Held der Strtaße des Jahres 2019

,,Held der Straße 2019" blieb 90 Minuten unter der Haube

Im November 2019 wurde Herbert Hertwig als ,,Held der Straße des Monats" ausgezeichnet. Gestern wurde der Olsberger nun in Berlin von den Trägern der Aktion - Goodyear und dem Automobilclub von Deutschland (AvD) - zum ,,Held der Straße des Jahres 2019" ernannt. Die Auszeichnung wurde im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Gegenwart des Verkehrsministers Andreas Scheuer (CSU) ausgezeichnet. Neben der Auszeichnung erhält Herbert Hertwig einen Shopping-Gutschein im Wert von 5000 Euro.

Herbert Hertwig war auf spektakuläre Weise einem eingeklemmten Lkw-Fahrer zu Hilfe gekommen. Ohne zu zögern drang er über den Motorraum des Lastwagens zu dem Verunglückten vor und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die eineinhalbstündige komplizierte Bergung gelang. Herbert Hertwig war am 11. März 2019 gegen neun Uhr früh mit seinem Fahrzeug auf der A 44 bei Werl unterwegs. Hier ist seine Geschichte:

,,Ich musste das Tempo immer weiter reduzieren, da kam von der rechten Spur ein weißer Lkw wortwörtlich herangeflogen", beschreibt der Rentner die Ausgangslage. Der weiße Lkw war von einem grünen Lastwagen aus den Niederlanden getroffen worden, der auf das Stauende aufgefahren war. In einer Kettenreaktion waren auch ein weiterer Lkw und ein Kleintransporter getroffen worden. ,,Alle Fahrzeuge standen, ich zog die Handbremse und machte mich sofort auf den Weg zur Unfallstelle. Wer braucht jetzt am meisten meine Hilfe?" Hertwig rannte zu dem stark deformierten und qualmenden grünen Lkw."

Dort angekommen, realisierte der 62-Jährige schnell, dass sowohl die Fahrer- als auch die Beifahrertür nicht mehr zu öffnen waren. Kurzerhand drang er über den immer noch qualmenden Motorraum zu dem Verunfallten vor. ,,Mit dem Kopf voran bin ich da durch, das ging mit meiner schlanken Statur gerade so", schildert Herbert Hertwig die ungewöhnliche Situation: ,,Der Fahrer sah wirklich schlecht aus, er war blutüberströmt, aber noch bei Bewusstsein und halbwegs ansprechbar. Ich musste also schnell etwas tun. Ich fand in einer Tasche auf der Beifahrerseite etwas Wäsche. Mit dieser tupfte ich ihn ab, um zu schauen, ob er nicht etwa heftig aus einer Schlagader blutete. Das tat er nicht, jedoch konnte ich nicht seine Beine anschauen, denn die waren unerreichbar eingeklemmt. Ich machte ihm laut klar: ,Du brauchst dich um nichts zu kümmern, ich mache das! Was tut dir weh?'" Der Niederländer gab dem Sauerländer zu verstehen, dass seine Beine sehr schmerzten und ihm kalt sei. ,,Es war tatsächlich sehr kalt an diesem Morgen. Ich fand in der Kabine einen Schlafsack, mit dem packte ich den Mann ein. Seine Rückenlehne konnte ich auch etwas zurückklappen. Ansonsten hielt ich ihn wach und versicherte ihm: ,Alles gut, Hilfe ist alarmiert!'"

Nach circa zehn Minuten trafen die Einsatzkräfte ein, der Notarzt staunte nicht schlecht über den Ersthelfer: ,,Wie sind sie denn da reingekommen?" Für den Notarzt wurde ein Gerüst aufgebaut, um ihm den Sichtkontakt auf den Verletzten auf Höhe der Frontscheibe zu ermöglichen. ,,Dann wollte der Arzt wissen, ob der Verunfallte irgendwelche Medikamente nimmt", erklärt der Olsberger: ,,Ich hatte natürlich keine Ahnung, denn ich kannte ihn ja selbst nicht. Ich konnte jedoch in seiner Tasche ein Dokument finden, auf dem ein Medikament notiert war. Zusammen wurde ein Zugang gelegt und ich musste dann dem Verletzten auf Anweisung des Arztes Morphium spritzen. Das war für mich kein großes Problem, denn ich habe Pferde, denen ich auch schon einmal eine Spritze geben musste."

Der Notarzt überwachte den Niederländer anschließend noch mit angeschlossenen Geräten. Schließlich traf noch eine Spezial-Einsatzkraft mit Helm und Schutzbrille ein. ,,Dieser vollausgerüstete Mann gab mir den Auftrag, die beschädigte Elektronik im Führerhaus zu entfernen, also habe ich mich an die Geräte auf der Beifahrerseite gemacht und sie mit einem Seitenschneider abgeklemmt. Wahrscheinlich ging es dabei um die Gefahr durch Elektronik und austretende Flüssigkeiten", so der gelernte Schreiner: ,,Die Feuerwehr rückte nun an und entfernte die Fahrertür mit einer Hydraulikschere. Mit vereinten Kräften konnten wir den Mann vorsichtig aus der Kabine nach unten befördern. Der Feuerwehr-Einsatzleiter dankte mir und fragte wie es mir überhaupt geht. Ich sagte: ,Gut, mir ist nur etwas kalt.'"

,,Ein äußerst bemerkenswerter Fall von Erster Hilfe", so Jürgen Titz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH: ,,Herbert Hertwig hat unglaublich selbstlos gehandelt und diese schwierige Bergungsaktion maßgeblich unterstützt. Sein Mut sowie sein Durchhaltevermögen haben absoluten Vorbildcharakter."

Goodyear und der AvD engagieren sich seit über zehn Jahren mit der Aktion ,,Held der Straße" für mehr Verkehrssicherheit. Gemeinsam mit dem Magazin ,,Trucker" werden Monat für Monat selbstlose Heldinnen und Helden gesucht, die durch ihr beispielhaftes Handeln Leben gerettet oder Unfallfolgen gemildert haben. Der aktuelle Jahresheld Herbert Hertwig wurde von der Jury aus den insgesamt elf Monatshelden 2019 ausgewählt.

,,Der Fall des aktuellen Jahreshelden ist sicherlich ein besonders spektakulärer. In vielen Situationen können jedoch auch schon kleine Handlungen von Ersthelfern Leben retten", betonte Jürgen Titz: ,,Das Projekt Held der Straße zeigt verschiedene Beispiele von Erster Hilfe im Straßenverkehr auf und soll jeden ermutigen, im Ernstfall zu reagieren." (ampnet/Sm)


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