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Fahrbericht: Kia Sportage - Hier lebt der Diesel

  • In AUTO
  • 10. Juli 2018, 15:52 Uhr
  • Peter Eck/SP-X

Die Überarbeitung eines Erfolgsmodells ist für eine Marke nicht ohne Risiko. Was ist nach einigen Jahren Bauzeit technisch möglich, was finanzierbar und was überhaupt erforderlich. Beim Sportage setzt Kia vor allem auf neue Assistenzsysteme und Motoren - und feiert dabei eine zuletzt doch arg gebeutelte Antriebsart.

SP-X/Frankfurt. Der Sportage ist mit über 140.000 verkauften Einheiten in Deutschland das erfolgreichste Kia-Modell. Nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit der mittlerweile vierten Generation wird dem SUV nun eine relativ umfangreiche Überarbeitung zuteil. Die Veränderungen am 4,49 Meter langen Kompaktfahrzeug beziehen sich vor allem auf Motoren und Assistenzsysteme, umfassen aber auch die üblichen, weil während der Laufzeit eines Fahrzeugs relativ kostengünstig zu realisierenden optischen Feinjustierungen an Anbauteilen wie Scheinwerfer, Rück- und Nebelleuchten sowie Front- und Heckschürze. Zudem gibt es neue Leichtmetallräder und fünf neue Außenfarben. Der Grundpreis für die Version mit dem 1,6-Liter-Benziner (97 kW/132 PS) und Frontantrieb steigt kräftig von 19.900 auf 22.190 Euro, bleibt laut Deutschland-Geschäftsführer Steffen Cost allerdings ausstattungsbereinigt gleich, zumal schon der Basismotor - wie alle Antriebe - jetzt mit SCR-Kat anrollt und dank Erfüllung der Abgasnorm Euro 6d-temp zukunftssicher sein sollte. Der Sportage steht ab August im Handel.

Auch sonst finden sich die spannendsten Veränderungen im Antriebsbereich. Wichtigste Nachricht: Kia setzt weiterhin auf den Diesel und stellt für den überarbeiteten Sportage sogar zwei neue Selbstzünder bereit. Den bisherigen 1,7-Liter-Diesel ersetzen die Koreaner durch einen modernen 1,6-Liter, der wie der Vorgänger ebenfalls in zwei Leistungsstufen (85 kW/115 PS und 100 kW/136 PS) erhältlich ist. Kia bekennt sich mit dem neuen Aggregat ausdrücklich zur Dieseltechnik, in diesen Tagen eine durchaus erwähnenswerte Haltung.

Beim größeren Selbstzünder mit 2,0-Liter Hubraum und SCR-Kat setzt Kia erstmals beim Sportage auf ein Aggregat mit 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie und Startergenerator. Dies ermöglicht in Beschleunigungssituationen, etwa beim Überholen auf der Landstraße, einen zusätzlichen Schub von 12 kW/16 PS. Gleichzeitig erlaubt das System bei Geschwindigkeiten von unter 30 km/h, etwa beim Ausrollen oder Bremsen, ein Abschalten des Motors. Laut Kia soll das System je nach Fahrsituation eine Einsparung von bis zu 10 Prozent ermöglichen. Die zusätzliche Batterie kostet allerdings rund 40 Liter, Stauraum, so dass hier nur noch knapp 440 statt 480 Liter zur Verfügung stehen. Das Spitzenmodell steht ab 38.190 Euro in der Preisliste.

Der Antrieb überzeugt nach einer kleinen Turboloch-Gedenkpause bis rund 1.500 Umdrehungen mit kräftigem Durchzug, allerdings läuft er rau und ist auch nicht gerade leise. Auf einer kurzen Proberunde lag der Verbrauch dafür nur bei um die 5 Liter und damit im Normbereich. Dem Mild-Hybrid-System fehlt es noch ein wenig an Feinschliff, beim Ausrollen springt der bereits abgeschaltete Motor recht unvermittelt und nicht komfortabel wieder an. Ab 2020 wird das Mild-Hybrid-Angebot im Sportage übrigens weiter ausgebaut, dann erhält auch der neue kleine Diesel das System - und zwar in beiden Leistungsversionen (115 und 136 PS).

Neben den Motoren galt bei der Überarbeitung auch dem Innenraum besondere Aufmerksamkeit: Lenkrad und Kombiinstrumente zeigen sich in neuer Gestaltung, zudem hat der Kunde die Wahl zwischen zwei Display-Größen für das Infotainment- und Navigations-System - neben der 7-Zoll-Version gibt es auch einen rahmenlos integrierten 8-Zoll-Touchscreen. Die Instrumente sind klar gezeichnet und groß beschriftet, allerdings wirkt das Cockpit wegen der Vielzahl von Knöpfen und Tasten etwas überladen und nicht mehr ganz zeitgemäß. Wirklich vermisst haben wir auf der ersten Testfahrt im bestens ausgestatteten Sportage aber eigentlich nur ein Head-up-Display, das in dieser Generation allerdings wohl nicht mehr kommen wird.

Wie üblich entfallen viele Neuerungen auf den Bereich Sicherheit und Assistenz. Hier bietet der Sportage neue Systeme, zum Beispiel einen Abstandstempomat mit Stop&Go-Funktion sowie einen Müdigkeitswarner. Neu im Angebot ist auch ein sogenanntes Surround-View-Kamerasystem, das einen 360-Grad-Rundumblick ermöglicht.

Unter dem Strich darf man die Überarbeitung des Sportage als gelungen bezeichnen. Das Kia-SUV wurde sinnvoll verbessert und modernisiert. Neben der zurecht häufig gelobten 7-Jahres-Garantie ist die jetzt schon durchgängige Homologation aller Motoren nach der strengsten, erst ab 1. September 2019 geltenden Abgasnorm zu erwähnen. Ansonsten spielt der Sportage auch nach dem ausführlichen Facelift weiterhin souverän die Rolle des treuen Begleiters durch alle Lebenslagen, denn er bietet neben immer noch günstigen Preisen auch viel Platz sowie zudem (in den meisten Versionen) auch Allradantrieb. Und das klare Bekenntnis zum Diesel macht Marke und Modell sogar ausgesprochen sympathisch.



Kia Sportage 2.0 CRDI - Technische Daten (Sechsgang-Handschaltgetriebe):
Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Kompaktklasse; Länge: 4,49 Meter, Breite: 1,86 Meter, Höhe: 1,65 Meter (mit Dachreling), Radstand: 2,67 Meter, Kofferraumvolumen: 480 - 1.492 Liter
 
2,0-Liter-Diesel, 136 kW/185 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 - 2.750 U/min, Mild-Hybridantrieb mit 48-Volt-Batterie und Startergenerator (12 kW/16 PS), elektronisch geregelter Allradantrieb, 0-100 km/h: 9,5 s, Vmax: 201 km/h, Normverbrauch: 5,2 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 138 g/km, Effizienzklasse: A, Abgasnorm: Euro 6d-temp
Preis: ab 38.190 Euro

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