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Erklärt: Notbremsassistent - Letzter Halt!

  • In AUTO
  • 29. Juni 2020, 08:20 Uhr
  • Michael Gebhardt/SP-X

Auffahrunfälle sorgen häufig für Blechscheiden, immer wieder aber auch für Verletzte und sogar Tote. Notbremsassistenten sollen solche Unfälle verhindern. So funktioniert's!

SP-X/Köln. Das Telefon klingelt, der Nachwuchs auf der Rückbank quengelt oder die eingepackte Stulle versteckt sich tief in der Tasche auf dem Beifahrersitz - schon eine kleine Unaufmerksamkeit am Steuer kann zu einem Unfall führen. Vor allem im Stadtverkehr gehören Auffahrunfälle zum Verkehrsalltag. Zum Glück entsteht dabei häufig nur Blechschaden. Sind allerdings Fußgänger oder Radfahrer mit in den Unfall verwickelt, gibt es oft Verletzte und leider auch Tote. 

Um die Gefahr solcher Auffahrunfälle zu reduzieren, verwenden immer mehr Hersteller sogenannte Notbremsassistenten. Die arbeiten, ähnlich wie die technisch deutlich einfacheren Kollisionswarner, mit Sensoren, die die Umgebung vor dem Auto überwachen. Diese Aufgabe übernehmen meistens Kameras oder Radarsysteme, aber auch Lasersensoren kommen dafür zum Einsatz. So lässt sich - üblicherweise auch nachts oder bei Regen - der Abstand zu anderen Fahrzeugen und auch die Geschwindigkeitsdifferenz ermitteln, also ob der andere schneller oder langsamer fährt als man selbst. Zusammen mit zahlreichen Daten des eigenen Fahrzeugs (unter anderem Geschwindigkeit, Gaspedalstellung und Lenkwinkel) berechnet der dafür zuständige Computer, ob ein Auffahrunfall droht. 

Ist das der Fall, gibt das System im ersten Schritt eine deutliche Warnung an den Fahrer ab - entweder durch ein akustisches Signal, eine Anzeige im Kombiinstrument oder beides. Während klassische Kollisionswarner damit ihren Dienst getan haben, geht die Arbeit des Notbremsassistenten weiter. Er errechnet, wie stark das Fahrzeug bremsen muss, um einen Unfall im besten Fall zu verhindern. Sobald der Fahrer dann auf die Bremse tritt, baut der Assistent automatisch den nötigen Bremsdruck auf - unabhängig davon, wie stark der Fahrer in die Eisen steigt. 

Neue Systeme gehen noch einen Schritt weiter: Wenn der Fahrer auf die Warnung (in der Regel wird mehrfach hintereinander Alarm geschlagen!) nicht reagiert, leitet der Wagen selbst eine Notbremsung ein. Dadurch sollen Auffahrunfälle im Idealfall komplett verhindert, zumindest aber die Unfallschwere reduziert werden. Während die Systeme anfänglich nur andere Autos als Hindernis erkannten, werden mittlerweile fast immer auch Fußgänger und Radfahrer erfasst. Einzelne Systeme erkennen sogar Tiere auf der Fahrbahn. 

Wichtig: Nicht alle Notbremsassistenten arbeiten in jedem Geschwindigkeitsbereich. Vor allem Systeme die einfachere und dadurch in der Regel günstigere Technik nutzen funktionieren oft nur bis 30 km/h oder bei Stadt-Tempo. Sie werden deshalb von den Herstellern auch oft als City-Notbremsassistent oder mit einem ähnlichen Begriff bezeichnet. Weil bei niedrigem Tempo die Zeit bis zum Aufprall oft zu kurz für eine Warnung ist, greifen manche Systeme in diesem Fall direkt ein. Das kann im Stadtverkehr auch ein falscher Alarm sein! Beispiel: Während der Fahrer sieht, dass ein langsameres Auto vor ihm gleich abbiegt, und er nicht extra bremsen muss, erkennt das System nur das Hindernis und steigt mitunter recht ruppig in die Eisen.

Wie gut (und ob) der Notbremsassistent funktioniert, hängt auch davon ab, ob die Sensoren freie Sicht haben. Sind die Kameras, Radar- oder Laser-Sensoren beispielsweise verschmutzt, kann es sein, dass die Notbremsfunktion nicht zur Verfügung steht. Dann bekommt der Fahrer in der Regel einen Hinweis. Übrigens: Voraussichtlich ab 2020 sollen City-Notbremsassistenten in Pkw Pflicht werden. Schwere Lkw müssen schon heute mit einem ähnlichen System ausgerüstet sein.  

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