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Sonst noch was? - Ziemlich vernetzt und nicht ganz abgasfrei

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  • 23. September 2018, 09:13 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Manchmal haben kleine Ursachen große Wirkungen. Diese Woche sorgte zum Beispiel eine einzelne Rakete für einigen Verdruss in Sachen Klima.

Zu den vornehmsten Aufgaben der Politik in Deutschland gehört es, für möglichst ausgeglichene Lebensverhältnisse im Lande zu sorgen. Das klappt bekanntlich nur so lala. Nein, wir meinen nicht die verelendeten Horden, die etwa in Chemnitz immer wieder mal spazieren gehen. Vergleichen wir doch einfach nur eine ländliche Region, beispielsweise den Westerwald im nördlichen Rheinland-Pfalz gelegen mit der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Dort erlebten wir dieser Tage die Vorzüge eines ruhigen Flughafens gepaart mit besten schwäbischen Tugenden. Nicht nur war es während der immerhin zwei Übernachtungen in einem Flughafenhotel schön ruhig, wir stellten auch fest, dass Hannover eine höchst reinliche Stadt ist. Straßenkehren, das können sie.Was nicht so klappt ist der Umgang mit neuländischen Sachen wie dem Internet. Ein WiFi mit 1,5 Mbit, LAN mit deren 15 und das im größten Hotel am Flughafen einer Landeshauptstadt - da kann der Westerwalder nur staunen. Abgesehen von drei Dörfern mit zusammen weniger als 1.000 Einwohnern ist man mindestens 50 Mbits gewohnt, meistens liegen 100 an. Da kann von gleichen Lebensverhältnissen ja wohl kaum noch die Rede sein.Dabei ist Vernetzung doch eines der Mega-Themen der Mobilität und ganz besonders der Logistik. Hier ist ja eigentlich jetzt schon, aber in Zukunft ganz besonders, jedes Päckchen mit allen handelnden Personen und den entsprechenden Fahrzeugen verbunden. Da hilft es, wenn das Internet eine gewisse Bandbreite hat. Aber das muss ja vielleicht auch nicht überall so sein. Dafür ist Hannover schön flach, was die Stadt prädestiniert für die vielen Lastenräder, die jetzt auf der IAA zu bestaunen waren. Transport back to the roots gewissermaßen. Für die Zeiten, wenn Autos aus Städten ganz verbannt sind. Das Handy des Radkuriers hat dann auf jeden Fall genug Empfang, um die nötige Restvernetzung zu gewährleisten.Aber so weit sind wir zum Glück noch nicht. Das wollen wir jedenfalls hoffen. Andererseits mussten wir dieser Tage zur Kenntnis nehmen, dass man mit Logik und vermeintlich gesunden Menschenverstand nicht weit kommt, wenn es um Dieselabgase geht.Die hessische Stadt Limburg beispielsweise hat den vorgeschlagenen Luftreinhalteplan nicht korrekt umgesetzt. Entsprechend drohen hier nun Fahrverbote. Ursächlich dafür sind unter anderem Lastwagen, die aus dem rheinland-pfälzischen Diez vom dortigen Gewerbegebiet über die Bundesstraße durch das direkt angrenzende Limburg den kürzesten Weg zur Autobahn nehmen. Dadurch wird der Grenzwert an einer dicht befahrenen Kreuzung leicht überschritten.Der Luftreinhaltungsplan sah dagegen vor, dass die Lkw die Bundesstraße verlassen und durch eine Tempo-30-Zone entlang von Schulen, Kindergärten und Seniorenwohnheim fahren. Dort steht keine Messstation. Das dürfte ähnlich sinnvoll sein, wie die schon bekannte Straßensperrung in Hamburg. Mehr Abgase sind kein Problem, sie müssen nur weg von der Messstation. Aber warum sollen wir uns darüber wundern? Nach der gleichen Logik werden neuerdings Abteilungsleiter zu Staatssekretären befördert.In Sachen CO2 hingegen müssen wir uns in Zukunft noch mehr anstrengen, um dem Klimawandel zumindest marginal Einhalt zu gebieten. Bis zu 1,4 Millionen Tonnen CO2 setzt allein der Moorbrand bei Meppen frei. Da kommen wir mit Einsparungen von ein paar Gramm pro Kilometer und Auto nicht weit. Ein halber Liter Minderverbrauch, was heutzutage schon eine Menge ist, reduziert den CO2-Ausstoß des entsprechenden Pkw im Schnitt im Jahr gerade mal um 120 Kilo. Um den Raketeneinsatz der Bundeswehr bei Meppen auszugleichen, müssten ab sofort also rund 12 Millionen Autos im Schnitt einen halben Liter weniger verbrauchen. Am besten, ein paar Millionen Pendler wechseln aufs Rad. Der Bundeswehr kann man bei der Aktion übrigens keinen Vorwurf machen. Wer konnte denn auch ahnen, dass ausgerechnet diese Rakete funktionierte?Man könnte als Ausgleich zum Beispiel 200 Hektar Wald stehen lassen, statt ihn für die Braunkohlegewinnung abzuholzen. Braunkohle ist übrigens das Material, dass unseren Strom-Mix aktuell noch etwas ungünstig für E-Autos macht, weil beim Verbrennen der Kohle relativ viel CO2 freigesetzt wird. Und es ist ein Material, dessen Förderung just deshalb in absehbarer Zukunft ausläuft. Aber das ist dann ein anderes Thema. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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