Gebrauchtwagen

Gebrauchtwagen-Check: Seat Mii - Komfort nicht serienmäßig

Kleinstwagen sind vor allem im städtischen Umfeld praktisch. Passen sie doch in fast jede Parklücke. Komfort kostet aber meistens extra. 

Der Seat Mii debütierte 2012 in Deutschland. Der Kleinstwagen ist Teil der Drillinge im VW-Konzern, zu denen noch der Skoda Citigo und VW Up gehören. Die Drillinge unterscheiden sich nur geringfügig im Aussehen; der Spanier war allerdings immer etwas günstiger als die deutsche oder tschechische Verwandtschaft. Allen drei gemeinsam ist, dass konventionelle Motoren mittlerweile ausgedient haben und die Winzlinge nur noch als batterieelektrische Wägelchen im Angebot sind.  

 Karosserie und Innenraum: Beim Spanier ist die Frontschürze etwas kantiger gestaltet und es gibt andere Rücklichter und Felgen als bei den Konzerngeschwistern. Der Mii streckt sich auf kurze 3,56 Meter und bietet bis zu vier Personen Platz. Selbst die Hinterbänkler können zumindest auf kurzen Strecken passabel reisen; nicht selbstverständlich in der Zwergenklasse. Die Sitze sind zudem ordentlich gepolstert und bieten eine vergleichsweise gute Aufliegefläche. Den Kleinstwagen gibt es mit drei oder fünf Türen, wer öfter im Fond Passagiere befördern möchte, sollte zum Fünftürer greifen. In der Grundstellung fasst das Gepäckteil 251 Liter, klappt man die Rücksitzlehne um, sind es bis zu 951 Liter. Beim Interieur merkt man, dass beim Mii wie bei seinen Geschwistern mit spitzer Feder gerechnet wurde. Türverkleidungen, Kunststoffe oder die Teppichauslegware vermitteln nicht unbedingt einen haptisch anspruchsvollen Eindruck. Aber die Verarbeitung stimmt. 2016 erhielt der Mii ein Facelift. Der Innenraum wurde aufgehübscht.  

Motoren und Antrieb: Anders als beim VW up ist das Motorenangebot nur auf Vernunft ausgerichtet. Einen ,,GTI" sucht man vergebens. Der 1,0-Liter-Dreizylinder wird in zwei Ausbaustufen offeriert: mit 40 kW/60 PS und 55 kW/75 PS. Wer hin und wieder Autobahnen nutzen möchte, ist sicherlich mit dem stärkeren Aggregat besser bedient. Hier reicht es immerhin theoretisch für eine Höchstgeschwindigkeit von 172 km/h, der Standardspurt gelingt in 13 Sekunden. Bei der 60 PS-Version dauert es von 0 auf 100 km/h knapp 15 Sekunden, bei Tempo 160 ist Schluss.  

Standardmäßig ist ein manuelles Fünfgang-Getriebe für die Kraftübertragung bei beiden Motoren zuständig. Das muss man ordentlich nutzen, denn 95 Nm Drehmoment verlangen nach Schaltarbeit. Alternativ steht für beide Triebwerke ein automatisiertes Fünfgang-Schaltgetriebe zur Wahl. Im Schnitt genehmigt sich der kleine Motor zwischen 4,1 und 4,5 Liter, der größere will durchschnittlich einen halben Liter mehr. Außerdem hatte Seat eine Erdgas-Version im Angebot. Der Dreizylinder kommt hier auf 50 kW/68 PS.  

Ausstattung und Sicherheit: Das Wohlfühlen an Bord hängt stark vom gewählten Ausstattungsniveau ab. Die dreitürige Basisvariante kostete unter 9.000 Euro und hatte nicht viel Komfort zu bieten. Klimaanlage, Radiovorbereitung, Servolenkung oder höhenverstellbarer Fahrersitz sucht man hier vergeblich. Hier kurbelt man die Fensterscheiben noch ganz klassisch herunter. Hinten stellt sich dieses Problem nicht: Hier gibt es nur Ausstellfenster. Wer etwas mehr Annehmlichkeiten goutiert muss zu den höheren Niveaus (etwa Reference, Style, FR-Line) oder zu Sondermodellen wie etwa Mango oder I-Tech greifen. Aber Achtung: Eine Klimaanlage gehörte auch bei Style nicht zum Serienumfang und musste noch dazu gebucht werden. Elektrische Fensterheber oder elektrische Helfer für die Außenspiegel sowie eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung tauchen erst mit Style auf. Am besten man vergleicht die Angebote in den Gebrauchtwagen-Börsen genau, ob das gewünschte Fahrzeug die bevorzugten Komfortfeatures an Bord hat. Mit dem Facelift sind nun unter anderem modernere Infotainment-Systeme verfügbar.  

Die Modelle vor dem Facelift 2016 weisen noch eine Besonderheit auf. Von der Fahrerseite aus lässt sich mittels des elektrischen Fensterhebers (soweit vorhanden) nur die Scheibe auf dieser Seite nach unten oder oben bewegen. Wer die Scheibe gegenüber öffnen möchte, braucht entweder einen langen Arm, um den Schalter dort zu betätigen oder einen Beifahrer. In Punkto Sicherheit erzielte der Mii eine Fünf-Sterne-Wertung beim NCAP-Crashtest.  

Qualität: Beim TÜV schlägt sich der Mii gut. Zwei bis drei Jahre alte Fahrzeuge schaffen es in 90 Prozent der Fälle ohne den geringsten Mangel durch die Hauptuntersuchung (HU). Die älteren Modelle absolvieren die HU sogar besser als der Schnitt der untersuchten Fahrzeuge. Das dürfte auch daran liegen, dass Mii-Fahrer unterdurchschnittlich viele Kilometer zurücklegen. Kaufinteressenten sollten jedoch auf bei älteren Fahrzeugen darauf achten, dass die Bremsen einwandfrei funktionieren. Die Beleuchtung ist schon bei jüngeren Jahrgängen auffällig. Das Abblendlicht neigt zur Verstellung. Auch die Auspuffanlage sollte man genau inspizieren.  
Fazit: Der Mii ist ein praktisches Stadtauto. Die Basisversionen dürften aber nur verzichtbereite beziehungsweise abgehärtete Fahrer ansprechen. Wer zu Komfort neigt, sollte besser nach höheren Ausstattungslinien Ausschau halten. Style-Modelle mit Klimaanlage kosten ab rund 3.000 Euro.

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