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Vorstellung BMW 4er: Nase vorn

Kontroversen sind dem Design von BMW nicht fremd, seit vor knapp 20 Jahren der berüchtigte, von Chris Bangle und Adrian van Hooydonck gezeichnete 7er vorgestellt wurde. Und auch der "Turnschuh" Z3 Coupé oder der elektrische i3 lösten bei Fans der Marke Diskussionen aus. Mit dem neuen 4er-Coupé steht die BMW-Welt jetzt wieder vor einem ähnlichen Ereignis: Seitdem die ersten Fotos des sportlichen Zweitürers durchgesickert sind, tobt die Diskussion in den Online-Foren.


Dabei avanciert eine historische Referenz zum Stein des Anstoßes: Die Bayern haben die Frontpartie mit zwei vertikalen Nieren akzentuiert, die von den Vorkriegsmodellen der Marke inspiriert sind, aber auch nach dem Krieg immer wieder auftauchten. Am nächsten kommt der neuer 4er dabei der 1965 vorgestellten Baureihe 2000 C/CA/CS, die später zum deutlich maskulineren und aggressiveren E9 mutierte.

Da die Erörterung von Designfragen vom persönlichen Geschmack abhängig ist, sei hier nur so viel verraten: Die vertikalen Nieren sehen in der Realität bei weitem nicht so dominant aus wie auf einigen Fotos - vor allem jenen, die aus der Froschperspektive aufgenommen wurden. Sie heben den 4er überdies deutlich vom 3er ab, von dem der 4er direkt abgeleitet ist. Der Gesamteindruck des Coupés ist der eines sehr klar und reduziert gestalteten Fahrzeugs mit klassischen Proportionen.

Das vorläufige Spitzenmodell M440i sowie der 2021 nachfolgende M440d zeichnen sich dabei durch Zierelemente in dem ins kupferne tendierenden ,,Ceriumgrau" aus, das seit einiger Zeit die unterhalb der echten M-Modelle positionierten ,,M-Performance"-Modelle schmückt. Auch die Nieren werden dieser Behandlung unterzogen - es sei denn, der Kunde entscheidet sich für die ,,Shadow Line" - ursprünglich mattschwarz, seit vielen Jahren jedoch in Hochglanz ausgeführt. Allen 4ern gemein ist grobmaschiger Dekor im Kühlergrill; vertikale Streben hätten nach Auskunft von BMW zu konservativ ausgesehen.

Wie funktionell das Design des 4er Coupé ist, beweist der Luftwiderstandsbeiwert von lediglich 0,25. Übrigens ist das Auto in jeder Dimension leicht gewachsen, und das bedeutet mehr Platz für Passagiere und Gepäck. Die Rücksitze sind auch für längere Reisen geeignet, es gibt viel Beinfreiheit, die Kopffreiheit ist im Vergleich zum 3er allerdings eingeschränkt.

Dabei sitzt man im 4er ohnehin tiefer als im 3er, der Fahrer blickt allerdings auf das gleiche Armaturenbrett. Dabei handelt es sich um ein bewährtes, aber nicht besonders zukunftweisendes Design - und die Abdeckung in der Mittelkonsole sieht zwar gut aus, fühlt sich aber nicht sehr hochwertig an. Perfektionisten werden es übrigens begrüßen, dass die Darstellung des Fahrzeugs im Infotainment-System jetzt die tatsächliche Farbe abbildet - wie in einem Tesla.

Zum Marktstart steht bereits eine Reihe interessanter Motoren zur Verfügung. Die Palette von Ottomotoren umfasst den 184 PS starken 2,0-Liter-Vierzylinder im 420i; der gleiche Motor leistet im 430i 258 PS, während der M440i mit 374 PS starken 3,0-Liter-Reihen-Sechszylinder und 48-Volt-Hybridisierung als Spitzenmodell fungiert.

Bei den Selbstzündern gibt es zunächst den 190 PS starken 420d mit 2,0-Liter-Vierzylinder; 2021 folgen mit dem 286 PS starken 430d und dem 340 PS starken M440d zwei Varianten mit 3,0-Liter-Reihen-Sechszylinder. Alle Sechszylinder kommen mit Allradantrieb, beim 420d gibt es ihn gegen Aufpreis. Prinzipiell ist der 4er ein Hecktriebler; dieser Standardantrieb sorgt für maximalen Komfort und eine Lenkung ohne Antriebseinflüsse.

Eine Handschaltung gibt es leider nicht mehr; alle 4er sind mit einer von ZF zugelieferten, schnell schaltenden Acht-Gang-Automatik ausgerüstet. Lediglich das kommende Spitzenmodell M4 soll es wieder mit manueller Schaltung geben.

Mit seiner breiten Spur, einem niedrigeren Schwerpunkt und der perfekten Gewichtsverteilung von 50:50 hat der 4er kein Problem damit, seine Kraft auf den Boden zu bringen; wir konnten uns bereits Ende April bei einer Corona-konformen Testfahrt in Oberbayern davon überzeugen.

Wenn es im Sommer auf den Markt kommt, wird das 4er Coupé mit dem Audi A5, dem Lexus RC und den Coupé-Versionen von Mercedes-Benz C-Klasse und E-Klasse konkurrieren. Doch die Baureihe wird wachsen: Nicht nur um den M4, sondern auch um das 4er Cabriolet, das sein Metallklappdach zugunsten eines Stoffdachs verliert, sowie um eine Stufenhecklimousine mit großer Heckklappe namens 4er Gran Coupé.

Reichlich Gesprächsstoff also für die Fans der Marke. Von der Doppelniere ganz abgesehen. (ampnet/jm)

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