Neuheit

Sonst noch was? - Mit Geschmack und ohne - Hauptsache Zukunft

  • In AUTO
  • 12. Januar 2020, 09:18 Uhr
  • Günter Weigel/SP-X

Mit der CES startete diese Woche der Reigen der Autoveranstaltungen ins neue Jahrzehnt. Dabei ist die CES gar keine Automesse. Macht nichts. Ums fahren geht es in Zukunft ja auch nicht mehr.

Das Jahr ist noch jung und die Autowelt strotzt vor neuen Ideen. Wie diese Woche zu besichtigen auf der CES in Las Vegas. Das Kürzel CES steht bekanntlich für Consumer Electronics Show, also eigentlich das, was unsereins dann hinterher für den kurz- und mittelfristigen Bedarf an strombetriebener Unterhaltung erwirbt. Dazu zählen jede Menge smarte TVs, ebensolche Phones und allerlei mehr oder weniger nützliche Gadgets, die der moderne Mensch eben zu brauchen glaubt. Zu den Gadgets gehören neuerdings auch Autos. Also, genau genommen ist die CES ja schon seit ein paar Jahren der chipgewordene feuchte Traum von Auto-Marketingexperten und -entwicklern. Eigentlich dachten wir, der Trend wäre schon etwas abgeebbt, aber die diesjährige CES hat uns das Gegenteil gelehrt.

Wobei wir uns nicht so ganz sicher sind, was denn nun der nächste Trend in Sachen Auto und CES wird. Zunächst einmal verblüffte uns Sony - bekannt für schicke Fernseher und in grauer Vorzeit Erfinder des Walkman - mit einem Auto. Gut, man hat hier und da ein wenig Entwicklungsarbeit von Zulieferern wie ZF oder Bosch machen lassen, aber die Fernsehbauer können jetzt auch Autos. Vermutlich ist das eine Art Retourkutsche für die immer größer werdenden Display in modernen Autos, die ja letztlich nur zeigen, dass die Autobauer auch Fernseher können.

Letzteres bleibt ein wesentlicher Baustein für das Auto der Zukunft. Das soll schließlich alleine fahren und irgendwas muss der geneigte Passagier ja dann während der Fahrt treiben. Mangels anderer Ideen, so unterstellen es die Entwickler anscheinend, wird das fern sehen in mehr oder weniger interaktiver Form sein, also das, was man so im Büro auch treibt nur ohne Maus und Tastatur.

Für diese Zukunft hat Mercedes gemeinsam mit Hollywood-Regisseur James Cameron eine Studie entwickelt. Der Zukunftsflitzer sieht aus, wie sich der technikaffine Regisseur von heute ein Auto für die nicht mehr allzu weit entfernte Zukunft eben vorstellt. Wobei uns der AVTR eher an Autos erinnert, die sich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts fortschrittliche Entwickler für das Jahr 2000 erdacht haben. Die waren damals toll.

Aus Sicht des gereiften Jugendlichen rund fünf Jahrzehnte später stellt sich allerdings die Frage, was die Künstler uns mit einem Konzept wie dem AVTR sagen wollen. Wenn ich schon nicht selbst fahren kann, warum sollte ich mich dann in ein Gefährt hineinbücken wie in einen Sportwagen von gestern (also von heute)? Wenn sich das Auto, wie es sich für ein autonomes Fahrzeug gehört, brav an alle Regeln hält, warum muss es dann aussehen wie der Dienstwagen von Batman - nur vielleicht in elegant? Und wenn das Problem des Autos unter anderem der fehlende Platz in den Metropolen der Welt ist, scheint uns eine Designidee, es lang und flach zu machen, statt beispielsweise kurz und hoch, doch eher ganz knapp am Ziel vorbei.

Aber Design ist bekanntlich ein Thema, über das man sich, weil geschmacksgebunden, trefflich sinnlos streiten kann. Weshalb BMW bei seinem Konzept für die CES auf Design gleich ganz verzichtet und eine schlichte Sitzkiste hinstellt, die aber völlig vernetzt und mit einem riesigen Fernseher, pardon Display, daherkommt, der sich komplett über jenen Bereich erstreckt, der heute noch als Windschutzscheibe bekannt ist. Das ist so verblüffend konsequent, dass wir fast schon applaudieren wollten. Denkt man eine Stufe weiter, könnte der voll vernetzte Mensch derlei Kommunikation und entsprechende Arbeitsleistung auch ohne Mobilität von zu Hause erledigen. Aber vielleicht sind die Entwickler von BMW auch so clever, die Karossen künftiger Autos einfach als Hologramme auf die Straße zu beamen und so auf digitale Art aus Sitzkisten Autos zu generieren. Das Design kann man dann ganz nach Gusto selbst gestalten. Dann macht es unterwegs was her, ohne allzu viel Platz zu beanspruchen.  

Digital ist bekanntlich ohnehin in und spart mitunter Zeit und Geld. Das wiederum haben die Kollegen von Mercedes kurz vor Weihnachten bewiesen, indem sie die statische Präsentation des GLA kurzerhand ins Internet verlegten. Eine Viertelstunde Zugucken spart mehrere Stunden Reisen und wenn Autos in Zukunft immer virtueller werden, gibt es ja ohnehin wenig zum Anfassen. Also ab ins Netz.

Zugegeben, alles lässt sich auch beim Auto nicht virtuell erlebbar machen, weshalb so eine IAA auch im 21. Jahrhundert durchaus eine sinnvolle Idee sein kann. Weil ja gerade gerungen wird, wo denn die nächste dieser zeitlos schönen Ausstellungen moderner Mobilität stattfinden soll, hat sich nun auch München ins Gespräch gebracht. Logisch, die Spieler vom FC Bayern wollen eben mal direkt sehen, welche Dienstwagen sie nicht fahren können. Tatsächlich hat sich aber der Autoclub Mobil Deutschland e.V. mit Sitz in München unter Berufung auf eine Umfrage vehement für die Isarmetropole ausgesprochen. Begründung: Münchner lieben ihr Auto. Also wenn das kein handfestes Argument ist, wissen wir auch nicht weiter. Aber wir denken nochmal drüber nach. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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