Gebrauchtwagen

Gebrauchtwagen-Check: Opel Karl - Solide, aber neigt zu Inkontinenz

Kleinstwagen sind als Gebrauchte recht teuer. Da macht auch der Opel Karl keine Ausnahme. 

 Opel-Modellen, die auf den Vornamen eines der Mitglieder der Gründungsfamilie hören, ist kein dauerhafter Erfolg gegönnt. Wie der kleine Lifestyle-Flitzer Adam musste auch der Kleinstwagen Karl, der wie sein Schwestermodell Chevrolet Spark in Korea produziert wurde, einen Rückzieher machen. Unter den neuen PSA-Eigentümer-Verhältnissen ist kein Platz für die Überbleibsel aus GM-Zeit. Also hieß es für den 2015 gestarteten Opel Karlbereits nach einem kurzen Gastspiel im Jahr 2019: Adieu.

Karosserie und Innenraum: Mit einer Länge von 3,68 Metern reiht sich der Karl in die Riege von VW Up, Peugeot 108, Renault Twingo oder Hyundai i10 ein. Er kommt immer als Fünftürer vorgefahren. Den Karl gibt es mit einer zwei- oder dreisitzigen Rückbank. Diese lässt sich doch im Verhältnis 1/3 zu 2/3- wenn auch etwas umständlich - umklappen und erlaubt so eine größere Flexibilität bei Verteilung Gepäck und Mensch. Das Gepäckteil fasst in Normalstellung 195 Liter und ist auf einen Maximalwert von 1.013 Litern erweiterbar. Das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer ist für die Größe des Fahrzeugs gut. Die Verarbeitung gefällt, allerdings merkt man an den Kunststoffmaterialien, dass bei dem Kleinstwagen mit sehr spitzer Feder gerechnet wird. Aber es gibt ein Handschuhfach mit Klappe, die hinteren Seitenfensterscheiben lassen sich - je nach Ausstattung - manuell oder elektrisch ganz nach unten fahren. 

Als Alternative zum durchaus flott gezeichneten Standard-Karl hat Opel 2016 auch eine ,,Rocks"-Variante ins Programm genommen. Diese etwas höher gelegte Variante macht auf ,,SUVchen" und tritt unter anderem mit Stoßfängern und Radkasten-Planken im Offroad-Stil an. 

Motoren und Antrieb: Die Wahl des Motors fällt nicht schwer. Für den Vortrieb sorgt ein Einliter-Dreizylinder mit 55 kW/75 PS und 96 Nm. Das Aggregat, eine Ableitung des bekannten Dreizylinder-Turbos, das auch im Corsa und Adam zum Einsatz kommt, verzichtet im Karl auf Turbounterstützung, Direkteinspritzung und Ausgleichwelle. Sprintwunder darf man nicht erwarten, knapp 14 Sekunden dauert es von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei Tempo 170 erreicht. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles Fünfgang-Getriebe, optional stand bis 2018 ein automatisiertes Fünfgang-Getriebe (Easytronic) zur Wahl. Im Schnitt genehmigt sich der Karl 4,8 Liter. Anfang 2018 erfuhr das Aggregat eine leichte Überarbeitung und wurde von der Abgasnorm Euro 6 auf Euro 6d-temp gebracht, die Leistung sank leicht auf 54 kW/73 PS. Bis 2018 konnte man den kleinsten Opel in Kombination mit dem Dreizylinder auch in einer Autogasversion (LPG) ordern. 

Ausstattung und Sicherheit: Der Opel Karl startete ab 9.500 Euro. Klassentypisch ist die Basisversion (Selection) nur für Komfortverächter gedacht. Eine Klimaanlage kostete zu Beginn Aufpreis. Über die Produktionszeit änderten sich die Details der Ausstattungsstufen; Gebrauchtwageninteressenten müssen also genau auf die angegebenen Features des gewünschten Modells achten. Je nach Budget konnte der Karl mit fast allen geordert werden, was auch für größere Opel-Fahrzeuge erhältlich ist, darunter Sitzheizung, beheizbares Lenkrad, 16-Zoll-Alus, Navi, Nebelscheinwerfer sowie Smartphone-Integration mittels Apple Carplay und Android Auto. Als einziger Assistent kommt neben der serienmäßige Berg-Anfahr-Hilfe ein Spurhaltehelfer optional zum Einsatz. Beim NCAP-Crashtest erreichte der Kleine vier der fünf möglichen Sterne.

Qualität: Die TÜV-Prüfer würden den Karl fast immer durchwinken, wenn es nicht eine Schwachstelle gäbe. Viele Modelle fallen mit Ölverlust unangenehm auf. Ansonsten bemängeln die Prüfer die Einstellung des Abblendlichts. Die Prüfpunkte Fahrwerk, und Bremsen bereiten dagegen keine Probleme.

Fazit: Der Karl ist ein fast solider Geselle. Das zeigen auch die Gebrauchtwagenpreise. Interessenten müssen mit mindestens 5.000 Euro rechnen. Soll das Traumauto weniger als 100.000 Kilometer auf dem Buckel haben, werden eher 6.000 Euro fällig. Als Alternative zu gebrauchten Exemplaren können Kunden auch beim Opel-Händler vorbeischauen. Hier finden sich noch neue Restposten. 

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