Motorsport

mid-Interview: "Honda hat eine Rennsport-DNA"

  • In MOTORSPORT
  • 3. April 2019, 14:05 Uhr
  • Ralf Loweg

Der Tourenwagen-Weltcup (WTCR) ist noch jung. Die Rennserie startet jetzt in Marrakesch in Marokko in ihre zweite Saison. Vor dem Märchen aus 1001 Nacht hat sich der Motor-Informations-Dienst (mid) bei Testfahrten in Barcelona mit Honda-Sportchef William de Braekeleer zum Interview getroffen.


In der Ruhmeshalle des Motorsports hat Honda schon lange einen festen Platz. Die Siege und die WM-Titel, die der Autobauer in der Formel 1 eingefahren hat, sind legendär. Mit Rennfahrern wie dem unvergessenen Ayrton Senna oder Alain Prost haben die Japaner zusammen mit dem englischen McLaren-Team Geschichte geschrieben. Doch Hondas Rennsport-Herz schlägt nicht nur in der Königsklasse des Motorsports. Auch auf der Tourenwagen-Bühne spielt der Hersteller eine Hauptrolle.

32 Rennfahrer und nicht weniger als sieben Marken sind im FIA Tourenwagen-Weltcup (WTCR) im Einsatz. Da darf der Name "Honda" natürlich nicht fehlen: Vier 350 PS starke Civic Type R sind in den Rennen rund um den Globus dabei. Die WTCR-Rennserie ist noch sehr jung und eröffnet jetzt in Marrakesch in Marokko (6./7. April 2019) erst ihre zweite Saison. Vor dem Märchen aus 1001 Nacht hat sich der Motor-Informations-Dienst (mid) bei Testfahrten in Barcelona mit dem zuständigen Honda-Sportchef William de Braekeleer zum Interview getroffen.

mid: Wie sieht das Engagement von Honda im Tourenwagen-Weltcup aus?

William de Braekeleer: Honda unterstützt in der WTCR die Kunden-Teams. Es ist eine Meisterschaft für Teams und Fahrer und nicht wie in der Formel 1 auch für Hersteller.

mid: In der Formel 1 geben Top-Teams pro Saison mehr als 300 Millionen Euro aus. Wie teuer ist der Tourenwagen-Weltcup?

William de Braekeleer: Natürlich wesentlich günstiger, das kann man auch nicht miteinander vergleichen. In der Tourenwagen-Rennserie kostet ein Auto mindestens 750.000 Euro. Ein Team mit zwei Rennfahrern und zwei Rennwagen benötigt zwei bis drei Millionen Euro, um eine komplette Saison zu bestreiten.

mid: Der Honda Civic Type R ist also keine sündhaft teure und technisch hochgerüstete Rennmaschine?

Williams de Braekeleer: Nein. Der Civic Type R ist ein Serienauto, das für den Rennsport modifiziert wurde. Das Fahrzeug fährt beispielsweise mit dem Standard-Motor.

mid: Lohnt sich der Aufwand mit nur vier Fahrzeugen?

Williams de Braekeleer: Es sind ja nicht nur die vier Autos im Tourenwagen-Weltcup. Mittlerweile sind etwa 160 Civic Type R weltweit in Rennserien im Einsatz.

mid: Hat Honda jemals über eine Teilnahme an der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft nachgedacht? Dort hätte man sich mit Marken wie Mercedes, BMW und Audi messen können.

William de Braekeleer: Nein. Das kam für uns nie in Frage. Unsere Philosophie ist es, nah an den Serienautos zu sein. Und deshalb fahren wir im Weltcup und nicht in der DTM.

mid: Es heißt, der Motorsport trägt zur Verbesserung der Fahrzeuge bei. Stimmt das?

Williams de Braekeleer: Auf jeden Fall trägt er zur Verbesserung bei Honda bei. Das Wissen, das wir aus dem Motorsport gewonnen haben, ist schon immer in unsere Straßenautos geflossen. Die Rennstrecke ist so etwas wie unser Testlabor.

mid: Man merkt: An Motivation mangelt es nicht.

Williams de Braekeleer: Absolut nicht. Wir bei Honda sagen: Die Grenzen im Rennsport zu verschieben, führt uns zu den Autos von morgen. Egal, ob wir gewinnen oder verlieren, wir geben nie auf. Die Ziellinie ist immer nur der Anfang eines neuen Rennens. Honda hat eine Rennsport-DNA - und daran wird sich so schnell nichts ändern.

Ralf Loweg / mid

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