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Sonst noch was? - Kommunikation tut not

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  • 24. März 2019, 10:35 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

In Sachen Mobilität läuft es in keinem Fortbewegungsmittel dieser Tage so richtig rund. Irgendwas ist immer. Da bleibt nur, mit heiterer Gelassenheit auf die Scharmützel der Woche zurückzublicken.

Wer wissen will, wie es hierzulande mit den Kenntnissen über Autos und die neue Formen des Antriebs bestellt ist, muss nur mal den Diskussionen wahlkämpfender oder wahlkampfvorbereitender Kommunalpolitiker beiwohnen. Die unterteste Ebene der Politik ist letztlich dafür zuständig, dass alles, was sich die Regierungen in Brüssel oder Berlin ausdenken, auch umgesetzt wird. Zum Thema Ladeinfrastruktur beispielsweise fällt vielen nur ein: ,,Das sollen mal die Stromversorger machen." Andere wiederum finden, dass wir eigentlich keine öffentlichen Säulen brauchen, ,,weil die paar, die so ein E-Auto kaufen wollen, dass doch sowieso zu Hause laden". Immerhin waren sich in diesem uns bekannten Fall die Diskutanten einig, dass ein paar öffentlich zugängliche Steckdosen für E-Bikes ganz schön wären und ja auch nicht viel kosten. Und der örtliche Stromlieferant möge bitte schauen, ob am Standort der Verwaltung vielleicht eine Schnellladesäule installiert werden könnte. Wohlgemerkt, es ging um Inhalte eines Wahlflyers. Thema der Seite: Elektromobilität ist wichtig! Es weiß halt nur keiner so genau warum.Im Großen hat dieser Tage VW-Chef Diess genau das auch behauptet - also das mit der Wichtigkeit - und deshalb ein kleines Scharmützel mit den Kollegen von Daimler und BMW angezettelt, dabei angeblich nebenbei die Sinnhaftigkeit des VDA angezweifelt und insgesamt eine Menge Aufregung verursacht. Die ist seit Donnerstagabend wieder weg. Alles geklärt in einer kurzen Telefonkonferenz der Chefs untereinander. So einfach lassen sich (angeblich) Probleme lösen, wenn man miteinander redet. Wobei wir ja verstehen, dass Einigkeit in der Automobilindustrie durchaus eine sinnvolle Idee ist, wenn es darum geht, gemeinsam mit dem oder gegen den Gesetzgeber zu argumentieren. Ansonsten gehen wir doch weiter davon aus, dass die genannten Unternehmen und alle anderen an dieser Diskussion nicht beteiligten Hersteller im munteren Wettstreit um die besten Ideen und Technologien liegen und mit tollen Lösungen ihre Kunden zu überzeugen trachten. War das nicht sogar eine der Ideen von Marktwirtschaft?Wie das Beispiel ganz oben zeigt, hat die Autoindustrie zusammen noch eine Menge Kommunikationsarbeit vor sich. Im Moment kommt nämlich auf der (wahlkämpfenden) Straße nur an, ,,E-Mobilität ist teuer", ,,die haben das verschlafen" und ,,die betrügen ja sowieso". Das früher eher positive Image der Branche liegt jetzt nur noch eine Idee über dem der katholischen Kirche.  Wenden wir uns von derlei Niederungen ab und kommen zu einem Unternehmen, dessen Reputation bislang fast makellos war. Bei Boeing hat man es geschafft, so haben wir es jedenfalls in unserer laienhaften Vorstellung verstanden, eine Art ESP für instabile Fluglagen zu installieren. Die treten auf, weil die neuen sparsamen Triebwerke nicht unters Flugzeug passen, deshalb weiter vorne angebracht wurden und die seit Jahrzehnten bewährte B 737 unter Umständen instabil machen. Nun stellte sich nach zwei tragischen Abstürzen heraus, dass dieses ,,ESP" die fatale Neigung hat, die Nase des Jets gen Boden zu richten, wenn ein Sensor entsprechende Informationen ins System gibt, und Boeing blöderweise vergessen hat zu erwähnen, dass ein derartiges System überhaupt an Bord ist. Jetzt müssen alle neuen B 737 max am Boden bleiben, der Ruf ist ruiniert und die amerikanische Kontrollbehörde steht nebenbei auch noch ziemlich doof dar, hat sie das doch alles ungesehen genehmigt. Wie sagte doch ein Pilot so treffend: ,,Eine Automatisierung will nicht überleben. Wir schon".Bleibt zum Schluss noch ein versöhnlicher Blick auf die Bahn. Die schafft es zwar nicht, neue Strecken so zu bauen, dass die Steigungen für Güterzüge erklimmbar wären, aber immerhin kann man ihr keinen Vorwurf machen, besonders unsicher zu fahren. Trotzdem befand dieser Tage ein Passagier, sein Zug sei viel zu schnell, stürmte deshalb das Fahrerabteil und griff den Lokführer mit einem Feuerlöscher an. Gewalt, dass sei an dieser Stelle einmal gesagt, ist auch für Betrunkene keine Lösung, weshalb der besorgte, aber besoffene Passagier von der Bundespolizei entsorgt wurde. Der Lokführer konnte nicht weiterfahren. In der Folge hatten 18 Züge Verspätung. Aber für die kann die Bahn ausnahmsweise mal wirklich nichts. Sonst noch was? Nächste Woche wieder. 

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