Ratgeber

Ratgeber: Start ins Oldtimer-Hobby - Klassik-Liebe von A bis Z

  • In RATGEBER
  • 17. Juli 2018, 13:24 Uhr
  • Hanne Schweitzer/SP-X

Klassische Fahrzeuge sind echte Sympathieträger und bringen nicht nur ihren Besitzern viel Spaß. Kein Wunder also, dass das Hobby ,,Oldtimerei' immer beliebter wird.

Immer mehr Menschen entdecken ihre Leidenschaft für altes Blech, belegt die wachsende Zahl an H-Kennzeichen: Mit 422.213 Oldtimer-Nummernschildern überschritt die Zahl nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie 2017 erstmals die 400.000er-Marke. Vielen reicht es nicht, die Pretiosen der anderen zu bestaunen, es muss ein eigener Klassiker her. Zum Einstieg ins Hobby werden nachfolgend von A bis Z einige wichtige Begriffe erklärt.
 
Alltagsauto: Das Vorhandensein eines zusätzlichen Autos für den Alltag wird von vielen Oldtimer-Versicherungen verlangt. Um ihr Schätzchen zum Beispiel vor Nässe oder Streusalz zu schonen fahren  viele Besitzer mindestens im Winter ein Alltagsauto.
 
Brot-und-Butter-Auto: Fahrzeuge, die vor Jahrzehnten das Straßenbild beherrschten, und selten extra aufgehoben wurden, heute aber als sympathische Zeugen ihrer Zeit gelten. Typisches Beispiel ist der VW Käfer, aber auch das Mittelklasse-Modell Opel Ascona oder der ,,Baby-Benz" Mercedes-Benz 190.
 
Crashkurs: Kein ABS, Bremskraftverstärker und Servolenkung - Oldtimer fahren sich anders als neuere Autos. Wer auf Nummer sicher gehen will, besucht ein Fahrsicherheitstraining speziell für Klassiker, wie es die Automobilclubs beispielsweise anbieten.
 
Der richtige Klassiker: Die Lektüre von Fachzeitschriften und über das ganze Jahr und die ganze Republik verteilte Veranstaltungen wie Messen, Ausfahrten, Clubtreffen oder Teilemärkte bieten einen guten Einstieg in das Hobby sowie erste Informationen und Kontakte. Die Szene gibt gerne Tipps und steht oft erstaunlich auskunftsfreudig mit Rat und Tat zur Seite.
 
Einsatzzweck: Er bestimmt maßgeblich die Wahl des Fahrzeugs und sollte von Anfang an geklärt werden: Alltagswagen oder Vorzeigemodell? Sammlerstück oder Ausfahr-Mobil?
 
FIVA: Die Féderation Internationale des Véhicules Anciens ist der Weltverband der Oldtimer-Clubs, sie übernimmt unter anderem die politische Interessenvertretung.
 
Gutachten: Wird von einem Oldtimer-Sachverständigen erstellt und zum Beispiel beim Antrag auf ein H-Kennzeichen, aber auch von Versicherungen für eine Vollkasko-Oldtimer-Versicherung verlangt. Dient aber beim Kauf (und Verkauf) der realistischen Preiseinschätzung.
 
H-Kennzeichen: Die steuerbegünstigte Oldtimer-Zulassung (191 Euro/Jahr), die den Klassiker als ,,schützenswertes Kulturgut" ausweist. Sie ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, unter anderem muss der Halter ein Gutachten nach §23 StVZO anbringen, das nachweist, dass sich der mindestens 30 Jahre alte Oldie in einem gepflegten, originalgetreuen Zustand befindet.
 
Instandhaltung: Zwischen 750 und 2.000 Euro im Jahr geben die meisten Besitzer für die Instandhaltung und Wartung ihres Klassikers aus, so eine Umfrage unter 1.500 Oldtimer-Besitzern aus einer Allensbach-Studie im Auftrag der Zeitschrift ,,Oldtimer Markt" von 2013.
 
Jahreszeit: Die beste Zeit, um zu kaufen sind Herbst und Winter, um zu fahren natürlich Frühjahr und Sommer. Die Nutzung eines Oldtimers in der nassen Jahreszeit ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Stichworte: Korrosion und Sicherheit.
 
Kaufberatung: Werden von den einschlägigen Oldtimer-Zeitschriften regelmäßig veröffentlicht und sind eine gute Grundlage bei der Recherche über ein potenzielles Kaufobjekt.
 
Lagerung: Optimal ist laut ADAC ein klimatisierter Raum, in dem eine konstante Temperatur und gemäßigte Luftfeuchte eingehalten werden, so wird eine Kondenswasserbildung in den Hohlräumen weitgehend vermieden. Meiden sollte man auf jeden Fall einen schlecht durchlüfteten, feuchten Lagerort.
 
Marktwert: Oldtimer-Zeitschriften veröffentlichen regelmäßig Preisübersichten zum Marktwert vieler Modelle. Auch bei den Markenclubs kann man sich einen Überblick verschaffen.
 
Nachrüsten: Im Rahmen des H-Kennzeichens erlaubt ist beispielsweise die Nachrüstung von Sicherheitsgurten oder Umrüstung der Betriebsspannung von 6 auf 12 Volt.
 
Oldtimer-Rallyes: Gemeinsame Ausfahrt von Enthusiasten mit ihrem Kleinod, mit touristischem und einem gewissen sportlichen Aspekt. Dabei geht nicht um Geschwindigkeit, sondern um möglichst gleichmäßiges Fahren.
 
Patina: liebevoller Ausdruck für Gebrauchsspuren an unrestaurierten Fahrzeugen. Modelle mit authentischer Patina sind bisweilen begehrter als perfekt restaurierte.
 
Querschnitt: Kein Hobby nur für Reiche: Der Durchschnittswert eines Oldtimers liegt in Deutschland bei rund 15.000 Euro. 
 
Rosa-Brille-Effekt: tritt gerne auf, wenn man bei der Besichtigung dem Kaufobjekt der Begierde steht - obwohl man im besten Fall im Vorfeld Literatur gewälzt, sich nach Schwachstellen des Modells erkundigt, Preislage und Budget im Kopf hat. Da hilft nur: Ruhe bewahren.  
 
Schnauferl: So wurden früher Oldtimer genannt und noch weiter in der Vergangenheit war dies die generelle Bezeichnung für Autos. Heute findet man den Begriff noch im ältesten Oldtimer-Club Deutschlands, dem Allgemeinen Schnauferl-Club. Der ASC beschreibt die Entstehung so: Der Begriff Schnauferl leitet sich vom Geräusch des Schnüffelventils ab, das bei den ersten Viertakt-Motoren aus der ersten Dekade des letzten Jahrhunderts als Überdruckventil im Kurbelgehäuse montiert ist.
 
Teile: Am besten verschafft man sich vor dem Kauf Klarheit über die Ersatzteilversorgung für den potenziellen Traumwagen. Typische Anlaufstellen sind Markenclubs, die Tipps geben können, aber auch Oldtimer-Zeitschriften und Teilemärkte.
 
Umweltzonen: Von Sperrungen betroffen sind Benzinmodelle ohne geregelten Kat und meistens Dieselmodelle mit Abgas-Standard Euro 3 ohne Partikelfilter und schlechter. Mit einem H-Kennzeichen darf man die Umweltzonen befahren.
 
Vermietung: Für Fans ohne eigenen Klassiker gibt es diverse Angebote zur Anmietung - ob für einen Tag oder einen ganzen Urlaub - sogar von den Autoherstellern selbst (Beispiel: mercedes-benz.com/classiccartravel).
 
Wertanlage: Zwar steigen die meisten Klassiker bei guter Pflege über die Jahre im Wert, als Anlageobjekt zum Geldverdienen taugen allerdings nur wirklich hochpreisige Oldtimer.
 
X-treme: Teuerster Klassiker 2017 war der 1956er Rennwagen DBR1 von Aston Martin, der für 22,55 Millionen Dollar unter den Hammer kam. Für die Top-Ten der hochpreisigen Oldtimer haben Käufer nach Angaben der Marktbeobachter von Classic-Analytics 127,7 Millionen Dollar (etwa 100 Mio. Euro) gezahlt.
 
Youngtimer: Nach der Definition des Parlamentskreises Automobiles Kulturgut sind das zwischen 20 und 30 Jahren alte, gut gepflegte Liebhaber-Fahrzeuge mit geringen Jahreslaufleistungen, die weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind und für künftige Generationen bewahrt werden.
 
Zustandsnoten: sollen den Erhaltungszustand des Klassikers einordnen und sind wichtig für die Preisgestaltung. Note 1 ist ein absolut makelloser Zustand, wie neu oder besser, den es sehr selten gibt. Ein Fahrzeug mit Note 2 ist in gutem Zustand mit leichten Mängeln. Die große Masse der Klassiker fährt im soliden Zustand drei, der auch für einen Einsteiger mit ruhigem Gewissen zu empfehlen ist: Gebrauchtes Fahrzeug im ordentlichen Zustand, das normale Spuren der Jahre oder einzelne, kleinere Mängel zeigt, uneingeschränkt fahrbereit. Note 4 gilt als ,,verbraucht", Note 5 als ,,restaurierungsbedürftig".

STARTSEITE