Motorrad

Fahrbericht: F 850 GS Adventure - Jetzt kann sie's

  • In MOTORRAD
  • 11. Dezember 2018, 11:02 Uhr
  • Ulf Böhringer/SP-X

BMW rundet sein GS-Angebot mit der F 850 GS Adventure ab. Die Fernreise-Version der F 850 GS bietet von vielem mehr als das Basismodell und erst recht mehr als das Adventure-Vormodell. Ihr Zusatzgewicht tut dem Fahrspaß auf der Straße wie im Gelände keinen Abbruch.

Adventure-Versionen haben Tradition bei BMW-Motorrad, seit 2013 ist auch für die F-Baureihe eine Fernreise-Variante im Modellprogramm. Diese F 800 GS Adventure war allerdings stark kompromissbehaftet und wirkte bieder vom Schnabel über dem Vorderrad bis zum Kennzeichenträger. Nicht nur dies hat sich bei der neuen F 850 GS Adventure (ab 12.950 Euro) ins Positive gedreht: Auch fahrdynamisch und technisch macht sie nun eine ausgezeichnete Figur.

Trotz zahlreicher Gleichteile (Motor, Fahrwerk) ist aus der sehnig-reduzierten F 850 GS eine enorm langstreckentaugliche, hochkomfortable und dabei keineswegs lasche Adventure geworden, die das GS-Angebot in würdiger Weise abrundet. Weder der von 15 auf 23 Liter vergrößerte Tank, der eine Praxisreichweite von gut 500 Kilometern bietet, noch die breitere Silhouette oder das von 229 auf 244 Kilogramm angestiegene Gewicht stellen einen Nachteil dar.

Nicht auf kurvenreichen Wedelstrecken und auch nicht im leichten oder mittelschweren Gelände: Denn die 70 kW/95 PS starke Twin-Adventure überzeugt mit Kraft in allen Lebenslagen, ist prima austariert und macht es ihrem Fahrer deshalb leicht, sie über Stock und Stein zu treiben. Mit dem vorzüglichen Metzeler Karoo 3 besohlt, pflügt sie dank des schmalen 21 Zoll-Vorderrades stabil auch durch groben Weichschotter oder Schlammpassagen. Auch sandig-kiesige Flussbetten stellen an den Fahrer keine dramatischen Ansprüche, wobei der zweite Gang stets eine gute Wahl ist, liefert der 853 Kubikzentimeter große Paralleltwin doch ein mächtiges Drehmoment ans Hinterrad.

Voraussetzung für solches Tun ist der Kauf des Dynamik-Pakets (730 Euro Aufpreis): Nur in ihm finden sich drei zusätzliche Fahrmodi, darunter der Enduro-Pro-Modus, in dem sich die elektronische Traktionskontrolle nach Wunsch einstellen und damit der Schlupf des Hinterrads regeln lässt. Sonderausstattung ist darüber hinaus reichlich zu haben: TFT-Display mit Connectivity-Funktionen, Kurven-ABS, LED-Tagfahrlicht und -Zusatzscheinwerfer oder Tempomat.  Um eine Basis-Adventure auf den technischen, optischen und akustischen Stand des Testbikes zu bringen, muss man gut 16.000 Euro auf den Tisch des Händlers legen.

Eine mit allen vier Ausstattungspaketen (Comfort, Touren, Dynamik und Licht) ausstaffierte F 850 GS Adventure Rallye macht dann aber nicht nur optisch was her. In Verbindung mit der Farbgebung in Blau-Weiß-Rot machen diverse gelungene Details wie der für die Rallye-Variante geschrumpfte, mit einer Hand verstellbare Windschild, die geschickte Anordnung der gezackten, sehr guten Halt bietenden Fußrasten, der bestens geformte Alulenker, der stabile Motorschutzbügel und der nicht zu breite Sitz die Adventure-Rallye zu einem sehr attraktiven, nützlichen Motorrad. Als sinnvolles Zubehör entpuppte sich die leicht am Edelstahl-Gepäckträger fixierbare Hecktasche, die das übliche Tages- und Übernachtungsgepäck für eine Solo-Zweitagestour fasst.

Eine reelle Sache stellt auch das Fahrwerk mit nicht einstellbarer USD-Gabel sowie in Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbarem Zentralfederbein dar: Dank 23 Zentimetern Federweg, hoher Bodenfreiheit und des allerdings etwas schmalbrüstigen Kunststoff-Unterfahrschutzes ist sie für alles gut gerüstet, was man mit einer Reiseenduro angehen möchte. Dass die Adventure 20 km/ langsamer ist als die 217 km/h schnelle F 850 GS, ist ohne Praxisrelevanz. Tempomatgesteuerte Autobahn-Etappen mit 150, 160 km/h absolviert sie fahrstabil und hochkomfortabel.

Eine hausinterne Konkurrenz zur großen R 1250 GS Adventure wächst in der in der F 850 GS Adventure jedoch nicht heran. Erstere ist Oberklasse, letztere mit diverser Sonderausstattung gehobene Mittelklasse. Die F 850 GS Adventure tritt deshalb primär gegen eine Honda Africa Twin in der Adventure-Sports-Version oder eine der beiden Triumph Tiger 800 XC Varianten an.

BMW F 850 GS Adventure - Technische Daten:
Motor:  Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor, 8 Ventile, DOHC, 853 ccm Hubraum, 70 kW/95 PS bei 8.250/min., 92 Nm bei 6.250/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb
Fahrwerk: Stahl-Brückenrahmen; vorne USD-Telegabel ø 43 mm, 23 cm Federweg; Leichtmetall-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar, 21,5 cm Federweg; Leichtmetall-Kreuzspeichenräder; schlauchlose Reifen 90/90-21 (vorn) und 150/70 R 17 (hinten); 30,5 cm Doppelscheibenbremse vorne, 26,5 cm Einscheibenbremse hinten
Assistenzsysteme: Zweikreis-ABS,  2 Fahrmodi (Rain, Road), Antischlupf-Kontrolle, Antihopping-Kupplung, selbstrückstellende Blinker; zahlreiche weitere Systeme optional
Maße und Gewichte: Radstand 1,593 m, Sitzhöhe 81,5/83,5/86/87,5/90 cm, Gewicht fahrfertig 244 kg, Zuladung 211kg; Tankinhalt 23 Liter
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit: 197 km/h, 0-100 km/h: 3,8 sec. Normverbrauch lt. Euro 4: 4,1 l/100 km
Farben: Grau (Basis), Weiß/Bau/Rot (Rallye), matt (plus 305 Euro), Grau metallic (Exclusive, plus 305 Euro).
Preis: ab 12.950 Euro

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