Alternativer Antrieb

Unter Strom: Hyundai schult die Rettungskräfte

  • In NEWS
  • 19. April 2018, 14:55 Uhr
  • Ralf Loweg

Auf Deutschlands Straßen sind immer mehr Elektroautos, Plug-in-Hybride oder Brennstoffzellen-Fahrzeuge zu sehen. Doch was ist eigentlich, wenn es mit diesen Autos zu einem Verkehrsunfall kommt? Um den Rettungskräften die Arbeit etwas zu erleichtern, hat Autobauer Hyundai jetzt einen Workshop abgehalten. Der Motor-Informations-Dienst (mid) fasst die wichtigsten Begriffe und Maßnahmen zusammen.


Alternative Antriebe sind im Kommen. Und daher sind auf Deutschlands Straßen immer mehr Elektroautos, Plug-in-Hybride oder Brennstoffzellen-Fahrzeuge unterwegs. Das schont Ressourcen und entlastet die Umwelt. Soweit so gut! Doch was ist eigentlich, wenn es mit diesen innovativen Autos zu einem schweren Verkehrsunfall kommt? Dann sind Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr besonders gefordert.

Denn beim Bergen von verunfallten Fahrzeugen und Komponenten mit Hochvolt (HV) Energiespeicher/-Antrieben müssen die Rettungskräfte andere Dinge beachten als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Das heißt: Sie müssen speziell geschult und auf die veränderte Situation gut vorbereitet sein. Um den fleißigen Helfern den anstrengenden Arbeitsalltag etwas zu erleichtern, hat Autobauer Hyundai jetzt einen Workshop abgehalten. Der Motor-Informations-Dienst (mid) fasst die wichtigsten Begriffe und Maßnahmen zusammen.

Das sind zunächst die Buchstaben "BEV". Sie stehen für Battery Electric Vehicle. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug mit Elektroantrieb und einer Energieversorgung ausschließlich aus der Antriebsbatterie. Wie aber können die Rettungskräfte erkennen, ob der Hochvolt-Energiespeicher bei einem Unfall beschädigt wurde und dadurch eine akute Gefahr besteht? Experten nennen dafür vier Kriterien: Erwärmung des Energiespeichers, Rauchentwicklung, Geräusche sowie Funken.

Wissenswert: Elektrisch isolierend sind nicht leitende Materialien. Diese verhindern den Durchgang elektrischen Stroms, wenn man mit diesen in Berührung an unter Spannung stehenden Leitungen/Komponenten kommt. Bei einer galvanischen Trennung gibt es keine elektrisch leitende Verbindung zwischen zwei Stromkreisen. Das Hochvolt-System ist elektrisch vollständig von der Fahrzeugkarosserie isoliert. Und was versteht man unter Hochvolt? Das ist die Spannung, für die ein elektrisches Bauteil oder ein Stromkreis ausgelegt ist, dessen Effektivwert der Betriebsspannung größer als 60 V und kleiner als 1500 V (Gleichstrom) oder größer als 30 V und kleiner als 1000 V (Wechselstrom) ist.

Kommen wir zu weiteren Buchstaben: "HEV" steht für Hybrid Electric Vehicle. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug mit Elektroantrieb und Verbrennungsmotor. Die Antriebsbatterie wird im Schubbetrieb vom Elektromotor/Generator geladen. Dann gibt es noch "PHEV" für Plug-in-Hybrid Electric Vehicle. Damit ist ebenfalls ein Fahrzeug mit Elektroantrieb und Verbrennungsmotor gemeint. Die Traktionsbatterie kann hier aber über einen Ladeanschluss mit Ladekabel an einer Steckdose (Plug-in) und während des Fahrens im Schubbetrieb geladen werden, erklären die Experten.

Eine häufig gestellte Frage lautet: Besteht nach einem Unfall beim Berühren des Fahrzeuges oder von Fahrzeugteilen die Gefahr eines elektrischen Schlages? Dazu heißt es: "Eine Personengefährdung durch einen elektrischen Schlag ist grundsätzlich nicht gegeben." Die Fahrzeuge sind mit mehreren, verschiedenartigen Schutzmechanismen ausgestattet: 1. Das Hochvolt-System ist berührgeschützt ausgeführt, 2. Das Hochvolt-System ist elektrisch vollständig von der Fahrzeugkarosserie isoliert (galvanische/elektrische Trennung), 3. Bei schweren Unfällen mit Airbag-Auslösung wird das Hochvolt-System bei den meisten Fahrzeugen abgeschaltet. Sind jedoch bei sehr schweren Unfällen Hochvoltkomponenten oder Hochvoltleitungen beschädigt, wie offene Bauteile oder abgerissene Leitungen, ist ein Berühren dieser Schadstellen zu vermeiden. Bei unvermeidbaren Arbeiten in diesen Bereichen sollen beschädigte Teile elektrisch isolierend abgedeckt werden. Im Zweifelsfall ist das Hochvolt-System des Fahrzeugs manuell zu deaktivieren.

Doch können die Rettungskräfte vor Ort das Hochvolt-Systems überhaupt manuell deaktivieren? Ja, denn die meisten Fahrzeuge verfügen über eine zusätzliche Abschaltvorrichtung für das Hochvolt-System, die von Rettungskräften verwendet werden kann. Dabei handelt es sich um Trennstellen, die im Rettungsdatenblatt beschrieben sind.

Ganz wichtig für die Einsatzkräfte: Von beschädigten Hochvolt-Leitungen oder -Komponenten kann grundsätzlich eine elektrische Gefährdung ausgehen. Beschädigte Hochvolt-Leitungen/- Komponenten dürfen deshalb auch nicht berührt werden. Hochvolt-Leitungen außerhalb von Hochvolt-Energiespeichergehäusen oder vergleichbaren Einhausungen sind immer orangefarben. Und: Hochvolt-Komponenten sind mit Warnaufklebern gekennzeichnet.

Ralf Loweg / mid

STARTSEITE