Ratgeber

Bundesweiter Taktfahrplan - Die Schweiz als Vorbild

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  • 9. Oktober 2018, 15:28 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Bislang ist der Bahnfahrplan in Deutschland ein regional geprägter Flickenteppich. Das Verkehrsministerium will ihn nun systematisieren.

Der deutsche Bahnverkehr soll ab 2020 auf einen bundesweiten Taktfahrplan umgestellt werden. Einen entsprechenden Plan hat nun Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorgestellt. Der Verkehr auf der Schiene soll so schneller, pünktlicher und zuverlässiger werden. 2030 soll die Umstellung abgeschlossen sein.

Der geplante ,,Deutschland-Takt" orientiert sich am Vorbild Schweiz, wo ein ähnliches System bereits seit mehr als 30 Jahren angewendet wird. Der abgestimmte, vertaktete Fahrplan für ganz Deutschland integriert Nah- und Fernverkehr und soll helfen, den Bahnverkehr überregional zu systematisieren und zu optimieren. Bei der Umsetzung sollen Bund und Länder zusammenarbeiten.

Der Gedanke hinter dem Taktfahrplan: Anstatt das Land mit Direktverbindungen von jedem Ort zu jedem Ort zu erschließen, ist es effektiver regelmäßig Verbindungen zu Knotenbahnhöfen zu etablieren, von denen aus umgestiegen werden kann. Statt einer komplexen Netzstruktur ergibt sich aus dem Konzept eine Art Baumstruktur, deutlich simpler und übersichtlicher sowohl für Planer als auch für Nutzer. Letztere sollen sich die schematisierten Abfahrtszeiten besser merken können und zudem von optimierten Anschlüssen und passgenauer Infrastruktur profitieren.

Das Bundesverkehrsministerium bezeichnet den Deutschland-Takt als größtes Eisenbahnprojekt seit der Bahnreform 1994. Ziel ist es, die Zahl der Fahrgäste bis 2030 zu verdoppeln und mehr Güter auf die Schiene zu holen. Zu letzterem Zweck ist unter anderem der Bau spezieller Trassen vorgesehen.

Taktfahrpläne sind nicht nur unter Eisenbahnern ein seit Jahrzehnten diskutiertes System. Neben zahlreichen Vorteilen gibt es auch prinzipbedingte Nachteile. So können sich schon kleinere Betriebsstörungen schnell aufschaukeln und den vertakteten Fahrplan nachhaltig in Unordnung bringen. Zudem könnten die kurzen Umsteigezeiten bei Anschlussverbindungen ortsfremde oder mobilitätsbehinderte Menschen überfordern.

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