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Leser fragen - Experten antworten - Was tun bei geklauten Autokennzeichen?

  • In AUTO
  • 15. August 2019, 14:02 Uhr
  • Elfriede Munsch/SP-X

Autokennzeichen sind schnell geklaut. Die Folgen beschäftigen Autofahrer länger und gehen ins Geld.

Frage: Meinem Nachbarn wurden die Nummernschilder seines Autos abmontiert. Er hat sich jetzt Pappschilder hinter die Scheiben gelegt. Reicht das?

Antwort von Hans-Georg Marmit, Kraftfahrzeug-Experte der Sachverständigen-Organisation KÜS. Nein, das reicht nicht. Ohne Autokennzeichen darf man nicht fahren, außerdem muss man bei verlorenen oder vielleicht sogar gestohlenen Nummernschildern aktiv werden und den Verlust melden. Denn jemand könnte mit den Schildern eine Straftat begehen. Oft werden die Schilder abgeschraubt, um sie an ein anderes Fahrzeug zu montieren. Mit diesem geht es dann z.B. an die Tankstelle. Bezahlen steht ,,natürlich" nicht auf dem Programm. Die Videoüberwachung der Tankstelle registriert zwar die Schilder des Tankbetrügers, doch diesen führen dann zum eigentlichen Eigentümer der Schilder. Steht dann die Polizei vor der Tür, muss man erst einmal beweisen, dass man nicht der gesuchte Täter ist. Schwierig wird es, wenn die gestohlenen Schilder für dasselbe Fahrzeugfabrikat - möglichst noch in der identischen Farbe - genutzt werden. Vielleicht wird das manipulierte Fahrzeug auch als Fluchtfahrzeug bei einem Überfall genutzt. Ich rate daher, sobald man den Verlust seiner Autokennzeichen bemerkt, zur Polizei zu gehen und den Verlust zu melden. Wobei ,,gehen" durchaus wörtlich gemeint ist. Denn ohne Schilder darf man das betreffende Fahrzeug nicht fahren. Geschädigte sollten zudem dort Anzeige erstatten. Die Bestätigung der Anzeige braucht man für die Versicherung. Auch die gilt es zu benachrichtigen.

Hat man dies alles erledigt, geht es auf die Kfz-Zulassungsstelle. Die Mitarbeiter sperren das alte Nummernschild und stellen ein neues aus. Damit alles reibungslos klappt, bringt man neben der Diebstahlsanzeige bei der Polizei, ein Ausweisdokument, Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief sowie die Original-Bescheinigung der letzten Hauptuntersuchung mit. Ist noch ein zweites Kennzeichen vorhanden, sollte man auch dieses vorlegen. Abgesehen vom Papierkrieg kostet die ganze Aktion nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Die Verwaltungsgebühren, das Prägen der neuen Schilder und der Austausch der Papiere muss der Geschädigte normalerweise selbst aus eigener Tasche zahlen. Die Kaskoversicherung trägt zwar unter Umständen diese Kosten, allerdings bleib der Gesamtbetrag meist unter der abgeschlossenen Selbstbeteiligung. Falls der Schilderdieb gefasst wird, kann man vom ihm die Erstattung der Kosten verlangen. Deshalb sollte man alle Belege aufbewahren.

Richtig kompliziert wird es, falls die Schilder im Ausland abhandenkommen. Hier muss man nach der Anzeige bei der Polizei vor Ort die Heimreise ohne Auto sowie den Transport des Fahrzeugs organisieren und bezahlen. Denn die Weiterfahrt ohne Kennzeichen ist strikt verboten und ein neues Kennzeichen kann nur bei der Zulassungsbehörde am Hauptwohnsitz des Fahrzeughalters ausgestellt werden.

Die gängigen Plastikhalterungen, in die die Nummernschilder häufig gesteckt werden, lassen sich leider sehr leicht aufbrechen. Wer Schilderdieben ihr Treiben erschweren möchte, verschraubt die Schilder fest mit der Karosserie - am besten mit speziellen Schrauben, die sich nicht mit einem herkömmlichen Schraubendreher lösen lassen.

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