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Panorama: ,,The Arsenale" in Miami - Spielzeugladen für große Jungs mit dicken Taschen

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  • 1. März 2020, 13:18 Uhr
  • Benjamin Bessinger/SP-X

Wer sagt denn, dass Spielwarenläden nur was für kleine Kinder sind. Bei ,,The Arsenale' kommen auch große Jungs auf ihre Kosten. Wobei man das durchaus wörtlich nehmen kann.

Normalerweise kauft man hier Kunst oder zumindest teure Klamotten. Denn seit ein paar Jahren ziehen sich durch Art District so ziemlich die angesagtesten Shopping-Straßen Miamis. Doch einer wie Philippe Combers hat hier noch gefehlt. Denn wer sich weder für Graffiti-Künstler wie Futura erwärmen kann, noch für Modelabel wie Chanel oder Gucci, der wird vielleicht bei dem smarten Franzosen fündig: Seit ein paar Monaten betreibt er direkt neben dem Kunstmuseum eine von zwei realen Filialen der Online-Plattform ,,The Arsenale", die vom U-Boot bis zum Robo-Racer vor allem Gadgets verkauft, von dem man bis vor kurzem gar nicht dachte, dass es sie überhaupt geben könnte. Für die einen ist sein Laden deshalb ein Panoptikum und steht den Museen hier im Stadtviertel in nichts nach. Aber weil an jedem Objekt statt ,,Please don't touch" ein Preisschild klebt, ist ,,The Arsenale" für die- anderen einfach nur ein schräger Spielwarenladen, in dem vor allem große Jungs ihr Glück finden. Zumindest wenn sie - und auch das ist typisch für diese aufstrebende Gegend - hinreichend tiefe Taschen haben.,,Wir sind mittlerweile längst Nomaden geworden. Mobilität bewegt uns deshalb alle - im wörtlichen, wie im übertragenen Sinne", sagt Combers: ,,Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, diese Faszination mit den feinsten und kühnsten Objekten zu schüren." Und weil Combers gerne groß denkt, beschränkt er sich dabei nicht auf Autos und Motorräder. ,,Unsere Produktpalette bedient vier Universen: Das Wasser, die Luft, die Erde und alles, was es darüber hinaus noch geben sollte."In seinem Showroom mit den nackten Betonwänden und dem glanzpolierten Estrich-Boden stehen deshalb nicht allein ein Fiat 500, den Agnelli-Erbe Lapo Elkan persönlich veredelt hat, oder ein Robo-Racer in der Größe eines Formel1-Rennwagens, wie er bei virtuellen Weltmeisterschaften eingesetzt wird, Fahr- und Motorräder, Skateboards sowie natürlich ein paar Ständer mit den obligatorischen T-Shirts und überteuerten Baseballcaps für 50 Dollar aufwärts. Sondern Combers betreibt den wahrscheinlich einzigen Laden in Miami wenn nicht gar in den gesamten USA, in dem man auch ein U-Boot kaufen kann. Und dass sie hier keine Rakete und keinen Learjet ausstellen, liegt nur an den beschränkten Platzverhältnissen. Spätestens im Online-Katalog werden auch solche Mobilitätsbedürfnisse befriedigt. Und in Macao, wo Combers mit seinem Kompagnon und Firmengründer Patrice Miegmien eine zweite, zehnmal größere Filiale betreibt, kann man sogar Mondstaub kaufen.Was ,,The Arsenale" anbietet, das wählen Combers und Miegmien sehr sorgfältig aus. Aber in den meisten Fällen ist das ausgesprochen simpel. Denn das Gros der Waren wird eigens für ihren Handel produziert. Denn genau das ist die Idee hinter dem Projekt, das vor drei Jahren ins Rollen kam. ,,Es gibt hunderte faszinierende Tüftler da draußen, die aber wenige Ahnung vom Marketing haben", hat Combers gelernt. ,,Und was nutzt es dem Erfinder, wenn er ein Jahr lang an einem Motorrad oder einem Roboter-Rennwagen baut, den er dann nicht verkaufen kann." Combers räumt dagegen zwar bereitwillig ein, dass er keine Ahnung von Technik hat. Aber wer über die Website von ,,The Arsenale" surft oder in seinen Showroom in Miami kommt, der zweifelt nicht daran, dass der Franzose ein guter Verkäufer ist: ,,Wir bieten den Erfindern die richtige Plattform für ihre Produkte und bringen sie entsprechend groß raus."Wobei das mit dem groß herausbringen natürlich eine Frage des Maßstabs ist. Manche Motorräder verkaufen sie zwar dutzendfach und ihr absoluter Bestseller, ein 650 Dollar teurer Scuba-Scooter, der Taucher durchs Wasser zieht, kommt allein in Miami auf mehrere hundert Verkäufe. Doch das U-Boot ist genau wie der Robo-Racer erstmal ein Einzelstück.Kunst oder Kommerz? Nirgendwo hier im Art District ist diese Frage so schwer zu beantworten wie bei Philippe Combers in ,,The Arsenale". Denn natürlich sind die Männer-Spielsachen in seinem Showroom alle mit kommerzieller Absicht entwickelt worden. Aber jemanden eine Million Dollar für ein ferngesteuertes Auto oder 2,5 Millionen für einen tiefseetauglichen Kaugummi-Automaten aus dem Kreuz zu leiern - das ist schon eine Kunst.

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