Elektromobilität

Schaeffler bringt Renntechnik auf die Straße

  • In MOTORSPORT
  • 7. Juni 2018, 11:54 Uhr
  • Ralf Loweg

Am Anfang rümpften noch viele die Nase. Fast lautloser Motorsport - kann das gutgehen? Ja, es kann. Das hat die Formel E eindrucksvoll bewiesen. Einen großen Anteil daran hat Zulieferer Schaeffler. Denn der Weltkonzern aus Herzogenaurach unterstützt das Team Abt von der ersten Stunde an. Jetzt zeigt das Unternehmen mit dem Konzeptfahrzeug 'Schaeffler 4ePerformance', wie sich moderne Motorsport-Technik auf die Straße bringen lässt.


Am Anfang rümpften noch viele die Nase. Fast lautloser Motorsport - kann das gutgehen? Ja, es kann. Das hat die Formel E eindrucksvoll bewiesen. Und die erste Rennserie mit rein elektrisch angetriebenen Boliden hat auch die Herzen echter Racing-Fans erobert. Einen großen Anteil daran hat ganz sicher Zulieferer Schaeffler. Denn der Weltkonzern aus Herzogenaurach unterstützt das Team Abt von der ersten Stunde an.

Jetzt zeigt das Unternehmen mit dem Konzeptfahrzeug "Schaeffler 4ePerformance", wie sich moderne Motorsport-Technik auf die Straße bringen lässt. Klar: Elektromobilität gilt schließlich als der alternative Antrieb der Zukunft. Mit dem Konzeptfahrzeug wollen die Ingenieure ein Beispiel für den Technologietransfer vom Rennsport in ein seriennahes Antriebskonzept liefern.

Das rein elektrisch angetriebene Konzeptfahrzeug hat vier Formel-E-Motoren an Bord, die eine Gesamtleistung von 880 kW/1.200 PS zur Verfügung stellen. Der Clou: Sie stammen aus dem Formel-E-Rennboliden ABT Schaeffler FE01. Alle vier Antriebe sind die komplette zweite Formel-E-Saison im Einsatz gewesen - und das sehr erfolgreich. Gleichzeitig waren diese E-Motoren auch die Basis für den späteren Weltmeisterantrieb des Abt-Schaeffler-Piloten Lucas di Grassi (Brasilien) aus der Saison 2016/2017.

Die Realisierung des Projektes geht übrigens auf eine gemeinsame Idee von Lucas di Grassi und Prof. Peter Gutzmer zurück mit dem Ziel, das Maximale aus der Formel E für die Serie zu lernen. "So wie Schaeffler seine technische Kompetenz von der ersten Stunde an in der Formel E einbringt, ist der Technologiekonzern auch in der Elektromobilität für den Serieneinsatz im Straßenverkehr Pionier und Partner für Komponenten- und Gesamtsystem-Lösungen", sagt Prof. Peter Gutzmer, Technologievorstand von Schaeffler.

Der Automobilzulieferer bietet längst eine Vielzahl von Produkten für die Elektromobilität und die Elektrifizierung des gesamten Antriebsstrangs an: von Technologien für eine 48-Volt-Hybridisierung und serienerprobten Hochvolt-Hybridmodulen bis hin zu modular aufgebauten E-Achsen, wie sie nach ersten Serienlösungen in China in Kürze auch in namhaften europäischen Oberklasse-E-Fahrzeugen zum Einsatz kommen werden. Doch welche Rolle spielt das Konzeptfahrzeug? Das "Schaeffler 4ePerformance" könnte Ergänzung für ein Serien-Antriebskonzept eines elektrischen High-Performance-Sportscar sein, teilt das Unternehmen dazu mit.

Und die Leistung des Renners ist beeindruckend. Mit seinen 1.200 PS beschleunigt der Konzept-Bolide in weniger als 7,0 Sekunden von 0 bis 200 km/h. Mittels eines Stirnradgetriebes ist jedes einzelne Triebwerk direkt an ein Rad angebunden. Dabei teilen sich je zwei Motoren ein Getriebegehäuse und bilden so eine elektrische "Twin-Achse", erläutern die Techniker. Mit dieser Architektur lasse sich dann eine radselektive Steuerung der Antriebsmomente (Torque Vectoring) realisieren. Die dafür notwendige Energie kommt aus zwei Batterien mit einer Gesamtkapazität von 64 kWh.

"Durch die freie Skalierung der Antriebsleistung stellt das Fahrzeug für Schaeffler ein fahrendes Prüflabor dar. Derzeit erproben und entwickeln wir auf Basis einer physikalischen Fahrzeug- und Reifenmodellierung unsere eigene Fahrdynamikregelung. Gerade im Bereich der softwarebasierten Fahrdynamikregelung lernen wir enorm", sagt Simon Opel, Leiter Sonderprojekte Motorsport bei Schaeffler. Man darf gespannt sein, was die schlauen Köpfe des Konzerns beim Thema "Elektromobilität" demnächst noch alles aus dem Hut zaubern. Es bleibt spannend - nicht nur auf der Rennstrecke.

Ralf Loweg / mid

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