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Sonst noch was? - Vom Glauben

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  • 9. Februar 2020, 10:42 Uhr
  • Peter Eck/SP-X

,,Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, obwohl ich ein Paar Unterhosen zum Wechseln mitnehmen werde', hat angeblich Woody Allen mal gesagt. Womit wir ein weiteres Mal sehr geschickt zu unserem Thema der Woche gefunden haben: dem Glauben. Und damit geht es natürlicherweise gleichzeitig auch um Unglauben und um Wissen. Unter den ganz großen Themen machen wir es halt nicht.

Vom Glauben wissen wir ja, dass er es zwar einerseits in der modernen Gesellschaft immer schwerer hat, andererseits aber immer noch Berge versetzen können soll. Tja, da kenne sich einer noch aus. Auch in unserer geliebten Mobilitätsbranche spielen Glaube oder auch Unglaube übrigens eine wichtige Rolle, meist handelt sich dabei aber nur um zwei Seiten des gleichen Themas.

So lasen wir diese Woche offiziell, was schon länger kolportiert wurde: Mercedes stellt die X-Klasse ein. Wenn Sie sich nun fragen: Ich kenne A-, C- oder S-Klasse - aber was zum Teufel ist denn eine X-Klasse, dann sind Sie praktisch schon zum Kern des Problems vorgedrungen. Jene wird nämlich wegen anhaltender Erfolglosigkeit eingestellt. Was das jetzt mit Glauben zu tun hat? Nun, die Manager glaubten halt ganz fest auch gegen warnende Stimmen an den Erfolg des Fahrzeugs, weil es halt ein Mercedes ist. Oder anders gesagt hatten Sie einen ganz starken Unglauben, dass ein solches Nissan- bzw. Renault-Derivat kein Erfolg werden könnte.

Stark ist derzeit auch der Glaube in aktuell immer noch drei Städten, man könne Ausrichter der nächsten IAA werden. Eine Umfrage ergab diese Woche, dass die Menschen München ganz toll finden würden, also zumindest 31 Prozent der Befragten. 20 Prozent setzen auf die Hauptstadt, 17 Prozent auf Hamburg. Keine wirklich überzeugenden Zahlen. Der tatsächliche Gewinner dieser Umfrage ist dann auch die allseits bekannte und beliebte Metropole ,,Weiß nicht", auf die ja, wenn wir richtig nachgerechnet haben, 32 Prozent der Stimmen entfallen sind. Also, liebe Mobilitätsindustrie, wir glauben ab sofort an unseren neuen Favoriten ,,Weiß nicht" bzw. an ,,Keine Ahnung" oder ,,Interessiert mich nicht", wie der Geheimtipp von seinen Fans auch liebevoll genannt wird.

Wer übrigens glaubt oder geglaubt hat, unser Lieblingsautohersteller Tesla wäre was ganz Besonderes, wurde diese Woche (ein weiteres Mal) enttäuscht. Nachdem sich schon vor einiger Zeit die kostenlosen Schnell-Ladestationen als relativ kurzzeitiger Marketing-Gag entpuppt hatten, führt die Marke nun auch eine Kilometerbegrenzung für die Garantie der Akkus ein. Acht Jahre gibt es weiterhin, aber - zum Beispiel beim Model 3 - nur noch für maximal 160.000 bis 192.000 Kilometer, je nach Akku-Größe. Apropos Größe: Tesla war im vergangenen Jahr der größte E-Auto-Produzent der Welt. Mit zunehmendem Erfolg und den sich daraus ergebenden Zwängen wird aus den Amis nach und nach ein ganz normaler, scharf rechnender Autohersteller. Das glauben wir übrigens nicht nur, das glauben wir sogar zu wissen.

Mit dem Wissen ist es letztlich ja genauso eine Sache wie mit dem Glauben. So glauben zum Beispiel laut einer Umfrage 31 Prozent der deutschen Autofahrer zu wissen, dass man verpflichtet ist, Pannenhilfe zu leisten. Was einerseits einfach nicht stimmt und sich andererseits auch überhaupt nicht mit unseren praktischen Pannen-Erfahrungen deckt. Denn dann müsste ja tatsächlich ungefähr jeder Dritte vorbeifahrende Autofahrer und sei es auch nur aus Angst vor einer Strafe wegen unterlassender Hilfeleistung eben jene Hilfe anbieten. Die tatsächliche Anzahl solch netter Mitmenschen tendiert allerdings erfahrungsgemäß eher gegen null. Wir folgern: Entweder ist die Umfrage quatsch oder uns fehlt der rechte Glaube an eben jene Mitmenschen.

Geglaubt haben wir bislang auch, dass man sowohl an Autobahnraststätten wie auch an den sogenannten Autohöfen links und rechts der deutschen Highways eher nur im absoluten Notfall seinen Hunger stillen sollte. Bis wir diese Woche das Ergebnis einer Art Abstimmung lasen, bei der die Nutzer der App einer einschlägigen Fachzeitschrift, also vermutlich überwiegend Trucker, die besten Autohöfe kürten. Da wir nicht so vermessen sind anzunehmen, dass da sowieso nur das relativ beste Schweineschnitzel mit Pommes rot/weiß gekürt wurde, sondern unsere Asphalt-Profis allein schon aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung genau wissen, wo es schmeckt und wo es sauber ist, waren wir auf das Ergebnis durchaus neugierig. Warum, so dachten wir uns, den Sieger nicht aufsuchen, wenn wir mal zufällig in der Nähe sind? Jener Sieger-Hof liegt allerdings in Windischeschenbach, wenn wir uns das jetzt richtig gemerkt und ebenso richtig geschrieben haben. Und nun wissen wir nicht nur nicht, wo das liegt, sondern glauben auch, dass wir da wohl auch nicht so schnell zufällig vorbeikommen werden.

Manche Dinge müssen aber auch einfach nicht sein, manche Ideen etwa sollten vielleicht sogar schnell wieder in der Schublade des Schweigens verschwinden. Zum Beispiel jener Prototyp einer sogenannten Emoji-Jacke für Biker, die dieser Tage von Ford vorgestellt wurde. Hier ist wohl auf dem Rücken der Jacke - und damit des Bikers - eine LED-Matrix angebracht, die nützliche oder freundliche Zeichen an die hintere Umgebung abgeben kann. Zum Beispiel einen Abbiegepfeil, ein Warndreieck oder einen Smiley. Ach wie süß! Wir hätten uns echt auf eine Markteinführung gefreut und auf die ersten Verbesserungen durch Jacken-Tuner oder begabte Heimwerker: eine böse Fratze, der gereckte Mittelfinger oder ein knackiges Schimpfwort hätten unsere Verkehrs-Miteinander sicher nochmals deutlich belebt und bereichert. Aber ach, die Emoji-Jacke bleibt wohl ein Einzelstück. Bei nochmaligem Nachdenken glauben wir: Das ist sicher die beste Idee an dieser Idee. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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