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Eistanz auf Reifen

Der weltweit nördlichst angesiedelte Reifenhersteller Nokian weiß, dass fast 60 Prozent der befragten Autofahrer aus Mitteleuropa spezialisierte Winterreifen für die wichtigste Sicherheitsausrüstung in den Wintermonaten halten. Deshalb führen die Finnen mit dem Snowproof P jetzt einen neuen UHP-Reifen (Ultra High Performance) für den Winter in Mitteleuropa ein, mit dem Autoreisen an jedem Tag im Winter sicher und vorhersehbar sein sollen.


Der zurückliegende Winter war der mildeste seit Menschengedenken. Doch immer wieder sorgten zwischendurch plötzlich auftretende heftige Schneefälle oder Eisregen für böse Überraschungen. Ein mittlerweile ebenso typisches wie tückisches Phänomen.

Damit die Fahrt im Auto unter diesen Bedingungen nicht ein jähes Ende nimmt, müssen sich Autofahrer auf ihre Reifen verlassen können. Der weltweit nördlichst angesiedelte Reifenhersteller Nokian weiß, dass fast 60 Prozent der befragten Autofahrer aus Mitteleuropa spezialisierte Winterreifen für die wichtigste Sicherheitsausrüstung eines Autos in den Wintermonaten halten. Deshalb führen die Finnen mit dem Snowproof P jetzt einen neuen UHP-Reifen (Ultra High Performance) für den Winter in Mitteleuropa ein, mit dem Autoreisen an jedem Tag im Winter sicher und vorhersehbar sein sollen.

Mit einer 120-jährigen Firmengeschichte zählt Nokian Tyres zu den traditionsreichen Premium-Reifenherstellern. 1932 begann die Produktion von Reifen für Personenkraftwagen, 1934 erfanden die Finnen mit dem Hakkapeliitta-Reifen den ersten Winterreifen überhaupt.

Produziert werden die Pneus, die praktisch weltweit erhältlich sind und auf die spezifischen Anforderungen der Region abgestellt sind, in einem Werk im finnischen Nokia und einem in der Nähe von Sankt Petersburg, dem größten Reifenwerk in Russland. Ab Ende 2020 wird das dritte Reifenwerk in Dayton im US-Bundesstaat Tennessee die reguläre Serienfertigung aufnehmen.

Im "Ivalo Testing Center" von Nokian Tyres in dem gleichnamigen Ort mit dem nördlichsten Verkehrsflughafen Finnlands werden die Reifen auf Herz und Nieren geprüft. 300 Kilometer nördlich des Polarkreises erstreckt sich dieses Mitte der 1980er erschlossene, mehr als 700 Hektar große Gelände mit mehr als 100 Kilometern Teststrecken. Jährlich legen die Testfahrer, die gleichzeitig in die Entwicklung involviert sind, über 40.000 Kilometer in mehr als 20.000 Testzyklen zurück. In dem auch "Weiße Hölle" genannten Testgelände garantieren mehr als 200 Tage mit Frosttemperaturen erstklassige Testbedingungen.

"Die größte Veränderung unseres neuen Snowproof P im Vergleich zum Vorgängerreifen, dem Nokian WR A4, ist im Reifenprofil zu sehen", erläutert Matti Morri bei der Vorstellung des neuen Reifens auf dem Testgelände. Nokian, was auf finnisch soviel heißt wie "die aus Nokia", hat sich weg von einem asymetrischen hin zu einem laufrichtungsabhängigen und symetrischen Laufflächenprofil entschieden.

Funktionelle Quer- und Längsrillen maximieren die Kontaktfläche zwischen Reifen und Straße, was die Haftung und Lenkpräzision verbessert. Eine dichte Lamellierung und verbundene Rillen sollen helfen, Wasser und Schneematsch zwischen dem Reifen und der Straße effektiv zu verdrängen. Polierte Rillen beschleunigen außerdem das Entfernen von Wasser und unterstützen den Fahrer bei Regen.

Auf dem mächtig dick zugefrorenen See in der "Weißen Hölle" bitten wir einen mit den neuen Nokian-Schuhen bestückten Audi RS4 jetzt zum Schneewalzer. Auf dem Handling Parcours bringen die 420 PS Leistung alleine nichts. Um geschmeidig und zügig voranzukommen, braucht es viel Gefühl auf dem harschen Schnee, unter dem es jetzt in der Sonne verdächtig glitzert.

An den richtigen Stellen einlenken, scharf bremsen, ein kräftiger Druck mit dem rechten Fuß und der Tanz auf dem Eis beginnt. Schneekrallen zwischen den Profilblöcken und in den Schulterbereichen des Snowproof P sorgen für eine ausgewogene Haftung, insbesondere beim Bremsen und Beschleunigen.

"Ein wenig Spaß muss sein", sagt Instruktor Kari und lässt der Physik nach einem Druck auf den ESP-Knopf erst mal freien Lauf. Für einen Moment verlieren Reifen und auch Fahrer ihren Halt, aber wie sollten sie ihn auch behalten, wenn der Untergrund spiegelblank ist? Nur das Zusammenwirken von Elektronik und Gummi kann Sicherheit in solchen extremen Situationen bieten.

Wie viel Sicherheit ein Winterreifen auf so tückischem Untergrund bietet, zeigt der Testlauf mit drei identisch motorisierten VW Golf, bestückt mit unterschiedlichen Sätzen von Nokian-Reifen: einem Satz Sommerreifen und den beiden Winterreifen Hakkapeliitta R3 und dem Snowproof P. Schon nach den ersten Metern auf dem Slalom wird klar, wie sehr Reifen das Fahrgefühl komplett verändern können. Mit den beiden Winterreifen beschleunigt der Golf ruhig, lässt sich präzise um die Stangen zirkeln und wirkt auch bei Beschleunigung und starkem Bremsen immer gut beherrschbar. Mit den Sommerreifen gerät unser Testfahrzeug trotz ESP schnell in hilfloses und unkontrollierbares Driften, obwohl der Tacho höchstens 40 km/h anzeigt.

Der ab Herbst 2020 erhältliche Nokian Snowproof P wird in den Geschwindigkeitskategorien H (210 km/h), V (240 km/h) und W (270 km/h) mit Größen von 17 bis 21 Zoll angeboten.

Solveig Grewe / mid

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