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Neue Umtauschprämien - Alte Diesel, heiß begehrt

Noch immer kämpfen Autohersteller um das Image des Dieselmotors. Mit neuen Prämien sollen die älteren Wagen ausgetauscht werden, um drohende Fahrverbote abzuwenden.

Wechselwillige Kunden lockt VW nun mit nochmals üppigeren Prämien.

Nach Monaten, in denen Autokäufer in großer Zahl dem Diesel den Rücken gekehrt haben, ist die Akzeptanz zuletzt wieder leicht gestiegen, wie die Deutsche Automobil-Treuhand jüngst berichtet hat. Angesichts drohender Fahrverbote haben nun verschiedene Autohersteller wieder Prämien für die Verschrottung oder Inzahlungnahme alter Dieselfahrzeuge ausgelobt. Besonders offensiv geht dabei Volkswagen vor.

Die Wolfsburger bieten jetzt neben einer Umweltprämie (zwischen 1.500 und 8.000 Euro) auch eine Wechselprämie (700 bis 7.000 Euro) an. Die Höhe des Bonus hängt von dem gewählten Modell ab, bei dem es sich um ein Neu- oder Jahreswagen handeln kann. Kauft man beispielsweise einen Polo, zahlt VW bis zu 2.500 Euro, bei einem Passat bis zu 8.000 Euro. Die Finanzspritze fällt bei Jahreswagen geringer als bei Neuwagen aus.

Wer die sogenannte Umweltprämie in Anspruch nehmen will, muss einen Euro-1- bis Euro-4-Diesel verschrotten lassen, Marke egal. Den Zuschuss gibt es dann für einen Neu- oder Jahreswagen mit Dieselmotor. Nur, wer in einer der 14 besonders belasteten Städte (München, Stuttgart, Köln,...) wohnt, kann für sein neues Auto eine andere Antriebsart wählen und erhält dennoch die Prämie. Für die Fahrzeughalter in den 14 Städten und angrenzenden Landkreisen gilt außerdem das Angebot der Wechselprämie. Sie wird bei Inzahlungnahme eines Euro-4- oder Euro-5-Diesel zusätzlich zum Restwert des Altfahrzeugs gezahlt und gilt für Neu- und für Jahreswagen aller Antriebsarten. Darüber hinaus begegnet VW Diesel-Skeptikern mit der ,,Deutschland-Garantie", die beim Neuwagenkauf einen Fahrzeugtausch verspricht, sollte der Kunde innerhalb der nächsten drei Jahre von einem Fahrverbot an Wohnsitz oder Arbeitsort betroffen sein.

Die Bundesregierung hatte die Autohersteller mit ihrem ,,Konzept für saubere Luft" Anfang Oktober zu besonderen Angeboten für Halter von Dieselautos aufgerufen. Daraufhin hatte beispielsweise BMW einen Eintauschbonus in Höhe von 6.000 Euro für die 14 Städte und umliegenden Regionen angeboten: Alle Halter eines BMW- oder Mini-Dieselfahrzeugs mit Abgasnorm Euro 4 oder Euro 5 erhalten diesen bei Kauf oder Leasing eines Neufahrzeugs der BMW Group. Die ,,Umweltprämie+" gilt rückwirkend seit dem 1. Oktober 2018 bis Ende 2019.

Auch Mercedes gewährt seither eine erhöhte Umtauschprämie in den Schwerpunktregionen: Beim Kauf eines Neufahrzeugs der Abgasnormen Euro 6c, Euro 6d-temp oder Euro 6d (Diesel, Benziner oder Plug-in-Hybrid) erhalten Kunden 3.000 bis 10.000 Euro, für einen Gebrauchtwagen von 3.000 bis 5.000 Euro. Eingetauscht werden können Dieselautos bis zur Norm Euro 5.

Andere Prämien sind nicht auf bestimmte Städte beschränkt: Toyota bietet beim Kauf eines neuen Hybridfahrzeugs einen modellabhängigen Eintauschbonus von bis zu 5.000 Euro zuzüglich des tatsächlichen Wertes des in Zahlung gegebenen Dieselmodells (Euro 1 bis 6). Renault hat bis zu 10.000 Euro Zuschuss zum Neuwagenkauf ausgelobt, im Tausch gegen einen Diesel von Euro 1 bis Euro 5. Die Prämie richtet sich nach dem Wert des neuen Autos, die Höchstsumme gibt es beispielsweise für den Van Espace, 5.000 Euro werden für den Megane gewährt, Antriebsart egal. Das Angebot gilt bis zum 30. November. Bei Nissan erhalten Kunden, die ihren alten Diesel (Euro 1 bis 5) gegen einen Neuwagen eintauschen, noch bis Ende des Jahres bis zu 5.400 Euro Wechselprämie. Die Höchstsumme gibt es dabei für das E-Auto Leaf, das SUV Qashqai wird mit 4.000 Euro bezuschusst.Ob sich der neue Kaufanreiz tatsächlich lohnt, muss man im Einzelfall mit spitzem Bleistift berechnen. Aus Sicht von Umwelt und Kunden ist aber eigentlich nur der Umtausch in ein Euro-6d-Modell wirklich attraktiv. Denn ältere Euro-6-Autos sind häufig alles andere als sauber und stoßen teilweise mehr NOx aus als Euro-4- und Euro-5-Modelle. Sie schützen weder sicher vor künftigen Fahrverboten noch sorgen sie für bessere Luft in den Städten.

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