Die richtige Sitzposition im Auto schützt bei Unfällen. Und das gilt nicht nur für den Fahrer.
Frage: Als Beifahrer in einem SUV schaue ich gerne in andere Fahrzeuge hinein und wundere mich immer, wie verkrampft manche Fahrer hinterm Lenkrad sitzen, wie tief sie sitzen und weit sie den Sitz teilweise nach hinten gerückt haben. Welche Einstellung ist denn nun richtig?
Antwort von Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS: Tatsächlich sieht man häufig Fahrer, die hinter dem Lenkrad schier zu kleben scheinen oder mit möglichst weit weg und tief eingestelltem Sitz, den Eindruck von Sportlichkeit erwecken wollen. Weder die ,,supercoolen" noch die verkrampften Fahrer nehmen damit eine gute Sitzposition ein. Kommt es zu einem Unfall, riskieren beide Fahrertypen schwerere Verletzungen. Die Sitzposition hat großen Anteil, ob Sicherheitssysteme wie Gurt oder Airbags schützend wirken können. Mit einem optimal eingestellten Sitz und einem ideal positionierten Lenkrad ist man als Autofahrer nicht nur besser geschützt, sondern kann in Notsituationen auch effektiver reagieren.
Lässt sich beim Auto die Sitzhöhe manuell oder elektrisch verstellen, sollte man sie so anpassen, dass man gut rundum sehen kann. Die Rückenlehne wird möglichst aufrecht justiert, so dass sie ihrem Namen gerecht werden kann. Der Rücken des Fahrers lehnt sich möglichst nah an die Lehne an, so kann der Sicherheitsgurt auch besser seine Funktion erfüllen und den Fahrer bei einem Aufprall im Sitz halten. Manche Sitze bieten zudem Möglichkeiten, eine Lordosenunterstützung zu aktivieren, die Sitzwangen enger oder weiter zu stellen oder eine Klimatisierungs- und Massagefunktion zu aktivieren. Wer diese Funktionen nutzt, tut sich und seinem Rücken etwas Gutes und trägt dazu bei, Ermüdungserscheinungen vorzubeugen.
Für eine fahraktive Haltung gilt es, den Sitz nur so weit nach hinten zu stellen, dass beim Betätigen der Pedale das Knie nicht ganz durchgestreckt werden muss. Schließlich muss man bei einer Vollbremsung schnell und viel Kraft aufbringen können. Auch für das Treten der Kupplung sollte noch ein wenig ,,Spiel" in der Kniebeuge sein.
Ein wenig Aufmerksamkeit sollte man der Kopfstütze widmen. Sie übernimmt bei einem Heckaufprall wichtige Schutzfunktionen für den Kopf- und Nackenbereich. Im Idealfall liegen Scheitel des Kopfes und Oberkante der Kopfstütze auf einer Höhe.
Außerdem ist die Einstellung des Lenkrades wichtig. Lässt sich das Lenkrad in Höhe und Tiefe verstellen, sollte man dies für eine fahraktive Haltung nutzen und auch auf den Abstand zwischen Volant und Brustkorb achten. Dieser beträgt am besten zwischen 25 und 30 Zentimeter, so dass sich im Falle eines Falles der Lenkradairbag entfalten kann, ohne direkt gegen das Gesicht des Fahrers zu knallen. Damit der Fahrer sicher und gegebenfalls schnell lenken kann, sollten beide Hände in der schon in der Fahrschule gelernten Stellung ,,Viertel vor Drei" das Lenkrad festhalten.
Menschen, die über- oder unterdurchschnittlich lang gewachsen sind, müssen Kompromisse bei der Sitzhaltung finden. Sie achten beim Kauf eines Fahrzeugs am besten darauf, dass die Sitzschiene eine große Einstellvariabilität erlaubt, die Kopfstützen sich weit genug herausziehen lassen und dass der Sitz in der Höhe verstellbar ist. Lässt sich zudem das Lenkrad in Tiefe und Höhe verstellen, erleichtert das ebenfalls das Einnehmen einer optimalen Sitzposition.
Selbstverständlich muss auch der Sicherheitsgurt richtig angelegt sein. Er sollte in Schulterhöhe anliegen und nicht den Hals abquetschen. Viele Autos verfügen mittlerweile über eine Höhenverstellung an der B-Säule. Diese sollte man nutzen, um den Gurt korrekt über die Schulter zu führen.
Die richtige Sitzposition im Auto betrifft übrigens nicht nur den Fahrer. Alle Insassen müssen angeschnallt sein; fahren Kinder mit, müssen sie altersgerecht gesichert werden. Auch die Passagiere auf dem Beifahrerplatz und im Fond sollten sich aufrecht hinsetzen und die Kopfstütze richtig einstellen. Sehr gefährlich kann es für Beifahrer werden, sie speziell im Sommer die Füße aufs Armaturenbrett legen. Ein auslösender Airbag kann die Beine brechen, der falsch sitzende Beckengurt den Bauchraum quetschen und der Schultergurt im schlimmsten Fall strangulieren.
