Mehrwertsteuersenkung

Kommentar: Eine Frage des Charakters

Realisten oder Klugscheißer - je nach Blickwinkel werden beide Begriffe bei der Beschreibung des deutschen Charakters erscheinen. So wundert sich vermutlich niemand darüber, wenn jetzt die Senkung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte als lächerlich dargestellt wird. Drei Prozent sind eben relativ wenig, aber auch ganz schön viel, wenn es zum Beispiel um eine Lohnerhöhung geht. Aber können drei Prozent die Konjunktur anheizen?

Die veröffentlichte Meinung ist sich einig. Das kann nichts bringen, zumal kompliziert und mit Kosten verbunden. In der Tat versuchen einige uns per TV-Werbung zu erklären, drei Cent seien drei Prozent von 1,68 Euro. Also kommt der im TV so beliebte Realitätscheck zu dem Schluss: Alles ein Schuss in den Ofen.

Andere nutzen das Signal und verstärken es mit eigenen Aktionen. Allen voran die Automobilhersteller: Volkswagen, Toyota, Kia, Subaru, Renault, Nissan und Seat verzichten zurzeit schon ganz auf die neue oder sogar auf die alte Mehrwertsteuer, senken ihre Bruttopreise also um 16 Prozent oder 19 Prozent. Andere werden folgen. Solch eine Bewegung lässt keine Marke und keinen Händler unberührt. Schließlich suchen alle den Ausweg aus der Absatzkrise - nicht nur die Automobilwirtschaft.

Die Verbraucher werden es nutzen, im Supermarkt und beim Autohändler. Ob die zusätzliche Prämie von 2000 Euro der Elektromobilität auf die Sprünge hilft, darf aber auch in dieser Situation bezweifelt werden. Hybridauto-Käufer nehmen sie sicher gern. Aber das batterieelektrische Auto wird in seiner Nische immer noch nicht durchstarten können.

Egal. Seit 1. Juli steigt die Kampfstimmung bei den Anbietern. Die Realisten werden das für sich nutzen. Die anderen können ja stattdessen noch ein bisschen meckern. Das gehört ja angeblich ebenfalls zum deutschen Nationalcharakter. (ampnet/Sm)

STARTSEITE