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Tesla erhält Preis für Überwachungsorgie

Der US-Elektroautohersteller Tesla ist mit dem diesjährigen Big Brother Award für ,,Überwachungssysteme auf Rädern" ausgezeichnet worden, die sowohl ihre Passagiere als auch das Umfeld aufzeichnen. Den Negativpreis bekommt auch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen überreicht. Denn sein Bundesland hat 40 Millionen Datensätze mit permanent gespeicherten Autokennzeichen zusammen; obwohl einer solchen Vorratsdatenspeicherung juristisch mittlerweile enge Grenzen gesetzt sind.

Der Jury des Big Brother Award zufolge geht Tesla bei seiner Überwachungstechnologie so weit, wie sich nur wenige vorstellen können: Demnach würden mittels der Bordtelematik nicht nur Navigationsdaten, Positionen, Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen, sondern auch kurze Videoclips aufgezeichnet und übertragen.

Der Datenschützer Truman Kain habe zudem einen Minicomputer entwickelt und ihn an die USB-Schnittstelle eines Tesla angeschlossen. Damit habe er mittels Zugriff auf das System des E-Autos Kennzeichen und Gesichter analysieren und für ein selbst geschriebenes Programm verwenden können. Dieses warnte ihn - sobald ein bestimmtes Kennzeichen mehrfach in seiner Umgebung auftauchte - über sein Smartphone vor einer möglichen Verfolgung.

Brandenburgs Innenminister habe ähnliche Möglichkeiten geschaffen, heißt es aus der Jury des Big Brother Award. Während der Suche nach der minderjährigen Rebecca aus Berlin im Februar 2019 kam heraus, dass das Land Brandenburg den Wagen ihres ebenfalls gesuchten Stiefbruders über das KESY-Kennzeichenerkennungssystem ermittelte. Dieses wurde permanent eingesetzt, obwohl es eigentlich nur in spezifischen Verdachtsfällen Kennzeichen erkennen und speichern darf.

Der von Digitalcourage e.V. aus Bielefeld ausgerichtete Award greift auf eine Jury aus IT-Spezialisten, unter anderem den Vorsitzenden des Chaos Computer Club, Frank Rosengart, sowie der Internationalen Liga für Menschenrechte, Dr. Rolf Gössner, zurück. (ampnet/deg)

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