Neuheit

Fahrbericht: Renault Zoe - Immer weiter

  • In AUTO
  • 19. September 2019, 13:40 Uhr
  • Elfriede Munsch/SP-X

Konkurrenz belebt das Geschäft und lässt den schon eher betagten Renault Zoe noch einmal aus den Puschen kommen. Der kleine Stromer hat ein umfangreiches Update erhalten und kann jetzt Reichweite.

Renault hat seinen Stromer Zoe umfangreich überarbeitet und stellt ihn ab Oktober in die Schauräume der Händler. Neben einem stärkeren Elektromotor und einer größeren Batterie für Reichweiten von bis zu knapp 400 Kilometern halten in den batterieelektrischen Kleinwagen nun moderne Fahrerassistenzsysteme Einzug. Außerdem wartet er mit aufgewertetem Ex- und Interieur und aktuellen Infotainmentsystemen auf. Der wie gehabt ab rund 22.000 Euro (mit Batterieleasing) beziehungsweis ab rund 30.000 Euro erhältliche Stromer lässt sich jetzt nicht nur mit Wechselstrom bis zu 22 kW, sondern auch mit Gleichstrom bis zu 50 kW aufladen.

Der 2012 gestartete Zoe legte über die Jahre an Leistung, Batteriekapazität und damit an Reichweite zu. Jetzt hat Renault bei seiner Überarbeitung nicht gekleckert, sondern geklotzt. Grund dafür ist sicherlich, dass der Kleine sich nun gegen mehr Konkurrenz behaupten werden muss. Mit dem Markteintritt der Modellgeschwister Opel Corsa-e, Peugeot 208-e und DS 3 Crossback E-Tense im nächsten Jahr sowie dem kompakten VW ID3 stehen dem Zoe nun neue Wettbewerber ins Haus. Alles starten bei rund 30.000 Euro und bieten Reichweiten von mindestens 330 Kilometer. Dazu kommen noch der elektrische Mini und der Honda e. Eine Nummer kleiner stehen die elektrischen Varianten von VW Up, Skoda Citygo und Seat Mii für ca. 20.000 Euro in den Startlöchern.

Zoe-Kunden können sich zwischen zwei Motoren sowie zwei Batteriegrößen entscheiden. Das bisherige Topaggregat mit 80 kW/108 PS wird nun zum Basismotor, ein 100 kW/135 PS starker E-Motor übernimmt nun die Spitzenposition. Der 108 PS-Motor lässt sich sowohl mit dem 40 kW- als auch mit dem neuen 52 kW-Akku bestellen. Ohne Batteriekauf muss der Kunde 21.900 beziehungsweise 23.900 Euro investieren. Die Reichweite beträgt mit der kleineren Batterie 300 Kilometer, mit der größeren 395 Kilometer. Allerdings gibt es die Variante ,,kleiner Motor mit kleinem Akku" nur in der Basisausstattung Life. Die fährt etwa ohne Assistenten vor.

Der neue 135 PS-Motor ist dagegen nur in Kombination mit dem großen Akkupack zu haben und kostet im Komfortniveau Experience ab 25.900 Euro mit geleaster Batterie. Hier beträgt die Reichweite 383 Kilometer, Assistenten wie etwa Fernlicht- und Spurhaltehelfer sowie Verkehrszeichenerkennung gehören zum Serienumfang und der Kleinwagen steht auf 16-Zoll großen Alus.

Für erste Testfahrten stand diese Motor-Akku-Kombi zur Verfügung. Wenn auch die Überarbeitung kleine optische Verbesserungen wie einen neuen Kühlergrill und LED-Leuchten oder, je nach Ausstattungsstufe, mehr Chrombesatz vorweist, die größere Überraschung hält der Innenraum bereit. Das vormals eher piefige Interieur hat sich schwer gemausert, zumindest in der höchsten Ausstattungslinie Intens (ab 27.900 Euro). Das Lenkrad und das Infotainmentsystem mit auf Wunsch riesigen Displays kommen aus dem Clio und überhaupt stand der konventionell angetriebene Kleinwagen Pate für die Verschönerungsmaßnahmen. Eine pfiffige Idee der Designer: Das neu gestaltete Armaturenbrett ist teilweise mit Stoff bezogen. Das sieht zumindest bei einem Neuwagen gut aus.

Am Platzangebot hat sich nicht viel geändert. Vorne gibt es für lang gewachsene Menschen sehr ordentliche Platzverhältnisse mit mäßig straffen Sitzen, hinten geht es kleinwagentypisch deutlich beengter zu. Mit guten Willen der Vorderleute sitzt man aber auch im Fond halbwegs kommod. Auch beim Kofferraum hat sich nichts getan. Sein Volumen variiert je nach Rücksitzkonfiguration zwischen 338 und 1.225 Litern. Beim Umklappen der Lehnen entsteht leider eine kleine Stufe.

Der 135 PS Motor hat keine Mühe, den knapp 1,6 Tonnen schweren Stromer zu beschleunigen. In 3,6 Sekunden gelingt der Spurt von 0 auf - nein nicht 100 km/h - 50 km/h. Im Stadtverkehr gehört man mit einem E-Auto eben zu den Königen beim Ampelstart. Wer öfter auf Autobahnen unterwegs ist, freut sich, dass das Toptriebwerk den Standardspurt zwei Sekunden schneller als der 108-PS-Stromer erledigt (9,5 Sekunden). Zum Dauerrasen ist der 4,05 Meter lange Zoe nicht gemacht, erstens schwindet dann nicht ganz überraschend die Restreichweite und zweitens ist er bei Tempo 140 abgeregelt. Im Geschwindigkeitsfenster zwischen 50 und 110 km/h agiert das Aggregat sehr spritzig. Kurvenräubern geht, allerdings gibt die Lenkung nicht unbedingt die gewünschte Rückmeldung. Dafür kommuniziert das Fahrwerk Bodenwellen direkt an die Bandscheiben. Gut fürs Sicherheitsgefühl: Der Zoe hat jetzt auch hinten Scheibenbremsen.

Auf der Testtour bei überwiegend gemäßigtem Tempo und einem Mix aus Dorf- und Überlandstraßen gab sich der Stromer recht sparsam. Der Bordcomputer zeigte einen Verbrauch von 12,8 kWh an, die Klimaautomatik war bei Außentemperaturen von 27 Grad eingeschaltet. Wer will, kann die Reichweite durch Aktivierung des Ece-Modus erhöhen oder durch die Nutzung des B-Modus im Ein-Pedal-Betrieb durch verstärkte Rekuperation den einen oder anderen Kilometer einfahren.

Aufladen an der heimischen Steckdose ist keine gute Idee und braucht Geduld. 34,5 Stunden dauert es, bis der große Speicher vollgeladen ist. Das Aufladen an einer Wallbox gelingt deutlich schneller, zum Beispiel in 6,5 Stunden an einer 11 kW-Box. Flotter geht es natürlich an einer Schnellladestation. In 70 Minuten ist der Akku zu 80 Prozent wieder voll. Allerdings muss man das passende CCS-Kabel für knapp 900 Euro kaufen.

Apropos Kosten: Das Batterieleasing ist gestaffelt nach Fahrleistung von 7.500 bis 17.500 Kilometern. Los geht es ab 74 Euro im Monat los. Wer mindestens 124 Euro monatlich zahlt, ist ohne Kilometerbegrenzung unterwegs. Oder man kauft den Akku für 8.090 Euro.  

Ob der Renault Zoe in Deutschland seine Position als Bestseller verteidigen kann, ist durchaus fraglich, warten die neuen Wettbewerber doch mit zum Teil günstigeren Preisen bei ähnlichen Reichweiten und besserer Ausstattung auf.  Immerhin soll es keine langen Lieferzeiten geben. Renault verspricht, dass er zwei Monate nach Bestellung ausgeliefert wird.



Renault Zoe - Technische Daten:

Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen, Länge: 4,09 Meter, Breite: 1,73 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 1,95 Meter), Höhe: 1,56 Meter, Radstand: 2,59 Meter, Kofferraumvolumen: 338 - 1.225 Liter

R110
Elektromotor, 80 kW/108 PS, maximales Drehmoment: 225 Nm bei 500 - 3.395 U/min, Eingang-Getriebe, 0-100 km/h: 11,4 s, Vmax: 135 km/h, Batteriekapazität: 40 kWh, Reichweite (WLTP): 300 km, Stromverbrauch: 17,5 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Abgasnorm: Euro-6d-temp, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 21.900 Euro [Life] plus monatliche Rate fürs Batterieleasing oder 29.990 Euro inklusive 8.090 Euro für die Batterie

R110
Elektromotor, 80 kW/108 PS, maximales Drehmoment: 225 Nm bei 500 - 3.395 U/min, Eingang-Getriebe, 0-100 km/h: 11,4 s, Vmax: 135 km/h, Batteriekapazität: 52 kWh, Reichweite (WLTP): 395 km, Stromverbrauch: 17,2 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Abgasnorm: Euro-6d-temp, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 23.900 Euro [Life] plus monatliche Rate fürs Batterieleasing oder 31.990 Euro inklusive 8.090 Euro für Batterie

R135
Elektromotor, 100 kW/135 PS, maximales Drehmoment: 245 Nm bei 1.500 - 3.600 U/min, Eingang-Getriebe, 0-100 km/h: 9,5 s, Vmax: 140 km/h, Batteriekapazität: 52 kWh, Reichweite (WLTP): 383 km, Stromverbrauch: 17,7 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Abgasnorm: Euro-6d-temp, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 25.900 Euro [Experience] plus monatliche Rate fürs Batterieleasing oder 33.990 Euro inklusive 8.090 Euro für die Batteriekauf



Renault Zoe - Kurzcharakteristik:

Warum: reichlich Reichweite vorhanden

Warum nicht: die Konkurrenz schläft nicht und kommt mit attraktiven Modellen

Was sonst: Peugeot 208e, Opel Corsa-e, VW ID.3, VW e-Up

Wann er kommt: Oktober

STARTSEITE