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Ratgeber: Worauf bei der Camper-Miete zu achten ist - Schnupper-Urlaub im Reisemobil

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  • 10. August 2018, 08:20 Uhr
  • Michael Lennartz

Camping im Zuhause auf Rädern liegt im Trend. Diese Urlaubsform ausprobieren kann man am besten in einem gemieteten Reisemobil. Welches Fahrzeug für wen das richtige ist und was man bei der Miete beachten sollte.  

Der stramme Wachstumskurs der Caravaning-Branche gründet auf ein unvermindert großes Interesse am Reisemobil-Tourismus. Bevor ein Kauf der oft hochpreisigen Eigenheime auf Rädern in Erwägung gezogen wird, empfiehlt sich ein Schnupper-Urlaub auf Mietbasis. Doch wie gehe ich an das Thema heran?

Das Wichtigste zuerst: Welches Fahrzeug ist für mich das Richtige? Die Spannbreite reicht vom Campingbus im Format eines VW California über kompakte Kastenwagen bis zu teil- oder vollintegrierten Fahrzeugen und Alkoven-Typen zwischen sechs und neun Metern. Grundsätzlich gilt: Jenseits des VW-Bestsellers im Camper-Segment haben alle Reisemobil-Kategorien umfassenden Wohnkomfort an Bord, sprich: Küche, Kühlschrank, Sitzecke, fest installierte Betten, Heizung, Frisch- und Abwassertanks sowie vor allem einen Wasch- und WC-Raum, meist mit einer portablen Lösung für die Entsorgung der Toilette.

Der Unterschied ergibt sich aus den Größenverhältnissen, denn jedes Reisemobil ist ein Kompromiss aus Mobilität und Wohnkomfort. Die ausgebauten Kastenwagen, meist auf Fiat-Ducato-Basis, lassen sich leichter fahren, sind wendiger und auch für Erkundungsfahrten über enge Sträßchen geeignet. Im Innenraum geht es dafür enger zu. Für zwei Personen mag das okay sein, bei einer Vier-Personen-Besatzung kann eine durch Regentage erzwungene Stubenhockerei allerdings schnell die Laune verhageln.

Ein Teilintegrierter wie etwa ein Knaus Sky Wave oder ein Integrierter im Format der Hymer B-Klasse lassen sich von einem Ungeübten freilich schwerfälliger pilotieren, bieten aber viel mehr Bewegungsfreiheit im Innern. Darüber hinaus verfügen sie in der Regel über größere Tankinhalte für Frisch- und Abwasser, was die Intervalle für die Ver- und Entsorgung deutlich verlängert. Allerdings ist der Spritverbrauch auch ein bis zwei Liter pro 100 Kilometer höher. Besonders mit Hubbetten sind sie gut für vier Personen geeignet. Bei sechs Insassen wäre eher ein Alkoven-Modell vorzuziehen. Diese Kategorien haben zudem den Vorteil, dass sie häufig mit einer Heckgarage ausgestattet sind, in der sich leicht Fahrräder, E-Bikes oder sogar Motorroller unterbringen lassen.  

Nicht nur dabei sollte auf das Gewicht und die Achslasten geachtet werden. Bei Reisemobilen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht können besonders in den großen Dimensionen die Zulademöglichkeiten schnell erschöpft sein, wenn noch allerlei Sportgerät sowie Campingtisch und -stühle berücksichtigt werden müssen. Auch der Inhalt von Frisch- und Abwassertanks sollte nicht vergessen werden: Ein voller 100-Liter-Tank bedeutet schließlich 100 Kilo Mehrgewicht.

Aber wo kann ich denn überhaupt Wohnmobile mieten? Schon beim Googeln wird es schnell unübersichtlich, denn das Angebot inklusive erster Sharing-Portale ist vielfältig. Dabei gibt es die privaten und die professionellen Anbieter. Letztere haben den Vorteil, dass sie über eine größere Flotte verfügen und deshalb eher ein Ersatzfahrzeug parat haben, wenn ein Reisemobil wegen eines Unfalls kurzfristig ausfällt. Wer sich bei einem Mietvertrag eine Bereitstellungsgarantie festschreiben lässt, ist da auf der sicheren Seite. Außerdem haben die großen Unternehmen meist die neueren Fahrzeuge im Programm.

Mit rund 2.200 Fahrzeugen dürfte der ADAC über die größte Reisemobil-Mietflotte verfügen, die sich auch im europäischen Ausland und auf anderen Kontinenten buchen lässt. Als Europas größter Reisemobil-Vermieter bezeichnet sich dennoch McRent. Das Unternehmen gehört mit Rent-Easy (nur Luxus-Mobile) und Best Time RV (für USA und Kanada) zur Rent Alliance, die wiederum eine Tochter der Erwin-Hymer-Gruppe ist. Über 28 Stationen in Deutschland, weitere 56 in 15 europäischen Länder sowie zwei Stationen in Neuseeland und sechs in Japan lassen sich vom VW California als einzigem firmenfremden Produkt bis zum Integrierten Dethleffs XLi zahlreiche Produkte aus der Hymer-Gruppe buchen. Zur Orientierung: Für einen Campingbus sind in der Sparsaison rund 63 Euro pro Tag zu veranschlagen, für einen Teilintegrierten mit vier Sitz- und Schlafplätzen in der Hauptsaison mindestens 127 Euro.

Das Beispiel McRent, im Jahr 2004 gegründet, zeigt, dass die Hersteller längst selbst erkannt haben, welch Potenzial für sie im Mietgeschäft steckt, denn die Mieter von heute sind die Käufer von morgen. Ähnlich operiert auch die Trigano-Gruppe, die über die Deutsche Reisemobil-Vermietung Modelle von Eura und Forster offeriert, und seit zwei Jahren auch die ,,Rent-and-Travel"-Tochter von Knaus-Tabbert. Sie geht allerdings einen anderen Weg und bietet ihren Miet-Service bis hin zur durchgeplanten Reisemobil-Tour über 300 Partner-Reisebüros an. An 120 Mietstationen in Deutschland, aber auch in Großbritannien und Schweden können mittlerweile die insgesamt 1.200 Modelle der Marken Knaus und Weinsberg übernommen werden.

Wenn Fahrzeug und Vermieter gefunden sind, gilt es auch bei Vertragsabschluss und Übergabe einiges zu beachten. Bei den meisten Anbietern in Deutschland muss der Mieter eines Reisemobils mindestens 21 Jahr alt sein und seinen Führerschein ein Jahr besitzen. Bei größeren Fahrzeugen können es auch 25 Jahre Mindestalter und drei Jahre Führerscheinbesitz sein. Klar ist, dass mit dem nach 1999 gemachten Führerschein Klasse B nur Wohnmobile bis 3,5 Tonnen bewegt werden können. Nur nach dem alten Führerschein Klasse 3 liegt die Grenze erst bei 7,5 Tonnen.

Ratsam ist in jedem Fall ein zubuchbares Versicherungspaket mit Vollkasko, wobei die Selbstbeteiligung bestenfalls nach eigenem Gusto wählbar ist. Es empfiehlt sich dringend, das Kleingedruckte zu lesen oder zumindest verbindlich vorher abzuklären, was bei Defekten zu tun ist: Ob kleinere Defekt auch selbst reparieren werden dürfen, und wie zu verfahren ist, wenn im Urlaub eine länger dauernde Reparatur notwendig wird. Auch die Höhe der Kaution (kann bis zu 1.500 Euro betragen) und deren Rückzahlung sollte konkret geklärt werden.

Dass bei der Übergabe alles sauber ist und die Tanks entleert sind, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die beiden, meist zum Inventar gehörenden 11-Kilo-Gasflaschen müssen voll sein, was zumindest im Sommer auch für einen mehrwöchigen Aufenthalt ohne Nachfüllen reichen dürfte. Im Winter bei Dauerheizung hält eine Flasche allerdings nur etwa vier Tage. Achten Sie darauf, dass eine Kabelrolle mit den beiden nötigen Stromanschlüssen (Fahrzeug und Entnahmestelle) vorhanden ist. Möglichst auch ein Wasserschlauch. Lassen Sie sich unbedingt alle Absperrhähne und Sicherungen zeigen sowie die Kontrollinstrumente erklären. Eventuell entdeckte Schäden sollten im Übergabeprotokoll vermerkt werden.

Was Neulinge am Reisemobil-Volant noch wissen sollten: Freies Campen ist in Deutschland auf einem regulären Parkplatz erlaubt, aber nur für eine Nacht zur ,,Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit", wie es offiziell heißt. Eine Markise darf dabei nicht ausgefahren werden, auch Campingtisch und -stühle müssen verpackt bleiben.

Stellplätze bieten sich als preiswerte, auch mehrtägige Übernachtungsmöglichkeit an. 5 bis 15 Euro sind pro Tag zu veranschlagen, je nach Lage und Komfort. Auf Campingplätzen, auf denen auch die Ver- und Entsorgung im Preis eingeschlossen ist, sind in der Hauptsaison für ein Reisemobil mit zwei Personen pro Tag zwischen 20 und 35 Euro zu berappen. In der Nähe von Hauptstädten und in der Schweiz können es freilich auch 50 bis 60 Euro und mehr werden.

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