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Auto-Abo ViveLaCar - Rendezvous ohne Reue

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  • 29. August 2019, 07:51 Uhr
  • Mario Hommen/SP-X

Auto-Abos sind auf dem Weg, sich als Alternative zu Kauf, Finanzierung und Leasing zu etablieren. Ein interessantes Angebot für Handel und Kunden ist das Abonnieren eines jungen Gebrauchten.

Das noch junge Geschäftsmodell der Auto-Abos ist in Deutschland seit kurzer Zeit um einen neuen Anbieter namens ViveLaCar reicher. Das Stuttgarter Start-up will Kunden mit besonderer Flexibilität, markenunabhängigem Fahrzeugangebot und einfachen Abomodellen locken. Im Fokus des neuartigen Vertriebskonzept stehen zudem die Autohändler, denn vor allem ihre auf Halde stehenden jungen Gebrauchtwagen will ViveLaCar vermitteln, was wiederum Händlern helfen soll, Kosten für lange Standzeiten zu sparen wie auch neue Kunden zu gewinnen.

Seit Juni 2019 bietet ViveLaCar in Deutschland seine Abomodelle an und hat nach eigenen Angaben bereits eine größere Zahl von Autos vermittelt. Genaue Zahlen werden allerdings nicht verraten. Abo-Interessenten können auf der Webseite des Anbieters nach Fahrzeugen verschiedener, jedoch längst nicht aller Marken suchen und diese Suche nach Kriterien wie Motor oder Getriebe verfeinern. Anschließend wird ein derzeit noch überschaubares Angebot meist junger Gebrauchter angezeigt.

Neben einigen technischen Eckdaten zu den Fahrzeugen wird in der Fahrzeugübersicht noch der monatliche Abopreis ausgegeben. Dieser erscheint auf den ersten Blick attraktiv, denn Kleinstwagen kann man schon für deutlich unter 200 Euro bekommen, ein SUV wie etwa der DS7 wird für unter 300 Euro angeboten. Abgesehen vom Sprit sind darin wirklich alle Kosten enthalten, die für den Pkw-Unterhalt anfallen. Versicherung, Steuern, Anmeldung, Services und vor allem auch der Wertverlust deckt die Summe ab. Allerdings handelt es sich bei dem in der Übersicht angezeigten Tarif S um eine Art Lockpreis, der lediglich praxisferne 200 Freikilometer pro Monat erlaubt. Durchschnittlichen Nutzerprofilen näher kommen die Tarif M, L und XL, bei denen die Monatskilometer auf 800, 1.250 beziehungsweise 1.500 steigen. Allerdings ist der Preissprung zwischen den Tarifen S und M groß. So steigt dieser für einen einfachen Kia Picanto von 164 auf 258 Euro im Monat, beim DS7 geht es von 296 auf 489 Euro rauf. Bei den Paketen L und XL fallen die Preissprünge moderater aus. Hier kostet der DS7 dann 510 beziehungsweise 550 Euro jeden Monat. Nochmals deutlich teurer wird es bei einer Premiummarke wie Audi. Für einen A5 Sportback etwa liegt die Preisspanne der Pakete M bis XL zwischen 770 und 865 Euro. Vertriebschefin Florine von Caprivi räumt ein, dass die Abos zwar teurer aber immerhin nicht viel teurer als Leasingmodelle seien.

Die monatlichen Mietpreise der Tarife M, L und XL dürften dennoch einige Interessenten abschrecken. Doch das ViveLaCar-Modell bietet im Gegenzug dem Kunden einige besondere Vorteile gegenüber Alternativen wie Kauf, Leasing oder Langzeitmiete. Unter anderem sparen Abonnenten sich den mit einem Autokauf verbundenen Zeitaufwand. Außerdem entfallen viele zusätzliche administrative Vorgänge und Verträge, denn das Abo bündelt alles in einer Vereinbarung. Auch Testfahrten, Preisverhandlungen oder Fragen nach der Finanzierung entfallen. Außerdem kann der Abonnent den vollen Service bei einem Händler möglichst nah am Wohnort genießen. Schließlich lässt sich die Abo-Dauer sehr flexibel gestalten, unter anderem weil Bestandsfahrzeuge vermietet werden, die sofort verfügbar sind. Darüber hinaus gibt es eine dreimonatige Kündigungsfrist.

Praktisch kann man also mit dem Abschluss das Abo zugleich auch kündigen. Entsprechend beträgt die Mindestlaufzeit drei Monate. Wer ein Fahrzeug länger nutzen will, lässt das Abo einfach weiterlaufen. Will der Abonnent zu einem Zeitpunkt X das Abo beenden, muss er entsprechend rechtzeitig die Kündigung einreichen. Damit genießen Abo-Kunden in mehrfacher Hinsicht Flexibilität. Ob etwa ein E-Auto die richtige Alternative ist, kann man in einem dreimonatigen Abo erfahren. ViveLaCar nennt dies ein ,,erstes Rendezvous", welches es Kunden erlaubt, sich mit einer Antriebstechnik, einer Marke oder einem Modell vertraut zu machen. Und wer überzeugt von seinem Abo-Auto ist, kann es alternativ auch dem Händler abkaufen.

ViveLaCar hat neben privaten Kunden auch Flottenbetreiber im Fokus. Auch sie könnten von dem flexiblen Modell, der kurzfristigen Verfügbarkeit und moderaten Kündigungsfrist profitieren. Vor allem in Personalbereichen mit hoher Fluktuation kann der Flottenbetreiber seinen Fuhrpark über Abo-Fahrzeuge flexibel anpassen.

Nach Ansicht von ViveLaCar ist das Abo-Angebot auch eine zukunftsgerichtete Vertriebsalternative für die kriselnde Autobranche. So hat etwa das Marktforschungsinstitut Puls herausgefunden, dass die Generation Z, also bis maximal 24 Jahre alte Menschen, das Prinzip des Nutzens statt des Besitzens gewohnt sind. Sie bevorzugen zudem eher unverbindliche Modelle, sind weniger loyal gegenüber Marken und wünschen sich Flexibilität. Genau auf diesen Kundentypus sei das Auto-Abo zugeschnitten. Außerdem glaubt ViveLaCar, mit seinem Geschäftsmodell den zunehmend gegenüber Autos skeptischen jungen Generationen wieder mehr Lust auf Autos machen zu können.

Gerade für den Autohandel könnte das ViveLaCar-Modell nicht nur als zusätzlicher, sondern zudem zukunftsgerichteter Vertriebskanal interessant werden. Wie der Handel das neue Geschäftsmodell letztlich bewerten wird, muss sich noch zeigen. Kosten entstehen dem Händler für die ViveLaCar-Vermittlung jedenfalls nicht. Wird eines seiner eigentlich zum Verkauf stehenden Fahrzeuge vermietet, erhält er einen erheblichen Teil des Abo-Tarifs von ViceLaCar. Wie hoch der Anteil ist, bleibt allerdings ein Geheimnis. Geht ein Auto nach der Beendigung eines Abos wieder zurück in den Verkauf, kann der Händler den Preis nach unten anpassen, ohne dabei finanzielle Verluste hinnehmen zu müssen. Zunächst bleibt es für ViveLaCar wichtig, möglichst viele Autohändler zu akquirieren, was auch die Attraktivität des Fahrzeugangebots für Abonnenten steigern wird.

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