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Alfa-Strategie - Mutmacher gesucht

Die Vergangenheit kennen die meisten Autofans - mit seinem Formel-1-Engagement will Alfa-Romeo aber auch wieder mehr für die Zukunft von ,,Cuore Sportivo' begeistern. Das ,,sportliche Herz' erwartet darum dringend ein paar Schrittmacher.

Wenn Zehntausende Italiener auf den Rängen der Formel-1-Rennstrecke Monza jubeln, dann macht das Alberto Cavaggioni schon Mut. In diesem Umfeld fühlt sich die Marke des Europachefs von Alfa schließlich zu Hause: Seit neuestem hat das Team von "Alfa Romeo Racing" einen Zusatz auf die Rennwagen gemalt: "Seit 1910".

Allerdings hat die Atmosphäre ebenso wie das Renn-Engagement ein paar kleine Schönheitsfehler: Die allermeisten Tifosi schreien denn doch eher für das Team Ferrari als für die Alfisti. Das Herz des Alfa ist anders als in der Vergangenheit auch eines der Schwestermarke aus Maranello, die Konstruktion kommt von Sauber.

Aller Neuanfang ist eben nicht so leicht. Aber mit dem verstärkten Engagement in der Königsklasse will Cavaggioni schon klar machen, wohin die Reise geht: Das "Cuore Sportivo" (sportliche Herz) soll wieder kräftiger schlagen. Und dabei sollen auch die Schwestermarken Schrittmacher liefern - von Ferrari über Jeep bis zu Fiat.

Im November trägt die Konzernkooperation Früchte. Wie in den neuesten Jeep-Modellen bereits bekommen die meistverkauften Alfa-Modelle Giulia und Stelvio dann auch einen Blind-Spot-Detektor mit aktivem Eingriff, einen aktiven Spurhalteassistent sowie einen Stauassistent, der auf der Autobahn die Spur hält, bremst und beschleunigt.

Zudem hält mit der neuesten Generation der konzerneigenen Infotainment-Lösung U-Connect auch ein Touchscreen in Giulia und Stelvio Einzug. Die bisher ziemlich komplex aufgebauten Menüs werden aufgeräumt. So soll auch in diesem Feld der Anschluss an BMW, Volvo oder Jaguar hergestellt werden. In der Klasse soll Alfa ja auf die Jagd nach Kunden gehen. Beim Fahrerlebnis gelingt das den sehr gut abgestimmten Mittelklässlern bereits - und beim Design gewinnen die Alfisti traditionell Preise.

"In Genf haben wir unsere Interpretation eines C-SUV in der kompakten Klasse gezeigt", sagt Klaus Busse, Chefdesigner aller Fiat-Chrysler-Marken - und zeichnet dabei im Alfa-Museum seinen Traum auf eine Serviette: den nächsten Alfa Tornale. Der wird 2021 Wirklichkeit und soll deutlich mehr Kunden zu den Italienern locken. Der Alfa ist sehr scharf geschnitten und soll auch entsprechende Fahrleistungen bringen. Allrad ist beim Tornale möglich. Ein Plugin-Hybrid soll den Verbrauch drücken und mit Elektro-Boost beschleunigen.

In der Palette weitergedacht, könnten auch bei anderen Segmenten die einzelnen Marken vom Konzernverbund profitieren. So wäre auch in der Klasse der großen SUV in den nächsten Jahren ein Konkurrent für Porsche Cayenne oder Audi Q7 aus Mailand denkbar. Der wichtigste Plattform-Träger Jeep Cherokee braucht nämlich ebenfalls dringend einen Nachfolger. Vor allem die Amerikaner wollen solche SUV, bald wird auch Alfa sie liefern - und auch in Asien verlangen die Kunden Platz. Dort wird es als schnelle Lösung bald zumindest Giulia und Stelvio mit verlängertem Radstand geben.

Die jungen Tifosi, die zu den Formel-1-Rennen pilgern, werden in dieser Preisklasse allerdings vorerst nicht ihren Alfa-Traum verwirklichen. Sie brauchen preisgünstige Sportler. Und mit Auslaufen des Kleinwagens Mito ist der "Alfa für Alle" erst einmal nicht mehr zu haben. Doch auch dafür könnte eine Lösung in Sicht sein: Im nächsten Frühjahr schon wird auf der Messe in Genf ein Ausblick auf das Angebot in diesem Segment zu sehen sein. Es dürfte sich um den nächsten 500 handeln - und von dem ließen sich auc  Ableger für andere Marken im Konzernverbund bauen.

Das sportliche Herz hängt allerdings eher an den rennsportaffinen Aushängeschlidern. Und da ist ein neuer 8C mit Carbon-Chassis, doppelt aufgeladenem Mittelmotor und elektrifizierter Vorderachse mit mehr als 700 PS Systemleistung in der Pipeline. Für die ganz schnelle Spritztour mit der ganzen Familie kommt eine Neuauflage des viersitzigen GTV, der mit Elektro-Boost aus seinem Mildhybriden mehr als 600 PS in alle vier Räder pumpt. Molto sportiv - ganz, wie es der Alfista liebt.

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