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Le Mans 2018: Porc à la Porsche

  • In MOTORSPORT
  • 17. Juni 2018, 16:58 Uhr
  • Mirko Stepan

Le Mans steht in diesem Jahr für Porsche ganz im Zeichen des 70. Geburtstags. Gleich zehn 911 RSR gehen beim Langstrecken-Klassiker an den Start. Zwei davon sind ein Geburtstagsgeschenk an die treue Fan-Gemeinde und eine Remineszenz an die erfolgreiche Rennsport-Historie der Marke - am Ende landen die beiden 911 RSR im Retro-Look dort, wo man sie bei Porsche am liebsten sieht: vorne.

Le Mans steht in diesem Jahr für Porsche ganz im Zeichen des 70. Geburtstags. Gleich zehn 911 RSR gehen beim Langstrecken-Klassiker an den Start. Zwei davon sind ein Geburtstagsgeschenk an die treue Fan-Gemeinde und eine Remineszenz an die erfolgreiche Rennsport-Historie der Marke - am Ende landen die beiden 911 RSR im Retro-Look dort, wo man sie bei Porsche am liebsten sieht: vorne.

Porsche und Le Mans sind untrennbar miteinander verbunden, und zwar nicht nur, weil Steve McQueen der Marke und der Rennstrecke an der Sarthe im Hollywood-Streifen "Le Mans" ein cineastisches Denkmal gesetzt hat. Mit dem ersten Gesamtsieg durch den Porsche 917 im Jahr 1970 wird eine Rennsport-Legende geboren, die heute noch zu den berühmtesten Rennwagen aller Zeiten gehört. Porsche hält in Le Mans mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 222 km/h und 5.335 gefahrenen Kilometern den bis heute gültigen Streckenrekord - eingefahren 1971 von Gijs van Lennep und Helmut Marko. Die Stuttgarter Sportwagenschmiede hat mit 19 Gesamtsiegen, zuletzt im Vorjahr mit dem 919 Hybrid, die meisten Siege beim prestigeträchtigen Langstreckenrennen auf dem Konto. Zum ersten Mal an der Sarthe am Start sind die Zuffenhausener bereits 1951, bis 1970 holt Porsche jedoch "nur" Klassensiege - bis endlich der 917 zuschlägt.

Und auch 2018 steht im Zeichen der Autos aus Zuffenhausen. Zwar ist Porsche nach dem Erfolg 2017 aus der LMP1-Serie ausgestiegen, in der die pfeilschnellen Prototypen fahren. Der Sieg und der zweite Platz in der Le Mans-Königsklasse gehen - bis auf eine Schrecksekunde eineinhalb Stunden vor Schluss - ungefährdet an die beiden TS050 Hybrid von Toyota Gazoo Racing. Porsche hat sich auf die GT-Klassen konzentriert, hier ist die Marke mit insgesamt zehn Porsche 911 RSR vertreten, vier Werks-Porsche und sechs im Einsatz von Kundenteams. Der Porsche mit der Startnummer 77 von Dempsey - Proton Racing holt in der Klasse GT AM Platz 1.

Doch die Highlights sind die Werks-Porsche. Zwei der vier werksseitig eingesetzten 911er erinnern an die erfolgreiche Le Mans-Historie: Startnummer 91 fährt im blau-weiß-rot-goldenen Rothman-Design vor, das in den 1980ern die Siegertypen von Porsche zierte: 1982 und 1983 sowie 1986 und 1987 sind das die Farben, die es ganz oben aufs Treppchen schaffen. Der 911 RSR mit der Startnummer 92 ist ein ganz besonderer Hingucker: Das Showcar im Besucherdorf hinter dem Fahrerlager ist eines der beliebtesten Foto-Objekte des Rennwochenendes - das schwäbische Rennschwein avanciert sofort zum Liebling der Fans. Das hat auch mit der Marken-Geschichte zu tun, denn an jeder Ecke erinnern die Merchandising-Stände an die Historie des Langstreckenrennens und seiner erfolgreichen Teilnehmer. Dementsprechend ist der Porsche 917 allgegenwärtig. Die rosa Lackierung der #92 greift das Design des damals von Reinhold Joest und Willi Kauhsen pilotierten 1971er Porsche 917/20 auf, der wegen seiner auffälligen Farbgebung "Sau", "Dicke Berta" oder auch "Trüffeljäger" genannt wird. Zudem sind auch die Boxen in klassischem Gewand inklusive "Backstein-Optik", echter Vintage-Style beim hochmodernen Motorsport-Event.

Auf schlechte Omen scheint Porsche zu pfeifen. Der 917/20 ist seinerzeit auf Platz 5 liegend nach einem Unfall ausgefallen. Ex-Fahrer Kauhsen erinnert sich noch gut an den aufsehenerregenden Rennwagen, dessen Farbgebung die Idee des damaligen Designers Anatole Lapine war und die nicht nur die Fans und Medien überraschte, sondern auch die beiden 917-Piloten. "Hoffentlich wird die Sau diesmal nicht wieder vorzeitig geschlachtet", sagt er vor dem Rennen und gibt zu, dass ihm der 911er im klassischen Look seines ehemaligen Arbeitsgeräts ganz besonders am Herz liegt. Der 911 RSR in Schweinchenrosa macht es 47 Jahre später tatsächlich besser: Michael Christensen, Laurens Vanthoor und Kévin Estre holen den Sieg in der Klasse LM GTE Pro, in der seriennahe GT-Sportwagen am Start sind, neben den Werks-911ern beispielsweise Ford GT, Corvette, Ferrari und BMW. "Das Auto ist so einfach zu fahren", sagt Kévin Estre sechs Stunden vor Rennende - ein besseres Zeugnis kann ein Rennfahrer seinem Sportgerät nicht ausstellen. Porsche macht wie schon im Vorjahr einen höchst professionellen Job. Wer Le Mans gewinnen möchte, muss schnell sein, darf sich aber auch keine Fehler erlauben. Das weiß man, wenn man fünf Jahrzehnte Erfahrung mitbringt und die meisten Siege eingefahren hat.

Natürlich ist Porsche auch 2018 in Le Mans wieder auf Rekordjagd, Rekorde tragen zur Legendenbildung bei: In der Qualifikation fährt Gianmaria Bruni im 911 RSR mit der Startnummer 91 die schnellste Rundenzeit, die bis dato in dieser Klasse erreicht wurde. Er umrundet den 13,626 Kilometer langen Kurs in 3:47.504 Minuten. Der später siegreiche rosafarbene 911 RSR #92 landet da noch hinter ihm auf Platz 2. Solche Ergebnisse sind es, die die Marke Porsche berühmt gemacht, vielleicht sogar über die Jahrzehnte in teils schwierigeren Zeiten am Leben gehalten haben. Manchmal heißt es "Schwein gehabt" - für die 24 Stunden von Le Mans 2018 muss man Porsche wieder einmal attestieren: "Saustark".

Mirko Stepan / mid

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