Motorrad

Fahrbericht: Emco Nova R 3000 - Leise Klassik

  • In MOTORRAD
  • 7. April 2020, 09:23 Uhr
  • Thilo Kozik/SP-X

An der klassischen Form eines Rollers kommen auch Pioniere der elektrischen Mobilität auf zwei Rädern nicht vorbei. Am Produktionsort China wohl auchnicht. Das macht aber nichts

Emco aus Lingen im Emsland gehört hierzulande zu den Pionieren in Sachen Elektro-Roller, obwohl das völlig fachfremd erscheint: Das Unternehmen hat sich einen Namen bei Badausstattungen gemacht. Doch der 2015 verstorbene Inhaber Harald Müller hatte die Idee zur elektrifizierten urbanen Mobilität von einer seiner Dienstreisen nach China mitgebracht. Heute stammen die Novi, Novanti und Nova genannten Fahrzeuge zwar immer noch auch China, werden aber nicht bei dortigen Produzenten, sondern im eigenen chinesischen Emco-Werk gefertigt.Diese Vorgehensweise sieht man den Produkten durchaus an, so weist der Nova R 3000 eine hohe Verarbeitungsqualität auf.Die Kunststoff-Verkleidungsteile passen sauber zusammen, da knarzt und quietscht nichts. Schalter und Armaturen machen einen gefälligen Eindruck und lassen sich exakt bedienen, lediglich die langgezogene Sitzbank hinterlässt mit dem schlecht rastenden Verschluss einen hemdsärmeligen Eindruck.Insgesamt weckt der Nova mit seinen runden, geschwungenen Formen Erinnerungen an die 1960er-Jahre, passend in Grau, Rot oder Mintgrün lackiert. Kunststoff in Chromoptik um Blinkergläser und Scheinwerfer wie an den Spiegeln tragen ihren Teil ebenso dazu bei wie die langgestreckte Silhouette mit großem Frontschild. Traditionell und gut sind das tiefe, flache Kunststoff-Trittbrett und niedrige 76, Zentimeter Polsterhöhe,die großzügige Platzverhältnisse und eine aufrechte Fahrerhaltung ermöglichen.Wird der Schlüssel ins Schloss gesteckt, leuchten auf dem LC-Display die Hinweise für den Ladezustand der Batterie, die Geschwindigkeits- und die Kilometeranzeige auf. Dann heißt es einfach Gas geben und los geht es.Das sogar mit Schmackes. Nach einem kurzen Ruckversetzt der Gleichstrommotor im Hinterrad den Nova in Bewegung, schnell ist die erlaubte Geschwindigkeit von 45 km/h erreicht - bei Windunterstützung sogar ein bisschen mehr. An der Ampel nutzt der nostalgisch wirkende Roller die Vorzüge der direkten Kraftübertragung und hängt Verbrenner-Scooter locker ab. Das funktioniert vor allem im Wheely-Modus, dem stärksten der vier möglichen Fahrmodi Eco, Custom, Power und Wheely. Selbst an Steigungen geht der Emco nicht in die Knie und rauscht locker mit Topspeednach oben.Zumindest solange die Batterie ausreichend geladen ist, denn halbvoll reduziert der Antrieb selbsttätig seine Dynamik.Leider lassen sich die Fahrmodi nicht direkt am Roller einstellen, sie können nur bei Stillstand über eine Smartphone-App gewechselt werden. Dafür zeigt die App auch die Restreichweite an, während im Cockpit nur der Ladezustand der Akkus über ein Balkendiagramm ablesbar ist.  Der Nova wird in zwei Basis-Konfigurationen angeboten: mit 28 Ah-Akku für eine Reichweite bis 50 Kilometer (4.049 Euro) und mit 37 Ah für bis zu 65 Kilometer Aktionsradius (4.299 Euro).Bei beidenlässt sich ein zweiter Akku zum Preis von 1.100 Euro implantieren, was die jeweilige Reichweite verdoppelt. Im moderat-dynamischen Power-Modus kamder 37 Ah-Nova bei Berg- und Talfahrt und 100 Kilogramm Beladung exakt 38 Kilometer weit.Eine komplett leere Batterie ist nach etwa 2,5 Stunden wieder voll, das ist im Vergleich zu anderen Elektrikern vergleichsweise kurz. Mit knapp 90 Kilogramm inklusive einem Akku ist der Nova ein Leichtgewicht, was zusammen mit den kleinen 10-Zoll-Rädern das Handling zum Kinderspiel macht. Die beiden klassischen Kurzschwingen vorn und zwei Federbeine im Heck sorgen dafür, dass die Fuhre dennoch nicht kippelig oder trotz der geringen Federwege unkomfortabel wird. Erst bei groben Unebenheiten stoßen die Dämpfer an ihre Grenzen. Unerwartet bissig agiert die vordere Scheibenbremse, während das hintere Pendant dagegen zahnlos wirkt. So klassisch der Nova auf den ersten Blick daher kommt, so modern präsentiert er sich bei näherem Hinsehen. Die Beleuchtung ist mit LED-Technik an Rücklicht, Blinker und Scheinwerfer auf der Höhe der Zeit wie auch das LCD-Instrument und die Smartphone-Konnektivität. Dazu gibt's ein praktisches Staufächlein auf der rechten ,,Backe", wie die Hinterradabdeckung seit Erfindung des Rollers durch Vespa genannt wird. Wer einen klassischen E-Scooter mit moderner Technik sucht, macht mit dem Emco Nova R 3000 nicht viel falsch, der mit 4.049 Euro im unteren mittleren Preissegment elektrifizierter Klassikroller rangiert.

Technische Daten Emco Nova R3000Motor:  luftgekühlter bürstenloser Gleichstrommotor, 3 kW/4,1 PS, 180 Nm; Radnaben-Direktantrieb; Lithium-Ionen-Akku, 37 Ah.Fahrwerk: Stahlrohrrahmen, zwei Kurzschwingen vorne, 6 cm Federweg; Stahl-Zweiarmschwinge hinten, zwei Federbeine, Vorspannung manuell einstellbar, 3 cm Federweg; Pressstahlräder; Reifen 3.50-10 (vorne und hinten). 18 cm Einscheibenbremse vorne und hinten.Maße und Gewichte: Radstand 1,39 m, Sitzhöhe 76 cm, Gewicht fahrfertig 89 kg.Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 45 km/h, Reichweite Hersteller: 65 Kilometer, Reichweite Test: 38 Kilometer (je 1 Akku).Preis: ab 4.049 Euro inkl. Nebenkosten.

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