Motorsport

Mick Schumacher: Bereit für den großen Sprung

  • In MOTORSPORT
  • 8. Oktober 2020, 15:08 Uhr
  • Andreas Reiners

Mick Schumacher feiert am Nürburgring sein Debüt in der Formel 1. Zunächst ist es nur ein Trainingseinsatz. Doch für 2021 hat der Sohn von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher einen Stammplatz im Visier.


Das Timing ist unglücklich. Freundlich ausgedrückt. Denn RTL zeigt 2021 keine Formel 1 mehr, die Königsklasse des Motorsports wird dann von Pay-TV-Sender Sky übertragen, verschwindet also hinter der Bezahlschranke. Und das zu einem Zeitpunkt, wo Mick Schumacher an die Tür zur Formel 1 klopft. Der Sohn von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher.

Dem Michael Schumacher, dessen Karriere RTL vom Anfang bis zum Ende begleitet hat, in der Hochzeit saßen bis zu zwölf Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Seit 1991 hat der Kölner Privatsender die Formel 1 ohne Unterbrechungen frei empfangbar gezeigt. Doch jetzt ist RTL raus. Sky soll das Vierfache gezahlt haben, was RTL zu zahlen bereit war.

So oder so: Mick Schumachers Aufstieg dürfte nicht mehr aufzuhalten sein. In der Formel 2 fährt er dem Titel entgegen, er hat vier Rennen vor Saisonende 191 Punkte, sein erster Verfolger Callum Ilott 169 Zähler. Das deutlichste Zeichen aber, wohin die Reise gehen wird: Mick Schumacher gibt jetzt sein Formel-1-Debüt, sitzt im freien Training in einem Alfa Romeo. Und das passenderweise im Rahmen des Eifel-Grand-Prix am Nürburgring, im einstigen "Wohnzimmer" seines Vaters also.

"Die Vorfreude ist sehr groß", sagte der 21-Jährige im RTL-Interview: "Ich glaube, es wäre unfair zu sagen, dass ich Erwartungen habe. Dadurch dass ich einfach nicht weiß, was auf mich zukommt."

Ein typischer Schumacher. Druck hat er auf seinem Weg durch die Nachwuchsklassen nie an sich gelassen, obwohl der Hype stets riesig war und der Druck größer als bei anderen Altersgenossen. Ob nun in den beiden Jahren in der Formel 4 mit dem Vize-Titel 2016, in den beiden Jahren in der Formel 3 mit der Meisterschaft 2018 oder in den beiden Saisons in der Formel 2, dem direkten Unterbau der Formel 1: Stets arbeitete sich Mick Schumacher nach vorne, lernte und entwickelte sich weiter.

"Der Schritt in die Formel 1 ist richtig. Aber auch da muss man ihm die Zeit geben, um sich entwickeln zu können. Die benötigt er, aber er lernt und kann die Dinge umsetzen. Bei ihm kommt immer ein Schritt mehr", sagte RTL-Experte Timo Glock dem mid.

Natürlich habe er vor der ganzen Sache Respekt, sagt Mick Schumacher. "Es ist das erste Mal, dass wir vor den großen Augen fahren: Vor allen Teamchefs, vor allen CEOs, vor allen Teams - von daher werde ich versuchen, das zu machen, was ich kann. Ich versuche, mein Bestes abzuliefern", sagt Mick Schumacher, der 2019 bereits Testfahrten im Ferrari und Alfa Romeo absolvierte. Doch ein Training ist etwas anderes als ein Test.

Timo Glock weiß allerdings auch: Mick Schumacher mag reif für den Sprung sein, doch der ist von der Formel 2 in die Formel 1 noch einmal gewaltig: "Aber wenn er im richtigen Team ist, wird er in Ruhe herangeführt. Dann sollte das passen." Alfa Romeo soll tatsächlich Mick Schumachers Team werden, sein Teamkollege ist Altstar Kimi Räikkönen. Kein großer Redner, dafür der erfahrenste Mann im ganzen Feld.

Mick Schumacher weiß, wie groß die Hoffnungen und die Erwartungen der deutschen Fans sein werden. Auch das hat er in den vergangenen Jahren gelernt. "Ich glaube, dass viele auf uns achten, aber im Endeffekt muss ich mich auf mich konzentrieren."

Angst hat Mick Schumacher nur davor, dass ihm der Regen einen Strich durch die Rechnung machen könnte. "Hoffentlich wird es nicht allzu nass, damit wir ein bisschen rausfahren können, sonst wird es mehr Warterei als dass gefahren wird", meint der Rookie. Auch das wäre ohne Frage ein unglückliches Timing.

Andreas Reiners / mid

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