Automobilindustrie

BMW-Bilanzpressekonferenz 2019: Angriffslustig in die Zukunft

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  • 20. März 2019, 17:37 Uhr
  • Ralf Schütze

Entschlossen und angriffslustig blickt die BMW Group in die Zukunft. 'Wir befinden uns im Angriffsmodus', formulierte Vorstandsvorsitzender Harald Krüger die Entschlossenheit seines Unternehmens anlässlich der Bilanzpressekonferenz 2019 in München.


Entschlossen und angriffslustig blickt die BMW Group in die Zukunft. "Wir befinden uns im Angriffsmodus", formulierte Vorstandsvorsitzender Harald Krüger die Entschlossenheit seines Unternehmens anlässlich der Bilanzpressekonferenz 2019 in München. "Wir mögen Herausforderungen", fügte passend dazu Finanzvorstand Nicolas Peter hinzu. Im großen Saal der BMW-Welt ergab sich so in erster Linie ein Bild der Zuversicht, mit der die BMW-Spitze "auch in Zeiten schwieriger Rahmenbedingungen" (Peter) in die nahe Zukunft blickt.

Ganz im Sinne der aktuellen Strategie "Number One > Next" setzt das Unternehmen auf schnellere Prozesse, schlankere Strukturen und damit auf eine höhere Effizienz. Harald Krüger bilanziert die erste Phase dieser Zukunftsplanung: "Nach drei Jahren unserer Strategie liegen wir klar auf Kurs." Dazu gehöre besonders die E-Mobilität, wo BMW laut Krüger "weltweit zu den Top-Anbietern" gehöre. Außerdem baue die Group die Präsenz ihrer Marken in der oberen Luxusklasse aus. Neben aktuellen Investitionen in die Themenfelder Autonomie und Mobilitätsdienstleistungen hob Krüger besonders die Kooperationen mit der Daimler AG hervor - "für eine noch höhere Schlagkraft", so der BMW-Boss.

Trotz Zuversicht und regelrechter Kampfansagen: Bei der Bilanzpressekonferenz wurde immer wieder klar, mit welch herausfordernden Rahmenbedingungen Unternehmen wie die BMW Group derzeit zu kämpfen haben. Als herausragende Eckpunkte nannte Nicolas Peter den Handelsstreit zwischen USA und China, die negative Entwicklung von Wechselkursen und Rohstoffpreisen, die aufwändige Umstellung auf das neue WLTP-Prüfverfahren sowie drohende Aufwendungen für einen bevorstehenden Brexit.

"Vorleistungen für die Mobilität der Zukunft gehören außerdem zu den Faktoren, die bessere Geschäftszahlen derzeit verhindern, und die auch in naher Zukunft anhalten werden. Dennoch kann sich das Geschäftsjahr 2018 aus Sicht der BMW Group sehen lassen", so Nicolas Peter: "Als einziger Premiumhersteller konnten wir Zuwächse in den USA verzeichnen. In China ist die Zahl der Auslieferungen in einem schrumpfenden Gesamtmarkt auf über 640.000 Fahrzeuge angestiegen. Und in Europa haben wir trotz WLTP-Verwerfungen und rückläufiger Marktentwicklung das hohe Vorjahresniveau gehalten." Man habe dabei bewusst die Produktion gekürzt, um den Preiskampf nicht weiter zu befeuern.

Die drei Premium-Automarken BMW, Rolls-Royce und Mini steigerten ihre Auslieferungen 2018 immerhin auf die neue Bestmarke von 2.490.664 Fahrzeugen. Der Konzernumsatz lag mit 97,48 Milliarden Euro nur ganz knapp unter Vorjahresniveau, währungsbereinigt stieg er sogar um 1,2 Prozent. Jedenfalls konnte Harald Krüger in München das "zweitbeste Konzernergebnis der Geschichte" verkünden, obwohl das Ergebnis vor Steuern immerhin 8,1 Prozent unter dem Vorjahr lag (9,815 im Vergleich zu 10,675 Milliarden Euro).

Zuversichtlich in die Zukunft blickt die BMW Group unter anderem wegen der umfassenden Modelloffensive, die 2019 einen Vorgeschmack auf die weiteren Jahre geben wird. Aktuell stehen in der oberen Luxusklasse 8er Coupé und Cabrio an, daneben der neue X7 und der überarbeitete 7er sowie das 8er Gran Coupé. Im Herbst 2019 folgt der neue BMW 1er, im Frühjahr 2020 dann das 2er Gran Coupé. Ein weiteres "hochemotionales Modell, um zahlreiche neue Kunden zu gewinnen", heißt es in München.

Zu einer "Technologie-Offenheit" bekennt sich BMW laut Harald Krüger in Bezug auf die Antriebsarten. Der Konzern will hier nicht nur auf eine Antriebsform setzen, sondern sich weiterhin auf verschiedenen Wegen engagieren. Krüger nannte konkret "Verbrenner, Plug-in-Hybrid und Elektroantrieb" zum Beispiel in Bezug auf den neuen X3, den man ab 2020 in allen drei Varianten anbieten werde: "Der Kunde hat dann die Wahl. Mit unserem breiten Ansatz sind wir hoch flexibel. Eine Plattform für alles - das ist die effizienteste Lösung." Auch die Brennstoffzelle gehöre im Rahmen der Kooperation mit Toyota dazu, ergänzte hierzu Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich.

Ein klares Bekenntnis fiel außerdem zur BMW M GmbH, die laut Klaus Fröhlich auf allen Technologie-Ebenen des Konzerns voll eingebunden sei: "BMW M wird es auch in 40 Jahren noch als hochemotionale Sparte geben, wir werden das künftig noch toppen." Gleichzeitig betonten die anwesenden Unternehmensvertreter die große Bedeutung der Elektromobilität für BMW. Ende 2018 habe die Group mehr als 350.000 Einheiten dieser Modelle (130.000 vollelektrische Fahrzeuge und mehr als 220.000 Plug-in-Hybride) an Kunden ausgeliefert. Für Ende 2019 werden 500.000 elektrifizierte Fahrzeuge erwartet. Aufladbare Hybrid-Versionen des BMW 3er, 7er und X5 mit größerer, rein elektrischer Reichweite als bisher folgen schon bald.

Bis Ende 2020 werden mehr als zehn neue oder mit der vierten Technologie-Generation ("Gen 4") überarbeitete E-Modelle auf den Markt kommen - darunter der vollelektrische Mini Electric sowie der iX3, der künftig im chinesischen Shenyang für den Weltmarkt gefertigt wird.

Besonders die Vorzüge von BMWs jüngster Batterie- und E-Motorengeneration für die Plug-in-Hybride hob Harald Krüger hervor: "So erreichen wir eine elektrische Reichweite von bis zu 80 Kilometern. Auch die 2er und 5er-Reihen erhalten im Sommer ein Batterie-Update." Der BMW-Boss fährt selbst einen Plug-in-Hybrid: "Er ist perfekt, um Kunden für elektrisches Fahren zu begeistern."

Zurückhaltend äußerten sich die Unternehmensvertreter in Bezug auf konkrete Zahlen zum erwarteten Gewinn für 2019. Nicolas Peter stellte klar: "Darüber reden wir 2020." Noch klarer erteilte BMW-Kommunikationschef Maximilian Schöberl wiederholten Fragen zur Zukunft von Harald Krüger eine Absage: Das Thema stellt sich nicht. Punkt.

Ralf Schütze / mid

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