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Shanghai Motor Show: Pininfarina setzt auf das E-Zeitalter - Klassisch und elektrisch

  • In AUTO
  • 18. April 2019, 12:25 Uhr
  • Peter Maahn/SP-X

Das berühmte Designstudio Pininfarina zeigt auf der Auto Show in Shanghai zwei aufregende Studien, deren Auftraggeber aus den USA und aus China kommen. Beide haben zwar nur geringe Chancen auf eine Serienproduktion, Details sollen aber beim amerikanischen E-Autohersteller Karma ebenso in geplante Modelle einfließen wie beim chinesischen Wasserstoff-Spezialisten Grove.

Das ist Globalisierung in Reinkultur. Vor gut fünf Jahren kaufte der indische Autobauer Mahindra 75 Prozent des legendären italienischen Designstudios Pininfarina. Aus der Ideenschmiede der Italiener stammen unter anderem Fahrzeuge wie Alfa Spider, Ferrari California, Peugeot 605 oder der Renault Espace. Jetzt entwarfen die Designer für den neuen US-Autobauer Karma einen bildschönen GT-Sportwagen mit Elektroantrieb. Karma wiederum ist ein Tochterunternehmen des chinesischen Konzerns Wanxiang, das den früher unter Fisker bekannten Sportwagenbauer ersteigert hatte. Ganz schön kompliziert also, welche Historie einer der Stars des Shanghai Motor Show bereits hinter sich hat.

Jetzt ist die Vorgeschichte endlich Geschichte, das Auto steht in Shanghai im Rampenlicht und sonnt sich im Blitzlichtgewitter auf einem recht kleinen Stand in Halle 8 der vielleicht größten Autoshow der Welt. Paolo Pininfarina, Präsident und Enkel des Gründers Battista Pininfarina, sieht sich das Treiben auf dem Messeparkett vom ersten Stock des Karma-Standes aus an. ,,Wir haben schon früh erkannt, dass China für uns von großer Bedeutung ist und deshalb hier in Shanghai ein eigenes Studio eröffnet", sagt er mit Blick auf den flachen Schönling. Wichtig ist ihm aber ein anderer Aspekt: ,,Wir kombinieren unsere Tradition, automobile Meisterwerke zu schaffen, mit den Anforderungen der nachhaltigen Mobilität. Elektroautos und Pininfarina sind kein Gegensatz".

Der Karma GT ist ein klassischer zweitüriger Grand Turismo mit langer Motorhaube und einem gestreckten Dach über dem viersitzigen Passagierabteil, das nahtlos in das kurze Heck übergeht. Die schnörkellose Seitenpartie ohne Sicken und Falze sowie den versenkten Türgriffen steht im Gegensatz zur eher angriffslustigen Front mit dem zweigeteilten Grill und den schlitzartigen LED-Scheinwerfern. Pininfarina erklärt: ,,Das Design ist eine Wiederbesinnung auf glatte, klare Flächen, die schon die Arbeit meines Großvaters geprägt haben". Ein Beispiel dafür ist die nüchtern-elegante Gestaltung des Peugeot 504 Coupés, das 1969 als eines der schönsten Autos seiner Zeit galt. Jetzt also das erste Pininfarina-Modell mit rein elektrischem Antrieb. Der Präsident bemerkt: ,,Für uns ist es nicht wichtig, welchen Antrieb ein Auto hat. Die Grundwerte wie Eleganz, Modernität und hochwertige Materialien prägen unseren Namen seit jeher. Jetzt aber tragen wir zudem dazu bei, diese Prinzipien auch in eine für die Umwelt bessere Zukunft zu übertragen".

Technische Details wie Daten zum Antrieb, zur Batterie oder Reichweite nennt Pininfarina nicht. Das liegt auch daran, dass eine Serienproduktion des Zweitürers eher unwahrscheinlich ist. Silvio Pietro Angori, Direktor des Unternehmens, ergänzt seinen Präsidenten: ,,Der GT ist vor allem dazu gedacht, einzelne Designelemente und deren Formensprache in den 2020 erscheinenden Karma Revero und weitere künftige Modelle zu überführen". Insofern dient die Studie als eine Blaupause, wohin sich die in den USA produzierende Marke Karma entwickeln will. Angori schließt aber nicht aus, dass der Karma GT in kleiner Stückzahl auf Wunsch einzelner, sicher vermögender Kunden gebaut werden kann.

Eine weiteres Konzeptauto aus Pininfarinas Studio weist ebenfalls in die Zukunft, allerdings mit einer anderen Technik. Für das junge Unternehmen ,,Grove Hydrogen Automotive" aus der chinesischen 10-Millionen-Stadt Wuhan haben die italienischen Designer ein Schaustück entworfen, das von einer Brennstoffzelle angetrieben wird. Die Firma will ausschließlich Autos mit Wasserstoffantrieb anbieten und schön im nächsten Jahr an den Start gehen. Die Pininfarina-Studie ist eine viertürige Limousine der oberen Mittelklasse, über deren Produktion aber noch nicht entschieden ist.

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