Automobilindustrie

Projekt Black S: Wo Infiniti Autos neu erfindet

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  • 11. Oktober 2018, 10:04 Uhr
  • Ralf Loweg

Die künstlerische und kreative Ader von Infiniti entspringt im Herzen Londons. Denn hier befindet sich das europäische Design-Studio der noblen Nissan-Marke. Hier tüfteln schlaue Köpfe am Aussehen der Autos von morgen und übermorgen. Der Zutritt in die heiligen Räume ist normalerweise strengstens verboten. Der Motor-Informations-Dienst (mid) durfte dennoch einen Blick hinter die Kulissen werfen.


Die künstlerische und kreative Ader von Infiniti entspringt im Herzen Londons. Genauer gesagt im Stadtteil Paddington. In direkter Nachbarschaft zum weltberühmten Hyde Park befindet sich gut versteckt das Infiniti-Design-Studio. Hier tüfteln die schlauen Köpfe der noblen Nissan-Marke am Aussehen der Autos von morgen und übermorgen. Der Zutritt in die heiligen Räume ist Unbefugten normalerweise strengstens verboten. Der Motor-Informations-Dienst (mid) durfte einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Zuerst heißt es: Smartphones und Kameras abgeben. Denn Aufnahmen sind in dem Gebäude nicht gestattet. Zu groß ist die Gefahr, dass automobile Geheimnisse in die falschen Hände geraten. Auf unser Bitten und Drängen hin werden wir schließlich doch noch mit Material versorgt. Dafür wird uns Haus- und Hof-Fotograf "James" zur Seite gestellt. Der Mann mit dem lustigen Rauschebart macht diesen Job schon lange und weiß deshalb genau, was er ablichten darf und was nicht.

Bei dem Rundgang und mit Blick auf unseren Fotografen denkt man zwangsläufig an die berühmten "James-Bond-Filme". Und dabei vor allem an "Q", den Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des britischen Geheimdienstes - natürlich nur im Kino. Denn irgendwie hat alles, was der neutrale Beobachter hier hört und sieht, einen Hauch von Science-Fiction. Die Infiniti-Tüftler scheinen ihrer Zeit voraus. Ihr Ziel sind magische Momente der Mobilität.

Anstelle von "Q" läuft uns Matthew Weaver über den Weg. Der sympathische grauhaarige Gentleman ist der Chef des Hauses, der europäische Design-Direktor der Marke Infiniti. Was versteht dieser kreative Kopf unter Formsprache in der Autoindustrie? "Design ist Kunst und Karma zugleich", verrät Mister Weaver dem mid. "Wir sind hier, weil unser Blick stets nach vorne gerichtet ist. Wir denken beim Design an die Fortbewegung von Morgen. Wir geben der Zukunft schon heute ein Gesicht."

Die neueste Schöpfung des Hauses ist das Projekt "Black S". Dabei handelt es sich um einen Teil des Infiniti-Plans zur Elektrifizierung aller Neuwagen ab 2021. Der Prototyp mit Doppel-Hybrid-System knüpft an die Infiniti-Design-Studie des Projekt Black S an, die erstmals auf dem Genfer Automobilsalon 2017 gezeigt wurde. Das Fahrzeug soll das Bekenntnis der Marke zu seiner Entwicklungsstrategie verstärken, künftig auf performance-orientierte elektrifizierte Antriebe zu setzen. Dabei kann Infiniti auf das Technik Know-how der gesamten Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz zurückgreifen.

Renault ist vor allem wegen seines Formel-1-Engagements ein wichtiger Faktor. Zwischen beiden Partnern bestehe ein reger Austausch, betont Design-Chef Matthew Weaver. Die Formel-1-Fabrik in Enstone, wo einst Michael Schumachers Benetton-Rennstall beheimatet war, ist nur eine knappe Autostunde von London entfernt. Dank der Zusammenarbeit mit dem Renault Sport Formula One Team hatten die Infiniti-Ingenieure beim Projekt "Black S" auch Zugriff auf spezialisierte Technologien, wie beispielsweise auf modernste Simulationsprogramme zur Optimierung der Aerodynamik.

Das Project "Black S" kombiniert eine neue Doppel-Hybrid-Technologie, die mit dem 3,0-Liter-V6-Motor (Typ: VR30) von Infiniti kombiniert ist. Ein Energie-Rückgewinnungs-System (ERS) trage dabei zu einer Steigerung des Drehmomentes und der Leistung bei, erklären die Ingenieure. Die Systemleistung steigt so auf 420 kW/571 PS. Der Turbo-Motor alleine leistet 405 PS. Damit beschleunigt "Black S" laut Infiniti in weniger als 4,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Nach Silber, Blau und Rot ist Schwarz die vierte Typen-Bezeichnung mit einem "S". Der Buchstabe soll besonders sportliche Serienfahrzeuge der Marke kennzeichnen. Mit "S" sei jetzt das höchste Level in Sachen Leistung, Dynamik, Aerodynamik und Energiemanagement erreicht. Der Prototyp entstand auf Basis des Q60s in gemeinsamer Entwicklungsarbeit mit dem Renault Formel-1-Team.

Für Infiniti-Präsident Roland Krüger ist "Black S" ein neuer Meilenstein auf dem Weg zur Elektrifizierung. Der Prototyp sei das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit innerhalb der Allianz auf dem Gebiet der Elektrifizierung moderner Fahrzeuge, so Roland Krüger: "Er ist damit zugleich ein weiteres Beispiel für den unternehmerischen Geist von Infiniti auf dem Weg zur Elektrifizierung seines Produkt-Portfolios ab 2021."

Dass es sich bei "Black S" um ein in der Tat außergewöhnliches Fahrzeug handelt, sieht man schon an der Gestaltung des Heckflügels. Dieser ist vollständig aus Kohlefaser gefertigt und hat das Gütesiegel von den Aerodynamik-Spezialisten des Renault-Formel-1-Teams erhalten: "Geprüft und für gut befunden". Der Flügel weist ein ähnliches Profil auf wie jener, den das Renault Sport Formula One Team den "Monza-Flügel" nennt. Für ein für die Straße zugelassenes Auto bietet der Heckflügel nach Angaben der Ingenieure ausreichenden Abtrieb in allen relevanten Fahrsituationen. Oder in anderen Worten ausgedrückt: Infiniti ist bereit für den nächsten Höhenflug.

Ralf Loweg / mid

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