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Sonst noch was? - Zwischen kalifornischen Träumen und deutschem Ordnungsgeist

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  • 24. November 2019, 10:51 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Bei manchen Nachrichten kann sich die Vernunft eigentlich nur noch mit Lachen helfen. Andere sind auch von alleine lustig. Wir versuchen einmal mehr, beides zu vereinen.

Ob Amerika es immer noch besser hat, wie einst ein gewisser Goethe aphoristisch unterstellte, wissen wir nicht genau, haben aber unsere Zweifel. Jedenfalls ging unser Blick in den vergangenen Tagen häufig Richtung USA, genau genommen gen Kalifornien. Zum einen fand in LA eine Automesse statt, zum anderen erreichten uns doch einige bemerkenswerte Nachrichten. So hat der Staat Kalifornien beschlossen, mit Trump und seinem Gefolge einen eigenen kleinen Wirtschaftskrieg anzufangen und GM, Chrysler und Toyota von der Einkaufsliste für Dienstwagen zu streichen, weil just diese Unternehmen den Präsidentendarsteller darin unterstützen, die strengen kalifornischen Abgaswerte zu negieren.

Davon profitieren BMW, VW, Honda und Ford, die sich wiederum frühzeitig verpflichtet haben, auch dann den kalifornischen Regularien zu folgen, wenn der Rest der USA das nicht mehr tut. The Donald ist allerdings aktuell so mit seiner drohenden Amtsenthebung beschäftigt, dass er noch gar nicht auf die Idee gekommen ist, die kalifornienfreundlichen Unternehmen ausführlich zu beschimpfen und sich neue Zölle auszudenken. Vielleicht führt er ja demnächst eine Mauer Richtung Westküste als mögliches Allheilmittel gegen derlei Amtsanmaßung ein. Zumindest könnte er damit drohen.

Das Westküstenvorzeigeunternehmen Tesla hat derweil verstanden, dass auch der mittlere Westen der USA von potentiellen Käufern bewohnt wird. Nur haben die eben einen, sagen wir, mal weniger urbanen Geschmack. Genau genommen fährt der handelsübliche Redneck einen Pickup und just den hat Elon Musk nun auf bemerkenswerte Weise präsentiert, auf das die teslafreien Zonen auf der US-Karte minimiert werden. Ob der typische Pickup-Fahrer wirklich Wert auf eine besonders stabile Tür nebst Schutzglasscheiben legt, wissen wir nicht. Die Aktionäre fanden den misslungenen PR-Stunt mit zwei kaputten Scheiben nicht ganz so lustig und ließen den Kurs der Aktie deutlich sinken. Der sogenannte Cybertruck sieht ziemlich futuristisch aus und könnte einem Mad-Max-Film entsprungen sein. Aber vielleicht ist der Pickup mit der Stealth-Fighter-Optik genau das richtige Auto für Cowboys in Endzeit-Stimmung.

Letztere herrscht bekanntlich auch in Teilen Ostdeutschlands, wurde aber, zumindest für Brandenburg, durch den Plan für eine Tesla-Fabrik letzthin deutlich aufgehellt. Allerdings meldeten sich dieser Tage, wir hatten es geahnt, nicht wenige kommunale Bedenkenträger mit allerlei sachdienlichen Hinweisen, was den Bau angeht. Abgesehen von den an dieser Stelle schon vorgebrachten Bedenken bezüglich deutschen Genehmigungsgründlichkeit wiesen die Politiker vor Ort bei aller Freude auf ein paar Missstände hin, die so einen Bau durchaus erschweren könnten. So gäbe es im Umland des Ortes ungefähr nichts, was ernsthaft als Infrastruktur zu betrachten wäre und entsprechend schwer hätten es die angedachten 7.000 Mitarbeiter, zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Sollten sie alle in die Umgebung des Werkes ziehen, fehlten wiederum Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten, von Schulen und Kindergärten ganz zu schweigen. Und der Landschaftsschutz spricht auch noch ein Wörtchen mit. Es könnte durchaus sein, dass die Cowboys in Iowa eher ihren Cybertruck nebst Stromtankstelle bekommen, als Brandenburg ein Tesla-Werk.

Aber wir wollen hier nicht unnötig Sorgen verbreiten, sondern uns lieber den positiven Dingen widmen. Dazu bleiben wir auf dem Land, wechseln aber nach Großbritannien. Dort hat dieser Tage ein Gentleman namens Guy Martin einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Traktoren aufgestellt. Sein JCB Fasttrack walzte mit beachtlichen 218 km/h über die Straße und brauchte dazu lediglich die Kleinigkeit von 1.000 PS aus einem 7,2 Liter Diesel. Da hat dann auch so ein neumodischer amerikanischer Cybertruck das Nachsehen.

Genau, aber letztlich sinnlos nachgesehen haben unlängst auch die Ordnungshüter im nordrheinwestfälischen Balve. Ihr Blitzerfoto zeigte eine Mutter nebst Kinderwagen mit beachtlichen 61 km/h, allerdings ohne Nummernschild. Weil man auch bei dem VW Golf im Hintergrund des Bildes keine Nummer sieht, muss die Unschuldsvermutung greifen, und das Vergehen der rasenden Mutter bleibt wohl ungesühnt. Anders als die der E-Scooter-Ausleiher in Düsseldorf. Dort hat der Anbieter Lime nämlich die Faxen dicke und gibt jetzt jede Menge Buß- und Ordnungsgelder an die Kundschaft weiter, auf dass diese lerne, was man darf und was nicht. Da es um Geld geht, haben wir durchaus Hoffnung, dass sich ein Lerneffekt einstellt. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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