. Die würfelartige Form sorgt nicht nur für jede Menge Platz in dem 4,14 Meter langen Soul, sondern auch für ordentliche Übersichtlichkeit. Und der E-Antrieb ist für die meisten Alltags-Aufgaben vollkommen ausreichend: 30 kWh Strom lagern in der Batterie, die im Idealfall für 250 Kilometer Reichweite sorgen. Dass das in der Praxis kaum zu realisieren ist, dürfte mittlerweile allen E-Auto-interessierten klar sein. Knapp 200 Kilometer lassen sich aber problemlos schaffen und wer sich darauf einlässt, den schnellen Abstecher zu einem Bekannten auf dem Land oder die spontan anberaumte Einkaufstour vielleicht verschieben zu müssen, weil gerade nicht genug Strom im Auto ist, dürfte auf den üblichen Wegen zwischen Wohnung, Büro und Kindergarten nur selten Probleme bekommen. Vorausgesetzt, die heimische Ladeinfrastruktur stimmt: An einer Wallbox ist der Soul EV nach knapp sechs Stunden voll, am 50-kW-Gleichstromlader sogar nach einer guten halben Stunde (zu 80 Prozent) - am klassischen Haushaltsstecker dagegen dauert es lange 20 Stunden bis der Akku wieder aufgefüllt ist.

Für die i-Mobility-Rund reichte eine Stromladung freilich locker aus, und so stromerten wir mit gar nicht mal so federleichtem Gasfuß aus Stuttgartkl raus aufs Land, am nördlichen Rand der schwäbischen Alb entlang, quer durchs Stauferland. Der 81 kW/110 PS starke Elektromotor macht den 1,6 Tonnen schweren Kia zwar nicht zum Sprintmeister, im City-Bereich aber sorgen die 285 Newtonmeter Drehmoment, die ab der ersten Motorumdrehung über die Vorderräder herfallen, für flotte Ampelstarts und knackige Überholmanöver. Das beim direkten Kavalierstart-Vergleich, dem sich der Soul bei einer der auf der Rallyestrecke gelegenen Wertungsprüfungen stellen musste, die kraftstrotzenden Porsche-Hybride und Teslas Power-Stromer besser abschnitten, ist ebenso verschmerzbar, wie die 11,3 Sekunden, die der Standard-Sprint am Ende doch dauert.
Bauart-typisch lässt auch mit Kia Soul EV bei höherem Tempo die Kraftentfaltung nach, dafür nimmt der Verbrauch im dreistelligen Geschwindigkeitsbereich merklich zu. Kein Wunder, dass die Rallye-Organisatoren peinlichst darauf geachtet haben, die Highways rund um Stuttgart aus der Strecke auszusparen. Wer aber wie wir mit Landstraßentempo durch die Gegend schaukelte und bei herrlichem Frühlingswetter auch noch die Klimaanlage ausgeschaltet ließ, der konnte die Reichweitensorgen getrost zuhause lassen und sich auch im Ziel noch über genügend Reststrom freuen, um problemlos zur nächsten Ladesäule zu kommen - oder auf den Anhänger zu rollen. Denn für den Heimweg quer durch die Republik sind die meisten Stromer dann eben doch nicht gemacht...

STARTSEITE