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Gebrauchtwagen-Check: Ford Ka - Kleiner mit großen Schwächen

  • In AUTO
  • 19. Dezember 2018, 14:11 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Der Ford Ka könnte das perfekte Auto für Fahranfänger und Großstadtbewohner sein. Doch dabei steht ihm die maue Qualität im Weg.

Auf den ersten Blick ist sie kaum zu erkennen, die enge Verwandtschaft des Ford Ka II zum Fiat 500. Wer aber einen Blick in die TÜV-Statistik wirft, merkt schnell, dass beide vom gleichen Stamm sind. Wenn sie sich schon nicht das Aussehen teilen, so doch die Gene.

Karosserie und Innenraum: Im Vergleich zum Retro-Fiat kommt der zwischen 2009 und 2016 gebaute kleinste Ford betont modern daher. Den Charme des im gleichen polnischen Werk gebauten Italieners erreicht er aber nicht. Im Ausgleich gibt es ein luftigeres Raumgefühl für Fahrer und Beifahrer und ein im Vergleich zum 500er etwas agileres Fahrverhalten. Alle Ka wurden als Dreitürer gebaut, der Kofferraum fällt mit 224 Litern klassenüblich klein aus, die Ladekante liegt noch höher als üblich. Unterm Strich ist der Ford ein typisches Stadtauto für Singles, von der häufig graumäusigen Konkurrenz setzt er sich durch einen flippigen Innenraum ab, der aber nicht immer mit einfacher Bedienbarkeit punktet. Auch die Zahl der Ablagen könnte großzügiger ausfallen. Dicker Minuspunkt: Die kleinen hinteren Fenster und die breite C-Säule sorgen für schlechte Sicht nach hinten - da helfen beim Rangieren auch die eigentlich knackigen Abmessungen wenig (3,62 Meter Länge).

Motoren: Das Antriebsprogramm des Kleinstwagens ist so übersichtlich wie anspruchslos. Über die gesamte Bauzeit hinweg gab es einen 1,2-Liter-Benziner mit 51 kW/69 PS, der für den Stadtverkehr locker ausreicht, über Land aber zu wenig Puste entwickelt. Etwas kräftiger geht der 1,3-Liter-Diesel mit 55 kW/75 PS zu werke, der aber vor allem von gewerblichen Kunden geordert wurde und daher auf dem Gebrauchtwagenmarkt, wenn überhaupt, meist nur in den nackten Basisvarianten zu finden ist. Dazu kommt: Der Motor erfüllte bis 2010 nur die Euro-4-Norm, danach Euro 5. Beiden Varianten drohen Fahrverbote in Innenstädten - für ein Stadtauto ein doppeltes Problem. Die Empfehlung geht daher eindeutig zum Benziner. Der war bis 2010 ebenfalls nach Euro 4 eingestuft, erreicht seit dem Lifting aber Euro 6. Zudem sorgt ein Start-Stopp-System für etwas Entlastung beim Verbrauch.

Ausstattung und Sicherheit: Ford hat sich bemüht, den Ka als kleines Lifestyle-Mobil für junge Fahrer zu positionieren. Entsprechend bunt und vielfältig ließ sich der Dreitürer konfigurieren - inklusive Karosserie-Tattoos und Knallfarben. Auch die Optionsliste war gut mit Luxusgütern gefüllt: Unter anderem gab es die in dieser Klasse seltenen Ledersitze, Panoramaglasdach und bis zu 16 Zoll große Leichtmetallräder. Die Basisausführung war aber sehr lückenhaft ausgestattet, wohl um den Startpreis unter der 10.000-Euro-Grenze zu halten. Selbst in der zweiten Ausstattungsstufe ,,Trend" fehlen beispielsweise noch Klimaanlage und Radio, die im Paket dazu geordert werden konnten. Ordentlich Extras und sogar ein wenig Überfluss bieten die Linien ,,Cool&Sound Edition" und ,,Titanium". Den Schleuderschutz ESP gab es anfangs nur gegen Aufpreis, erst später zählte er zur Serienausstattung. In der Basisvariante müssen sich Insassen mit zwei Airbags zufriedengeben, in den höheren Linien sorgen vier Stück für Sicherheit.  

Qualität: Schon die erste Generation des Ford Ka rangierte in der TÜV-Statistik regelmäßig am unteren Ende des Zuverlässigkeits-Rankings. Bei Generation zwei hat der Hersteller nichts gelernt: Die Auspuffanlage ist marode, die Motoren ölen und die Achsen sind zu schwach ausgelegt. Zudem gibt es immer wieder Probleme am Motormanagement und gebrochene Fahrwerksfedern. Undichte Schlauchverbindungen an der Kurbelgehäuseentlüftung sorgen für Spritgeruch im Innenraum. Immerhin: Das Rostproblem des Vorgängers konnte eingedämmt werden. Und auch der notorisch leckende Motor ist Vergangenheit. Der immer noch gebaute Fiat 500 übrigens schneidet ähnlich schlecht ab, auch schon in jungen Jahren.

Fazit: Wer den Ka als Stadtauto für den kleinen Geldbeutel will, sollte eine gute und günstige Werkstatt kennen. Denn schon ab der ersten Hauptuntersuchung liegt der kleine Ford bei der Mängelquote weit über dem Schnitt - ein Umstand, der sich auch in den späteren Jahren nicht ändert.

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