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Ratgeber: Zuladung Wohnmobile - Auf die Waage, bitte

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  • 30. April 2019, 11:59 Uhr
  • Elfriede Munsch/SP-X

Wer in den Urlaub fährt, achtet oft im Vorfeld aufs Gewicht, damit die Badekleidung keine Speckröllchen offenlegt. Bei der Fahrt mit einem Wohnmobil sollte ebenfalls aufs Gewicht geachtet werden, allerdings weniger aus optischen als aus Sicherheitsgründen.

Das Verreisen mit dem Wohnmobil gewinnt immer mehr Anhänger: In den vergangenen 10 Jahren kennen die Zulassungszahlen bei Wohnmobilen nur eine Richtung - nach oben. Der Urlaub im eigenen oder auch gemieteten Zuhause auf vier Rädern birgt aber auch Tücken. Dazu zählt das richtige Beladen.

Vor dem Losfahren steht das Packen an. Der meist großzügige Stauraum eines Wohnmobils lädt zum Beladen ein, schließlich will man es ja im Urlaub auch schön komfortabel und gemütlich haben. So packen viele Reisende munter ein, was in die Fächer, Schränke und Stauräume passt. Dabei vergessen sie, dass es zur Zuladung eindeutige Regeln gibt, wie sie die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vorschreibt. Die wichtigste Vorschrift in diesem Zusammenhang lautet, dass das Wohnmobil nicht überladen werden darf, ansonsten drohen Bußgelder.

In Deutschland kosten 30 Prozent Übergewicht bei einem 3,5-Tonnen-Wohnmobil 235 Euro und es gibt einen Punkt in Flensburg. In Österreich kann bei gleichem Vergehen die Strafe bis zu 5.000 Euro betragen und in Italien kosten bereits fünf Prozent Überladung knapp 1.700 Euro, darauf weist die Prüforganisation KÜS hin.

Ein überladenes Wohnmobil stellt eine große Gefahr für die Verkehrssicherheit da. Die Fahrstabilität verschlechtert sich, die Bremswege werden länger. Außerdem steigt aufgrund nicht mehr ausreichenden Tragfähigkeit der Pneus das Risiko von Reifenplatzern.

Zur Berechnung der erlaubten Zuladung gilt es, einen Blick in die Zulassungsbescheinigung Teil 1 zu werfen. Unter dem Buchstaben F1 steht das zulässige Gesamtgewicht, unter G das Leergewicht. Die Zuladung wird aus der Differenz der beiden Angaben ermittelt. Das im Fahrzeugschein angegebene Leergewicht ist in der Regel das eines fahrbereiten Wohnmobils und beinhaltet einen bis zu 90 Prozent gefüllten Kraftstofftank, einen Normgewichtsfahrer von 75 Kilogramm, Bordwerkzeug, Ersatzrad, Verbandskasten und Warndreieck.

In der Regel fällt die mögliche Zuladung für Wohnmobile in der beliebten Klasse bis 3,5 Tonnen mit Werten von 300 bis 400 Kilogramm nicht besonders hoch aus, selbst wenn nur zwei Personen mit dem Wohnmobil auf Tour gehen. Überschreitet der Fahrer zum Beispiel das Normgewicht um 25 Kilogramm, und ist der Mitfahrer auch kein Fliegengewicht, ist die mögliche Zuladung schon deutlich eingeschränkt.

Zudem kommen Extras am Wohnmobil, die durchaus ab Werk ausgeliefert werden, aber bei den Gewichtsangaben in den Fahrzeugpapieren nicht berücksichtigt werden. Dazu gehören etwas eine SAT-Anlage, eine Markise, eine ausfahrbare Treppe oder eine Klimaanlage. Kommen noch weitere Passagiere sowie Haustiere wie zum Beispiel ein Hund samt Transportbox dazu, reduziert sich die Zuladung weiter.

Wer wissen will, wie viel sein Wohnmobil wiegt, fährt am besten mit seinem leeren, aber getankten Fahrzeug auf eine öffentliche Waage oder nutzt eine der Prüforganisationen. Nach dem Wiegen ist klar, wie viele Kilogramm für Gepäck, Frischwasser, Gasflaschen, Mitreisende und Hausrat zur Verfügung stehen.

Zur Reduzierung von Gewicht lassen sich zum Beispiel schwere Gegenstände durch leichtere austauschen. So sind Gasflaschen aus Aluminium leichter als solche aus Stahl. Geschirr aus Melanin spart Gewicht im Vergleich zu Porzellantassen- und Teller. Alu-Kochgeschirr wiegt weniger als Stahltöpfe- und Pfannen. Bei der Wahl der Camping-Möbel lässt sich ebenfalls das ein oder andere Kilogramm Gewicht vermeiden. Auch bei der Bevorratung mit Lebensmittel sowie Wasch-, Putz- oder Kosmetikmittel kann man durch die Nutzung kleiner Gebinde Gewicht sparen. Wer Urlaub auf einem Campingplatz macht, befüllt Wassertanks erst am Zielort. Im Internet gibt es Packlisten unter anderem mit Gewichtsangaben von Hausratsdingen oder üblichem Wohnmobilzubehör. Man kann aber auch einfach alle Gegenstände, die man mitnehmen möchte, mit einer Personenwaage wiegen.

Neben dem Beachten der Gewichtsangaben gilt es natürlich auch auf die Art und Weise des Beladens zu achten. Wichtig ist, dass alles ordentlich verstaut wird, so dass nichts im Falle eines Unfalls oder durch ein starkes Bremsmanöver durch die Gegend fliegen kann. Haustiere werden am besten in entsprechenden Transportboxen gesichert und transportiert. Die Ladung sollte zudem so verteilt werden, dass beide Achsen ausgewogen belastet sind.

Wer sicher gehen möchte, dass er sein Wohnmobil im grünen Gewichtsbereich bewegt, fährt vor dem Start in den Urlaub vollbeladen und mit allen Passagieren an Bord über eine öffentliche Waage. Danach besteht - falls nötig - noch Zeit, Gewicht zu reduzieren. Außerdem sollte man noch den Luftdruck der Reifen überprüfen und ihn gemäß Herstellerangaben anpassen, rät KÜS-Experte Thomas Schuster.

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