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Tradition: Fünf Generationen Toyota Supra - Jenseits von gut und schnell

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  • 24. Juni 2019, 11:39 Uhr
  • Wolfram Nickel/SP-X

Toyotas stärkstes Stück meldet sich zurück. Mit dem GR Supra ergänzen die Japaner die Geschichte ihres seit über 40 Jahren gebauten Gran Turismo um ein fünftes Kapitel. So wie es der Modellname Supra verspricht, setzten die schnellen Sechszylinder von Beginn an Bestmarken jenseits gewöhnlicher Sportcoupé.

Supra: Fans von Konsolenspielen und furios schneller automobiler Feinkost ,,Made in Japan" wissen sofort, welcher Sportwagen hier gemeint ist. Dem Erinnerungsvermögen aller anderen Autofans hilft Toyota mit der gerade lancierten fünften Generation seiner rasanten Ikone auf die Sprünge. Denn der neue GR Supra schreibt nun doch noch die Geschichte dieses legendären Gran Turismo fort, die hierzulande vor mehr als 20 Jahren mit dem superteuren Nürburgringstar Supra MK IV ein plötzliches Ende fand. Grund dafür war damals, dass sich die Preise dieses Porsche-Jägers deutlich oberhalb der Produkte aus Zuffenhausen oder auch Modena positionierten. Zu viel Geld für einen Verkaufserfolg des Racers mit prestigefreiem Toyota-Logo.

Deutlich günstiger startet deshalb jetzt das neue Toyota-Parallelmodell zum BMW Z4, der von Gazoo Racing abgestimmte GR Supra. Trotzdem steht dieser GR Supra genauso wie seine vier Vorgänger in der Tradition des legendären Toyota 2000 GT aus dem Jahr 1965, der als erster japanischer Dienstwagen von James Bond und allererster asiatischer Supersportwagen auf Straße und Rennstrecke für Furore sorgte. Wesentliche Erfolgskomponenten des 2000 GT waren die schon im Stand schnell wirkende Silhouette und das klassische Antriebslayout aus drehfreudigem Reihen-Sechszylinder und Hinterradantrieb. Gene, die Toyota 1978 auf einen neuen Speed-Botschafter transferierte, den ersten Supra.

Ihren Anfang nahm die Supra-Story in Nordamerika, dem weltweit wichtigsten Sportwagenmarkt. Mazda verkaufte damals dort von seinem neuen Wankelmotor-Sportwagen RX-7 mehr Einheiten als Porsche vom 924 und Nissan lancierte 1978 mit dem 280 ZX bereits die zweite Generation seiner sportlichen Z-Bestseller, da wollte Toyota nicht länger warten und forderte mit dem Supra sein Stück vom Fast-and-Furious-Kuchen. ,,Race on Sunday, sell on Monday", dieses seit Jahrzehnten in den USA geltende Marketingcredo, hatte die Ölkrise der frühen 1970er ebenso überlebt wie die Einführung eines rigorosen 55-Meilen-Limits auf Highways. Tatsächlich engagierten sich fast alle erfolgreichen Sportcoupé-Hersteller im Motorsport und so stand auch für Toyota fest, dass der neue Sechszylinder-Sportler seinen offiziellen Start mit einem spektakulären Paukenschlag auf dem Racetrack feiern sollte: Als offizielles Pace Car in Watkins Glen beim Grand Prix der USA 1979.

Nebenbei vertraute Toyota darauf, dass durch dieses Formel-1-Event die sportive Faszination der Celica Supra (Typ A40) - der erste und auch noch der zweite Supra basierten auf Celica Coupés - medial nach Europa vermittelt würde. Sozusagen als Appetizer für den dort erst 1981 geplanten Verkaufsstart dieses schnellen Viersitzers, der sich entsprechend seinem aus dem Lateinischen stammenden Namen Supra oberhalb ordinärer Sportler einordnen sollte.

Damit dieses Vorhaben trotz der Verwandtschaft mit der Celica klappt, erhielt der Supra ein Plus von 13 Zentimetern beim Radstand und 27 Zentimetern bei der Länge und in Japan den Namen Celica XX (,,Super Size"). Unter der verlängerten Motorhaube sorgte in den USA ein 2,6-Liter-Sechszylinder mit bis zu 103 kW/140 PS für muskulösen Antrieb, nicht einmal der 5,0-Liter-V8 Mustang Cobra konnte diese Power überbieten, denn die ersten US-Katalysatoren kosteten Kraft. Jenseits konventioneller Sportcoupés und GT sollte der Supra reüssieren und das gelang ihm auch mit außergewöhnlichen Komfortfeatures wie der ersten serienmäßigen Cruise Control, einer Klimaautomatik und Overdrive-Funktion beim manuellen Fünfgang-Getriebe und wahlweiser Viergang-Automatik. Über 70.000 verkaufte Supra in den ersten zwei Jahren standen für einen schönen Anfangserfolg, aber schon 1980 brachen die Verkaufszahlen ein.

Was fehlte war heißblütigere Performance und diese lieferte der zweite Celica Supra (Typ A60) ab 1982 auch in Deutschland. In angedeuteter Keilform mit Klappscheinwerfern trat der 125 kW/170 PS starke Supra gegen Porsche 944 oder Mitsubishi Starion an, denen er serienmäßigen Sechszylinder-Komfort voraushatte, aber es fehlte ihm noch an Bekanntheit und Image. Anders sah es auf Rennstrecken aus, wo sich das Coupé mit Heckklappe bei europäischen Tourenwagenrennen wie der britischen BTTC gegen V8-Rivalen durchsetzte. Trotzdem fand der Celica Supra hierzulande nicht aus einer Nischenrolle heraus.

Das änderte sich erst 1986 mit der dritten Generation (Typ A70), die international als ,,strict Supra" beworben wurde, weil sie jede Verwandtschaft mit der Celica ablegte. Mit Leistung bis zum Anschlag und Turboaufladung feierte dieser Supra ein Sportfest der Superlative. So kürten die Medien den bis 173 kW/235 PS starken 3,0-Liter-Sechszylinder zu Japans ,,schnellstem Stürmer", der in 6,3 Sekunden auf Tempo 100 spurtete. Diesen Wert konnte selbst in den Vollgas-hungrigen 1980ern kein Konkurrent unterbieten. Kein Wunder, dass Toyota für das auf manchen Märkten sogar 206 kW/280 PS freisetzende Geschoss mit dem Slogan ,,Life In The Fast Lane" (Leben auf der Überholspur) warb. Der Gewinn zahlreicher Rundstrecken-Championate und Erfolge bei spektakulären Langstrecken-Rallyes bestätigten das hitzige Temperament dieses Toyota, der übrigens mit hierzulande serienmäßigen T-Top (herausnehmbares Targadach) den damals beginnenden Cabrio-Hype befeuerte.

Von ,,einer neuen High-Tech-Ära im japanischen Sportwagenbau" schrieben Fachjournalisten euphorisch über den Hochleistungssportler, der sich auch mit Ferrari Mondial maß und beim Ampelduell sogar manchem Vertreter aus Maranellos Zwölfzylinder-Meute den gewaltigen Heckspoiler zeigte. Tatsächlich brachte der dritte Supra den entscheidenden Beitrag zur Zahl von insgesamt 600.000 verkauften Fahrzeugen dieser Baureihe. Für viersitzige Sechszylinder-Gran-Turismo mit Heckklappe ein bis heute gültiger Rekordwert.

Konnte es da noch eine Steigerung geben? ,,Reinrassige Rennwagen-Technik mit Komfortabstimmung" sollte laut Toyota 1993 einen neuen Superlativ setzen. Der Supra MK IV (Typ A80) mit Doppel-Turbo ließ den Fahrer die sprichwörtliche Faust im Nacken spüren, wenn dieser sämtliche 243 kW/330 PS abrief. Mehr als 280 km/h waren dann nach Aussage von Toyota möglich, vorausgesetzt die sonst bei Tempo 250 eingreifende serienmäßige Abregelung wurde deaktiviert. Dem Vollgas-Himmel nahe schien der vierte Supra durch seinen Heckflügel im Wolkenkratzerformat, der speziell auf deutschen Autobahnen, in der amerikanischen SCCA-Rennserie, beim Sturm auf den Pikes Peak und auf dem Nürburgring gute Dienste leistete. Auf der Nordschleife überzeugte sich auch der heute amtierende Toyota-Präsident Akio Toyoda von den Racing-Qualitäten des hierzulande nach nur vier Jahren eingestellten Supra MK IV und gab deshalb schließlich Grünes Licht für die Entwicklung des 2019 an den Start fahrenden GR Supra (A90). Damit die Karriere des fünften Supra nicht so kurzlebig ist wie die seines Vorgängers gibt sich der neue Asphaltbrenner preislich bodenständiger - schließlich ist er das doppelte Flottchen vom BMW Z4.



Chronik Toyota Supra:

1978: Am 13. April präsentiert Toyota den Celica XX in Japan (Typ A40) mit 2,0-Liter- und 2,6-Liter-Sechszylinder-Motoren. Der Celica XX soll gegen Mazda RX-7 und Datsun/Nissan Z antreten und wird für Nordamerika als Celica Supra angekündigt. Abgeleitet sind Celica XX und Celica Supra vom ebenfalls 1978 eingeführten Toyota Celica Liftback zweiter Generation
1979: Offizielle Premiere feiert der Toyota Celica Supra (Typ A40) in Nordamerika als Pace Car beim Grand Prix der USA
1981: Celica Supra ist mit Sports Performance Package und strafferem Fahrwerk lieferbar
1981: Weltpremiere für die zweite Generation von Toyota Celica XX und Celica Supra (Typ A60)
1982: Im Mai erlebt der Celica Supra seine deutsche Markteinführung mit 2,8-Liter-Reihen-Sechszylinder für 29.990 Mark inklusive einer luxuriösen Serienausstattung mit Details wie elektrischen Fensterhebern und Alurädern
1983: Digitale Armaturen und größere Aluräder im Celica Supra ab Herbst. Optional sind Schweller und Kotflügelverbreiterungen erhältlich
1984: In der britischen BSCC und anderen Rundstreckenrennserien starten erfolgreich Celica Supra
1985: Der 300.000ste Celica Supra rollt vom Band
1986: Am 6. Februar wird die dritte Generation des Supra (A70) angekündigt. Schon im März feiert der Supra (A70) mit 3,0-Liter-Sechszylinder auf dem Genfer Salon seine Publikumspremiere. Marktstart in Deutschland im September zu Preisen ab 49.200 Mark, noch ohne Katalysator, aber mit Targa-Dach. Im September außerdem Vertriebsende für Celica Supra (A60)
1987: Ab September optional mit Getriebeautomatik und als leistungsstärkere Turbo-Version verfügbar, außerdem sind ABS und Katalysator jetzt Standard. Der Supra wird von TTE (Toyota Team Europe) 1987 bis 1989 in der Rallye-WRC eingesetzt und erzielt bei der Safari 1987 einen Podiumsplatz und ansonsten mehrere Achtungserfolge auf den Plätzen vier bis sieben. Beim Grand Prix der USA dient ein Supra Turbo als Pace Car
1988: Im Herbst Facelift mit neuer Frontgestaltung und dreigeteiltem Heckspoiler. Nur noch als Supra Turbo verfügbar
1990: In Japan jetzt auch mit neuem 2,5-Liter-24V-Doppelturbo-Sechszylinder
1991: Seitenaufprallschutz serienmäßig
1993: Auf der Chicago Motor Show feiert Anfang des Jahres die vierte Generation des Supra (A80) Weltpremiere. Im Oktober entfällt der Supra (A70) in den deutschen Preislisten, der Abverkauf der Lagerfahrzeuge läuft noch ein Jahr weiter. Im September feiert der Supra (A80) mit Doppelturbo-3,0-Liter-Sechszylinder Deutschlandpremiere. Serie sind manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe oder Viergang-Automatik, Targadach, Hinterachsdifferential und Antriebsschlupfregelung zum Preis von 106.000 Mark
1994: Optional ist der Supra ohne Heckflügel lieferbar
1996: Toyota Supra startet in Le Mans, allerdings fällt das japanische Team nach einem Unfall fünf Stunden vor Schluss aus. Dagegen belegt ein Supra des Teams SARD Platz 14 im Gesamtklassement
1997: Der Import des Supra nach Deutschland wird eingestellt
1998: Letzter Exportmarkt für den Supra MK IV sind die USA, wo in diesem Jahr noch 589 Einheiten verkauft werden
1999: Der Supra wird nur auf dem Heimatmarkt verkauft. Der Titel der JGTC GT500 Serie wird von einem Renn-Supra des Teams TOM's/Castrol gewonnen, so wie schon 1995 (damals mit dem Team Masanori Sekiya/Michael Krumm)  
2002: Produktionsende für die vierte Supra Generation in Japan
2003: Die letzten zwei neuen Supra (A80) werden in Japan zugelassen
2012: BMW und Toyota einigen sich über die Entwicklung eines gemeinsamen Sportwagens
2014: Mit dem FT-1-Concept zeigt Toyota einen ersten Vorboten des GR Supra
2018: Auf dem Genfer Salon debütiert das seriennahe Supra Racing Concept
2019: Markteinführung des Toyota GR Supra (A90) mit 3,0-Liter-Sechszylinder zu Preisen ab 62.900 Euro. Der von Toyota Gazoo Racing (GR) abgestimmte Sportler ist technisch verwandt mit dem BMW Z4

Produktionszahlen:
Toyota Supra (Serien A40 bis A80 von 1978 bis 1999) insgesamt 593.337 Einheiten ,davon 285.280 Einheiten der Generationen A70 und A80 und 308.057 Einheiten Celica Supra A40 und A60. Nach Jahren: 16.473 Einheiten 1978, 54.126 Einheiten 1979, 22.994 Einheiten 1980, 34.744 Einheiten 1981, 60.134 Einheiten 1982, 45.643 Einheiten im Jahr 1983, 45.468 Einheiten im Jahr 1984, 28.475 Einheiten im Jahr 1985, 59.534 Einheiten im Jahr 1986, 47.013 Einheiten im Jahr 1987, 37.220 Einheiten 1988, 38.609 Einheiten 1989, 29.786 Einheiten 1990, 18.174 Einheiten 1991, 9.884 Einheiten 1992, 15.658 Einheiten im Jahr 1993, 10.301 Einheiten im Jahr 1994, 6.891 Einheiten 1995, 4.765 Einheiten 1996, 3.296 Einheiten 1997, 2.104 Einheiten im Jahr 1998, 828 Einheiten im Jahr 1999, 470 Einheiten 2000, 403 Einheiten 2001, 344 Einheiten 2002 (davon 2 Zulassungen im Jahr 2003).

Wichtigste Motorisierungen:
Generation1
Toyota Celica XX (A40) mit 2,0-Liter-Sechszylinder-Benziner (92 kW/125 PS);
Toyota Celica Supra (A40)/Celica XX mit 2,6-Liter-Sechszylinder-Benziner (81 kW/110 PS bzw. 103 kW/140 PS);
Generation 2
Toyota Celica Supra (A60) mit 2,8-Liter-Sechszylinder-Benziner (125 kW/170 PS);
Generation 3
Toyota Supra (A70) mit 3,0-Liter-Sechszylinder-Benziner (150 kW/204 PS);
Toyota Supra (A70) mit 3,0-Liter-Turbo-Sechszylinder-Benziner (173 kW/235 PS);
Generation 4
Toyota Supra (A80) mit 3,0-Liter-Doppelturbo-Sechszylinder-Benziner (243 kW/330 PS);
Generation 6
Toyota GR Supra (A90) mit 3,0-Liter-Turbo-Sechszylinder-Benziner (250 kW/340 PS).

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